Diptam: duftende Zierpflanze
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Die zierliche Pflanze Diptam ist selten und steht in vielen Ländern unter Naturschutz. Sie enthält ausserordentlich viele verschiedene Inhaltsstoffe und wurde deshalb in früheren Zeiten als Heilpflanze genutzt.

Selten und wärmeliebend

Die zierliche Pflanze Diptam (Dictamnus albus) aus der Familie der Rautengewächse (Rutaceae) ist hauptsächlich in Süd- und Osteuropa verbreitet, kommt gelegentlich aber auch in der Schweiz und Deutschland vor. Sie liebt lichte Fichten- und Eichenwälder, die Südschweiz oder felsige Standorte. In der Reifezeit kann sie mit der Nase leicht aufgespürt werden. Die Drüsen ihrer Fruchtstände verströmen einen herrlichen Duft nach Vanille und Zitrone. Doch aufgepasst, die Pflanze ist selten und steht in vielen Ländern unter Naturschutz. Da der brennende Busch schön blüht, lohnt es sich, diesen im eigenen Garten zu pflegen. Allerdings liebt die Pflanze karge, kalkhaltige Böden und viel Sonnenschein. Wer so ein warmes Plätzchen hat, kann sich über den Diptam als Zierpflanze freuen.

Brennen und verbrennen

Weniger geeignet ist es, wenn Kinder im Garten herumtoben, denn die Pflanze sollte nicht berührt werden, da sie phototoxische Stoffe enthält. Kommt jemand mit diesen Inhaltsstoffen in Berührung und setzt anschliessend die Haut den Sonnenstrahlen aus, kommt es zu bösen Verbrennungen. Da dies auch ganz unabsichtlich passieren kann, wird das Hautproblem Wiesengräserdermatitis genannt.

«(...) die Pflanze sollte nicht berührt werden, da sie phototoxische Stoffe enthält. Kommt jemand mit diesen Inhaltsstoffen in Berührung und setzt anschliessend die Haut den Sonnenstrahlen aus, kommt es zu bösen Verbrennungen.»
Judith Dominguez

Die Pflanze ist randvoll mit flüchtigen ätherischen Ölen. Diese sind teilweise so flüchtig, dass sie sich an warmen Tagen sogar selbst entzünden können. Dieses Phänomen gab ihr den Namen brennender Busch. Ob der in der Bibel erwähnte brennende Busch ein Diptam war, ist allerdings nie nachgewiesen worden. Der brennende Busch in der Bibel hat nämlich Dornen und der Diptam nicht.

Jedenfalls enthält die Pflanze ausserordentlich viele verschiedene Inhaltsstoffe und wurde deshalb in früheren Zeiten als Heilpflanze genutzt, wie auch Hildegard von Bingen beschrieb.

Pflanzlicher Entkalker

Hildegard von Bingen, die berühmte Heilkundige aus dem Mittelalter, empfahl die Diptamwurzel gegen Kalkablagerungen und Versteinerungen. Im menschlichen Körper können sich ganz unterschiedliche Steine bilden. Dazu gehören die äusserst schmerzhaften Gallen-, Blasen oder Nierensteine. Die Verkalkung der Blutgefässe führt zur Mangelversorgung der Organe mit Blut und dem darin enthaltenen Sauerstoff. Die Folgen dieser Zivilisationskrankheit sind zum Beispiel Herz- und Kreislauferkrankungen, Thrombosen oder gar Schlaganfälle.

Hildegard von Bingen wusste zwar sehr viel weniger über diese medizinischen Zusammenhänge, aber Steinleiden waren bereits zu ihrer Zeit bekannt. Sie empfahl, die Diptamwurzeln zu pulverisieren und mit etwas Honig vermischt einzunehmen. Das Pulver ist wahrlich eine bittere Medizin, aber offenbar sehr wirksam.

Diptampulver kann in Spezialgeschäften gekauft werden. Es wird empfohlen, dieses in Saucen zu mischen, über das Essen zu streuen, als Gewürz der Suppe beizumischen oder über das Butterbrot zu verteilen. So verwendet, ist die Wurzel eher Gewürz als Heilmittel und wird auch so deklariert.

Homöopatische Dosen

Die Wurzel des brennenden Busches wird heute kaum noch als Heilmittel verwendet. Einerseits fehlen die wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit gegen Steinleiden und Arteriosklerose, andererseits gehört die Pflanze heute zu den Giftpflanzen. Da in der Homöopathie mit Verdünnungen gearbeitet wird, sind giftige Inhaltsstoffe kein Problem. Bereits im Mittelalter wurde die Heilpflanze bei Frauenleiden genutzt. In der Homöopathie werden allerdings die Blätter verwendet und oft mit Hirtentäschli oder Frauenmantel gemischt.

«Die Wurzel (...) wird heute kaum noch als Heilmittel verwendet. Einerseits fehlen die wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit (...), andererseits gehört die Pflanze heute zu den Giftpflanzen. Da in der Homöopathie mit Verdünnungen gearbeitet wird, sind giftige Inhaltsstoffe kein Problem.»
Judith Dominguez

In der Homöopathie lehnt man sich bis heute an die Weisheit früherer Heilkundiger an, wenn man den Diptam als Mittel gegen Wurmerkrankungen einsetzt. Die Arzneien gegen Magendarmbeschwerden und Blähungen werden aus frischen Blättern zubereitet. Sie werden in Potenzen von D3 bis D6 empfohlen. Das heisst im Herstellungsprozess wird die Urtinktur entsprechend oft verschüttelt und damit verdünnt. Bei dieser Anwendung sind keine Nebenwirkungen bekannt.