Wer sich für die bevorstehende Erkältungs- und Grippesaison wappnen möchte, kann mit einer abwechslungsreichen Ernährung schon sehr viel tun. Das Immunsystem ist ein komplexes Gebilde aus zellulären und humoralen Bestandteilen; unsere Ernährung hat grossen Einfluss darauf.

Mit dieser Einleitung hat Noah Frehner, dipl. Drogist HF, meine erste Frage bereits vorweggenommen und beantwortet. Und, schon mitten im Thema, erklärt er mir weiter: «Unser Körper braucht einerseits die Makronährstoffe (Proteine, Kohlenhydrate, Fette) in qualitativ und quantitativ richtiger Zusammensetzung, damit er überhaupt funktioniert; und andererseits die Mikronährstoffe. Dazu gehören Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.»

Frisch, farbig, regional

Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, seien viele verschiedene Früchte und Gemüse grundsätzlich eine gute Basis: «Diese sollten regional und frisch, möglichst naturbelassen, unverarbeitet und schonend zubereitet sein; etwa als Rohkost oder im Dampfkochtopf oder Dampfgarer – damit die wertvollen Inhaltsstoffe geschützt und erhalten bleiben.» Bei den Zubereitungsarten, egal ob kalt oder warm, müsse jeder für sich selber herausfinden, was passe; nicht jeder Mensch vertrage alle gleich gut.

«Als Experiment sehr aufschlussreich ist ein Esstagebuch, in dem man mal für eine Woche notiert, was gegessen wird: Häufig täuscht man sich gewaltig in Sachen Vielfalt und ‘gesunden’ Anteilen.»
Noah Frehner

Das Ziel wäre, Ende der Woche alle Farben im Teller gehabt zu haben und damit eine breite Abdeckung an Nährstoffen; verschiedene Protein- und Kohlenhydratquellen zu sich zu nehmen und gute, natürliche Fette (ungesättigte Fettsäuren, insbesondere Hanf-, Lein- und Rapsöl): «Wenn einem das gelingt, ist schon sehr viel getan!»

Gewürze, Tees und mehr

Für noch mehr Alternativen und inhaltliche und geschmackliche Ergänzung der Basislebensmittel sorgten Gewürze und Kräuter, etwa Ingwer, Galgant und Zimt, Kurkuma oder Muskatnuss, «und interessant ist auch Kakao, wegen seinem sehr breiten Spektrum an Mineralstoffen. Geben Sie die Gewürze beim Kochen möglichst früh bei, schon beim Anbraten oder Dämpfen.»

Bei Tees wiederum gebe es keine Mischungen, die spezifisch das Immunsystem unterstützen; alle könnten aber präventiv entsprechend «gepimpt» werden, etwa mit frischem Zitronensaft oder Fruchtsäften (wie Aronia) und Ingwer. «Und Sorten mit Thymian oder Salbei, also die typischen Erkältungstees», so Frehner weiter, «haben aufgrund der ätherischen Öle eine antimikrobielle Wirkung: Das unterstützt die Schleimhäute in ihrer Schutz- und Abwehrfunktion. Spätestens, wenn die Heizsaison einsetzt und die Raumluft trockener wird, sollten Sie ja sowieso auf genügend Flüssigkeit achten.»

Darmschleimhaut und Nahrungsergänzung

Wer immer wieder geplagt sei von Erkältungen, sollte zudem seine Darmschleimhaut nicht ausser Acht lassen:

«Da kann man mit fermentierten Nahrungsmitteln viel machen. Dazu gehören Sauerkraut – und mit Kimchi zunehmende Einflüsse aus dem asiatischen Raum, wie etwa fermentierte Randen, ein sehr spannendes Produkt. Oder Sie fassen gar eine Darmsanierung ins Auge; dafür wäre jetzt noch genügend Zeit vor dem Winter.»
Noah Frehner

Schliesslich wäre da noch das breite Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln, «beispielsweise zur spezifischen Ergänzung bei bestimmten Ernährungsformen, etwa ein Vitamin-B-Komplex bei Veganern oder Vegetariern. Aufgrund der Vielfalt an Möglichkeiten ist eine sorgfältige Beratung wichtig. Man kann beispielsweise auch eine reduzierte Aufnahme an Nährstoffen unterstützen beziehungsweise verbessern; fehlende Stoffe zuführen oder vorhandene zusätzlich energetisieren, wenn die Ernährung die nötigen Mikronährstoffe liefert, diese aber nicht in die Zellen aufgenommen werden und Mangelerscheinungen auftreten.

Oft habe ich beobachten können, dass die Immunreaktion eine Antwort auf körperliche, seelische und geistige Herausforderungen ist. Will heissen: Flexibilität ist gefragt – auch auf dem Teller!»

Wichtige Mikronährstoffe fürs Immunsystem

  • Vitamine: A, B-Komplex, C, D, E
  • Mineralstoffe: Eisen, Zink, Mangan, Selen
  • Sekundäre Pflanzenstoffe: Senfölglykoside und Phytoöstrogene

«Immunmüesli à la Noah»

Hafer- gemischt mit Amaranthflocken, Haferkleie, gemahlene Paranüsse; verfeinert mit Saisonfrüchten und getoppt mit etwas Kakao, Karob oder Zimt.

Damit tut man sich schon morgens viel Gutes!

Ann-Brita Dähler