Sie brummeln. Sie nicken. Sie lächeln. All das – nur sprechen, das tun sie nicht. In einer Umfrage einer Online-Partnerbörse beklagten sich 62 Prozent der Frauen, dass sie ihren Männern jedes Wort aus der Nase ziehen müssen. Diese Klage steht auf Platz eins der Gründe, die «nerven».
Warum schweigen Männer in Beziehungen so oft? Ein «schweigsamer Mann» könnte so antworten: «Das ist ein Zeichen, dass wir uns in eurer Gegenwart ganz entspannt so geben können, wie wir wirklich sind, und das ist manchmal schlicht schweigsam. Fremden gegenüber halten wir meistens eine freundliche Fassade aus höflichem Small Talk aufrecht – in der Beziehung müssen wird das nicht.»
Doch Schweigen führt in jeder zwischenmenschlichen Bindung irgendwann zu Problemen. Der Ablauf ist oft der gleiche: Sie möchte ein Gespräch. Er versteckt sich hinter der Zeitung oder sitzt vor dem Computer und brummt kurz angebunden: «Ach nein, nicht schon wieder.» Sie: «Doch es ist wichtig für mich.» Er: «Warum müssen wir dauernd reden und irgendwelche Probleme durchkauen?» Sie: «Darum geht es doch gar nicht.» Er: «Lass mich jetzt einfach in Ruhe die Zeitung lesen.» Die Frau reagiert darauf entweder wütend und insistiert, nicht selten zieht sie sich aber unglücklich zurück. Der ganze Ablauf könnte auch mit umgekehrten Rollen stattfinden: Es gibt auch Frauen, die schweigen, und Männer, die reden wollen! Doch tendenziell häufiger sind es die Männer, die schweigen.
Dabei hat doch alles einmal so schön angefangen. Erinnern Sie sich noch an die ersten Tage und Wochen mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin? Worüber haben Sie sich ausgetauscht? Was wollten Sie ihm/ihr unbedingt alles mitteilen? Was wollten Sie unbedingt alles von ihm/ihr wissen? Wenn es Ihnen wie den meisten Menschen geht, dann hat der Wunsch nach Austausch und die Zeit, die sie sich füreinander nehmen, im Laufe der Partnerschaft mehr oder weniger nachgelassen.
Die Ehe wird häufig in der Vorstellung geschlossen, sie sei ein statisches Gebilde, das durch all die Jahre hindurch gleich bleibe und gleich bleiben müsse, vergleichbar mit Märchen, die mit dem Satz aufhören: «Und sie heirateten und waren glücklich bis ans Ende ihrer Tage.»
In Wahrheit ist eine Partnerschaft aber nicht ein Zustand, sondern ein Prozess. Damit eine Beziehung hält und für beide beglückend ist, braucht es das Gespräch. Doch in der Realität ist es oft anders. Die Ratgeberliteratur ist voll von Büchern, in denen Frauen sich darüber beklagen, dass sich ihre Partner weigern, mit ihnen zu reden. Männer schweigen, statt Konflikte offen auszutragen. Sie geben ihre Gefühle nicht preis und fressen alles in sich hinein, in der Hoffnung, eine Missstimmung löse sich mit der Zeit von allein auf.
Natürlich können auch Männer reden, manchmal wie ein Buch – allerdings oft nur über Themen wie Beruf, Hobby, Sport, Auto oder Wirtschaft! Frauen brauchen ein Gegenüber, mit dem sie sich austauschen können. Täglich, immer wieder, mitunter nur über Belanglosigkeiten, manchmal auch über grosse Probleme. Frauen sind mehr beziehungsbezogen und wollen sich über ihre Gefühle austauschen, manchen Männern bereitet dies Mühe.
Gründe hierfür sind alte Werte oder Vorurteile, die heute noch in vielen Köpfen stecken, nämlich, dass Männer, die über Gefühle reden, schwach sind.
Eine Beziehung setzt gegenseitiges Interesse sowie Vertrauen voraus. Ist beides erst einmal aufgebaut, wird bei Paaren meist ungehemmt über alles gesprochen und diskutiert. Doch dieses Verhalten muss gepflegt werden, sonst kann es sich nach ein paar Jahren in Richtung Schweigen ändern. Die meisten Frauen reagieren dann enttäuscht, wenn der Partner immer weniger redet. Doch für ein konstruktives Miteinander in Bezug auf die Kommunikation sind beide Geschlechter gleichermassen gefordert.
Männer müssen vor allen Dingen lernen, zwischen den Zeilen zu lesen und nachzufragen, wenn sie sich nicht sicher sind, was die Partnerin meint. Frauen sagen häufig nicht direkt, was sie denken und das sorgt für Missverständnisse. Manchmal denken sie auch nur laut und sind sich dessen nicht bewusst. Sie können nicht darauf vertrauen, dass ihre verschlüsselten Botschaften beim Mann ankommen. Anstatt zu sagen: «In der Stadt wurde ein neues Lokal eröffnet», sollten sie ihren Wunsch direkt äussern: «Hast du Lust, mit mir in das neue Restaurant essen zu gehen?»
Wenn die Kommunikation öfter falsch läuft, entsteht schnell ein Teufelskreis: Anstatt miteinander, reden Paare aneinander vorbei beziehungsweise missverstehen sich. Die Folge: Gemeinsame Gespräche reduzieren sich auf ein Minimum. Wer nicht miteinander spricht, hat auch keinen Streit. Dieses Verhalten kann unerträglich werden.
Wichtig: Manchmal ist es richtig, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Und zu guter Letzt noch ein Zitat des berühmten französischen Schauspielers Jean Gabin: «Die Ehe ist kein Fertighaus, sondern ein Gebäude, an dem ständig konstruiert und repariert werden muss.»