Estragon (Artemisia dracunculus) aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Legendäres Kraut

«Der kleine Drache», wie der Estragon aus dem Lateinischen übersetzt heisst, war in der Antike ein wichtiges Kraut. Die Menschen hängten getrocknete Büschel in ihren Häusern auf und glaubten, dadurch Schlangen und andere Gifttiere fernhalten zu können. Im Mittelalter brachten die Kreuzfahrer das duftende Kraut mit nach Europa – und mit ihm die Legende der Schlangenbeschwörung. Deshalb glaubte man im Mittelalter, dass ein Büschel getrockneter Estragon unterwegs vor den Bissen von Schlangen schütze. Aus heutiger Sicht ist jedoch völlig unklar, weshalb Estragon Schlangen fernhalten sollte.

Einer anderen Legende zufolge leitet sich der lateinische Name vom arabischen Begriff für Estragon, «tarchun», ab. Diese Namensherkunft ist bis heute nicht geklärt.

Estragon, ein königliches Gewürz

Es steht aber fest, dass die Franzosen das Kraut Estragon als Gewürz prägten. Der «Sonnenkönig» Ludwig XIV. liess den Estragon in seinem königlichen Park kultivieren, um ihn jederzeit frisch für die Küche bereit zu haben.

Die ersten Hinweise für den Nutzen von Estragon als Gewürz stammen jedoch aus China. Da wurde Estragon offenbar schon vor unserer Zeitrechnung in der Küche verwendet. Die Araber übernahmen diese Gewohnheit und von ihnen die Franzosen. Die französische Küche ist bekannt für schmackhaftes, gesundes Essen. Vielleicht hat dies auch ein bisschen mit der reichlichen Verwendung von Estragon zu tun. Das Gewürz schmeckt zu französischen Speisen nicht nur besonders gut, sondern regt gleichzeitig den Appetit an.

Das würzige Kraut harmoniert mit Kerbel, Schnittlauch und Petersilie. Estragon passt gut zu grilliertem Fleisch, in Fleischsaucen oder an Teigwaren, an Eiergerichte oder auf Salat. Auch als Aromageber im Essig wird die Gewürzpflanze verwendet. Und wer einmal eine ganz besondere Nachspeise servieren möchte, garniert Himbeeren oder anderes Obst mit den feinen Blättchen.

«Gerade nach üppigen Speisen macht das Würzen mit Estragon gesundheitlich Sinn, denn die Heilpflanze wirkt verdauungsfördernd.»
Judith Dominguez
Foto einer Schüssel mit Bananenstücken, Himbeeren und Estragon

Krebserregend oder unbedenklich?

Die Blätter des Estragons enthalten viele ätherische Öle, die ihnen das unvergleichliche Aroma verleihen. Vermutlich glaubte man deshalb von der Antike bis ins Mittelalter, dass diese Heilpflanze die Pest heile und Würmer im Darm vertreibe. Diese Art Wirkung ist zwar nicht erwiesen, doch der Verdauung tut das Gewürz auf jeden Fall gut.

In Estragon ist eine Menge Pinen, Campher, Limonen, Estragol, Ocimen, Myrcen und Phellandren enthalten. Einige dieser ätherischen Öle sind in Studien als krebserregend eingestuft worden. Deshalb wird empfohlen, Kräuter wie Estragon oder Fenchel nicht über längere Zeit als Tee zu trinken.

Allerdings sind diese Resultate bei Tests mit Ratten und Mäusen erzielt worden und es ist unklar, ob es auch beim Menschen zu solchen Nebenwirkungen kommt. Und wie das in der Forschung halt so üblich ist, zeigen andere Studien wiederum, dass die Inhaltsstoffe von Estragon unschädlich sind.

Solange sich Forschungsresultate widersprechen, ist die Wirkung noch nicht eindeutig belegt. Wie auch immer das Ergebnis dieser Untersuchungen aussehen wird – mit Estragon kann man seine Speisen ohne Bedenken würzen.

«Denn in der Verwendung als Gewürz benötigt man bloss kleine Mengen und diese sind garantiert nicht schädlich. Die enthaltenen Bitterstoffe regen jedenfalls die Verdauung an, indem sie die Gallen- und Magensaftproduktion fördern. Ganz unbedenklich ist zudem die äussere Anwendung der Blätter.»
Judith Dominguez

Als Umschlag oder Wickel wirkt die Heilpflanze krampflösend und regt die Zirkulation an. Estragon-Umschläge lindern besonders gut rheumatische Schmerzen.