Atempausen fürs Gehirn
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Das menschliche Nervensystem wird im Alltag von vielen Reizen bombardiert, es muss immer wieder Höchstleistungen vollbringen. Gönnen Sie ihm deshalb ab und zu Erholungspausen.

Das rund 1400 Gramm schwere Gehirn ist das Zentrum des komplexen Nervensystems. Rund eine Billion Verbindungen – sogenannte Synapsen – sorgen für den Austausch von Impulsen zwischen den rund 80 Milliarden Gehirnzellen. Selbst im Schlaf sind diese sehr aktiv.

Flut an Informationen

In der modernen Zivilisation verlangen viele Wahrnehmungen nach Aufmerksamkeit: Verkehrsschilder, Plakate, Zeitungsschlagzeilen, SMS, Werbespots, Sonderangebote, Strassenlärm – die Liste liesse sich endlos verlängern.

Onlinemedien, wie etwa Whatsapp und Instagram, vergrössern die Flut an Informationen erheblich. Eine längere Konzentration auf ein Thema wird anspruchsvoller, die Störenfriede nehmen zu. Häufige Ablenkungen erhöhen messbar die Fehlerquote bei Tätigkeiten, dies belegen Untersuchungen.

Medienkonsum kann beunruhigen

Zudem: Negative Informationen bleiben im Gehirn länger haften als positive. Dies ist in der Evolution begründet, da das Gehirn für das frühzeitige Erkennen von Gefahren eingerichtet ist. Die modernen Informationstechnologien sorgen dafür, dass Unglücke, die weit entfernt passiert sind, innert wenigen Minuten auch in den Schweizer Schlagzeilen auftauchen. Ein Erdbeben in Indonesien oder eine Überschwemmung in Südamerika sind in der Regel keine direkte Bedrohung für Menschen in der Schweiz. Gleichwohl werden wir hierzulande mit verstörenden Bildern in den Medien konfrontiert. Wie Untersuchungen ergeben haben, erleben Menschen mit häufigem Medienkonsum ihre Umgebung als bedrohlicher als Personen, die wenig TV oder Internet konsumieren.

Durch die konstante Berieselung befindet sich das Nervensystem häufig in einem leichten Erregungszustand. Dies macht das Abschalten schwierig und erschwert das abendliche Einschlafen. Unter dem Einfluss von Stresshormonen werden bestimmte Regionen im Gehirn stimuliert, andere reduzieren ihre Tätigkeit. Dies zeigen Messungen des Blutflusses mittels Spezialgeräten.

«Unter Stress fällt das besonnene Nachdenken schwerer. Das Gehirn ist dann darauf ausgerichtet, rasche Entscheidungen zu treffen. Das Erleben wird oberflächlicher.»
Adrian Zeller

Dem Gehirn eine Auszeit gönnen

Um wieder vermehrt über die Inhalte im eigenen Kopf bestimmen zu können, sollten Sie sich regelmässig für ein paar Minuten aus der Flut an Reizen zurückziehen.

Rückzug in die Natur

Rückzug in die Natur

Am leichtesten geschieht dies bei einem Spaziergang in der Natur. Laut Forschung zeigen bereits wenige Minuten Aufenthalt in der Natur eine messbar positive Wirkung: Blutdruck und Puls sinken. Hauptursache für diese Effekte ist das Absinken des Gehalts an Stresshormonen im Blut. Oder anders ausgedrückt: Die Natur wirkt entspannend und gesundheitsfördernd.
Schönes bewusst wahrnehmen

Schönes bewusst wahrnehmen

Nicht immer findet sich Zeit oder Gelegenheit für einen Spaziergang durch einen Wald, an einem Flussufer oder durch eine Baumallee. Doch auch schöne Bilder können bereits entspannend wirken: Das Gehirn reagiert sehr stark auf bildhafte Reize, es verarbeitet sie viel schneller als sprachliche Informationen. Schenken Sie daher einem Kinderlachen, einem Blumenstrauss oder einem blühenden Obstbaum bewusste Aufmerksamkeit.
Angenehme Bilder helfen

Angenehme Bilder helfen

Sie können auch entsprechende Fotos in den Wohn- oder Arbeitsräumen aufhängen: Wohltuende Bilder schwächen die Wirkung von Unglücksmeldungen nachweislich ab.
Fantasie und Atmung

Fantasie und Atmung

Um dem Gehirn etwas Entspannung zu verschaffen, denken Sie sich für einige Augenblicke in der Fantasie an einen Platz, an dem Sie sich besonders wohlfühlen – eine Sitzbank unter einem schattigen Baum, ein Seerosenteich, ein Sandstrand oder ein Sonnenaufgang auf einem Berggipfel. Einige ruhige und tiefe Atemzüge verstärken die Erholung des Nervensystems.