Im Laufe eines Menschenlebens muss das Verdauungssystem rund dreissig Tonnen Lebensmittel verwerten; dies verlangt ihm viel ab. Ab und zu sollte man dem Verdauungsapparat deshalb Tage der Regeneration gönnen.

Leistungsstarker Verdauungsapparat

Schier unglaublich, was ein durchschnittlicher Mensch im Laufe von 75 Lebensjahren so alles konsumiert: Darunter fallen 6,5 Tonnen Früchte und Gemüse, die Fleischmenge von 40 Schweinen und einigen Hundert Hühnern. Zusätzlich muss das Verdauungssystem rund 60 000 Liter Getränke verwerten. Hinzu kommen eine ganze Reihe Farb- und Konservierungsstoffe sowie Geschmacksverstärker. Sämtliche flüssige und feste Nahrung muss einen rund acht Meter langen Schlauch passieren. Unterwegs sorgen verschiedene physikalische und chemische Prozesse dafür, dass der Körper aus jeder Portion Raclettekäse, jedem Tortenstück und jedem Glas Prosecco sämtliche Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Kohlenhydrate herauslösen kann. Je nach Beschaffenheit der Nahrung, benötigt der Verdauungsapparat dazu unterschiedlich lang. Spätestens nach 24 Stunden ist auch das zähste Schnitzel in seine Einzelteile zerlegt. Bis die unverdaulichen Überreste ausgeschieden sind, kann es bis zu drei Tage dauern.

Komplexes Nervensystem: das Bauchhirn

Der menschliche Organismus ist als Mischkost-Verwerter eingerichtet. Mit anderen Worten, trotz feinster Tischmanieren ist er eine Art Mittelding zwischen Raubtier und Pflanzenfresser. Sein Verdauungssystem muss sich auf Salate genauso wie auf Nüsse oder auf Fondue einstellen können.

Ein eigenes komplexes Nervensystem, das sogenannte «Bauchhirn», kontrolliert und steuert die Abläufe in jedem Abschnitt des Magen-Darm-Traktes. Dazu verfügt es über mehr als 100 Millionen Nervenzellen, die von der Speiseröhre bis an den Darmausgang verteilt sind. Dieses komplexe Steuerungssystem analysiert, wie die Nahrung zusammengesetzt ist und sorgt dafür, dass die einzelnen Sekrete in der richtigen Menge und zum passenden Zeitpunkt ausgeschüttet werden. Es ist zudem dafür verantwortlich, dass der Nahrungsbrei unterwegs rechtzeitig zur nächsten Station weiter transportiert wird. Je nach Nahrungsinhaltsstoffen dauern die einzelnen Prozessschritte unterschiedlich lange. Das Nervenzentrum im Bauch sowie das Gehirn im Kopf tauschen unablässig Botschaften aus.

Erholung für den Bauch

Ein kleiner Rundgang

Der Mund ist die erste wichtige Station der Nahrungsverwertung. Selbst die erlesensten Köstlichkeiten werden hier von den Zähnen geschreddert und mit reichlich Speichel vermengt. Dieser sorgt dafür, dass selbst trockenes Knäckebrot mühelos durch die Speiseröhre rutschen kann.

Nach der ersten mechanischen Nahrungszerkleinerung im Mund, kommt es zu einem vier- bis fünfstündigen Zwischenhalt. Magensekret mit einem hohen Säuregrad wirkt auf die Speisen ein. Gleichzeitig werden sie durch die muskulösen Magenwände geknetet. Nach dieser Prozedur bleibt selbst von erlesenen Kreationen eines Sternekochs nur noch ein dünner Brei übrig.

Die suppenartige Flüssigkeit à la Birchermüesli wird in kleinen Portionen in den Dünndarm befördert. Dort werden ihr weitere Chemikalien beigemengt. Unter anderem sorgt Gallensaft dafür, dass die Fette aufgespalten werden, denn der Körper kann diese nur in zerlegter Form weiterverarbeiten. Das basische Dünndarmsekret neutralisiert schliesslich die aggressive Salzsäure im Nahrungsbrei. Rund sechs Stunden dauert dieser Prozess. Spurenelemente, Mineralstoffe, Proteine und die vielen weiteren Inhaltsstoffe der Nahrung werden hier über die Darmwände in den Organismus aufgenommen. Zu diesem Zweck ist der Dünndarm stark aufgefaltet und mit winzigen Zotten versehen, um eine möglichst grosse Resorptionsfläche zu erreichen. Würde man diese ausbreiten, könnte man damit einen ganzen Tennisplatz bedecken. Das gesamte Gebiet muss vom Immunsystem permanent abgesichert werden, denn beim Übertritt der Nahrung ins Blut könnten auch schädliche Bakterien in den Kreislauf gelangen.

Im letzten Abschnitt der Verdauung, dem rund 1,2 Meter langen Dickdarm, wird den übrig gebliebenen Nahrungsbestandteilen Flüssigkeit entzogen. Hier ist das Hauptarbeitsgebiet der rund 1,5 Kilogramm schweren Darmflora, auch Mikrobiom genannt. Die Mikroben sind in der Lage, die allerletzten verwertbaren Inhaltsstoffe aus den Speisen herauszulösen.

Auf Signale achten

Gelegentlich signalisiert der Bauch, dass er an seine Belastungs­grenzen stösst, etwa durch Völlegefühl, Krämpfe, übermässige Blähungen, Verstopfung oder Durchfall. Ärger, Sorgen und hastiges Herunterschlingen von Speisen verursachen Bauchgrimmen. Ebenso schwer verdauliche Mahlzeiten. In solchen Fällen sollte man nicht zu Verdauungsschnaps greifen, sondern vielmehr dem Verdauungssystem eine Erholungspause gönnen.

Entlastungstage: behutsamer Ein- und Ausstieg

Der Übergang zu Entlastungstagen kann mit langsamer Reduktion von Koffein, Alkohol, Zucker und fettreichen Lebensmitteln eingeleitet werden. In der Folge treten weniger «Entzugserscheinungen» in Form von Gereiztheit, Kopfschmerzen oder Heisshungerattacken auf.

Bereits ein Tag reduzierter Nahrungsaufnahme wirkt erholsam auf das Verdauungssystem; ein ganzes Wochenende oder eine Ferienwoche erhöhen diesen Effekt. Grundsätzlich wird an diesen Tagen zu den Hauptmahlzeiten gegessen; für Entlastungstage eignen sich Reis- oder Haferschleimsuppe, bei Bedarf kann man auch als Zwischenmahlzeit darauf greifen. Sie sind leicht verdaulich und versorgen den Organismus dennoch mit Energie. 

Während der Tage mit reduzierter Nahrungsaufnahme sollten zwei bis drei Liter warmes Wasser und/oder Kräutertee getrunken werden.

Gegen Ende der Entlastungstage kann man der Suppe etwas Petersilie oder auch Brokkoli oder Karotten beigeben. Damit gewöhnt sich das Verdauungssystem behutsam wieder an Mehrarbeit.

Der Unterbruch der Essensroutine kann sich anschliessend als Steigerung der Verpflegungsqualität auswirken:

Erholung für den Bauch

Erholung auch für den Geist

Viele Menschen berichten, Tage mit reduzierter Nahrungsaufnahme hätten bei ihnen auch eine Entlastung des Geistes bewirkt. An Entlastungstagen sollte tagsüber auf genügend Erholungspausen sowie auf ausreichend Nachtruhe geachtet werden. Des Weiteren fördern Spaziergänge, Übungen in Yoga und Tai Chi die Tätigkeit der Organe; grosse körperliche Anstrengungen sollten jedoch vermieden werden. Auch bewusstes Atmen fördert die innere Ruhe, ebenso Massagen und Kräuterbäder.

Körperliche Auswirkungen

Entlastungstage sollen bei verschiedenen körperlichen Störungen Linderung bringen. Dies besagen vor allem Erfahrungswerte, gründliche wissenschaftliche Studien sind noch ausstehend.

«Die Geschmacksknospen werden neu sensibilisiert und man isst bewusster, merkt genauer, was der Körper braucht und was ihn überfordert.»
Adrian Zeller

Ernährungsexperten betonen, der eigene Körper wisse aus Erfahrung genau, was er benötigt. Er besitzt eine innewohnende sogenannte kulinarische Intelligenz, die auf langjähriger Erfahrung basiert. Wenn man sich darin übt, auf die Signale des Körpers zu achten, mutet man ihm keine Speisen zu, die er nicht verträgt.

«Sie sollen beispielsweise Hautausschläge, häufig auftretende Verdauungsprobleme, Wasseransammlungen im Gewebe, vermehrte Harnwegsinfekte, gehäufte Kopfschmerzen, eine häufig verschleimte Nase und Lunge sowie Übergewicht lindern.»
Adrian Zeller

Dies gilt es zu bedenken: Entlastungstage sind nicht in jedem Fall sinnvoll. Zum Beispiel, wenn man häufig friert, einen geschwächten Kreislauf hat sowie nach einer Krankheit oder einem Unfall. Auch bei Untergewicht sollte man auf die Nahrungsreduktion verzichten.