Komplementärmedizinische Therapieformen bieten sich in der Schwangerschaft an: Sie sind nicht invasiv und wirken sanft bei Beschwerden.
Die Schwangerschaft ist eine besondere Zeit für viele Frauen. Bei aller Freude über das Baby im Bauch bleiben Beschwerden und Krankheiten allerdings nicht aus – so sind Schwangere neben schwangerschaftsbedingten Beschwerden auch von ganz geläufigen Krankheiten wie Erkältung und Grippe betroffen.
Wenn es darum geht, diese Leiden zu lindern, sind Schwangere damit fast ein wenig allein gelassen. Denn viele Medikamente sind für Schwangere nicht zugelassen, weil ihre Verträglichkeit beziehungsweise ihr Einfluss auf die Schwangerschaft und das ungeborene Kind nicht untersucht ist. Aus ethischen Gründen werden kaum solche Untersuchungen gemacht. Deshalb wenden sich viele Frauen in der Schwangerschaft komplementärmedizinischen Therapieformen zu.
«Die Schwangerschaft ist eine vulnerable Zeit», sagt Martina Schürch Sneyd, Hebamme und Komplementärtherapeutin. «Es ist sehr viel im Umschwung, auf körperlicher, aber auch auf emotionaler Ebene.» Deshalb passe der ganzheitliche Ansatz der Komplementärmedizin gut zur Schwangerschaft, denn:
Sie rät Schwangeren allerdings, sich bei der Wahl der Therapeutin genau zu informieren: «Medizinisches Wissen um Schwangerschaft und Geburt ist Voraussetzung für eine sichere Therapie.»
Durch die Komplementärtherapien sind Schwangere mit ihren Beschwerden also doch nicht allein. Gerade die Schwangerschaftsübelkeit lässt sich gut mit Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) oder Reflexologie behandeln. Bei körperlich bedingten Schwangerschaftsbeschwerden wie Ödemen, Kopfschmerzen oder einem schmerzhaften Ziehen in den Bändern können Osteopathie und Massage die Beschwerden lindern.
Denn aus unterschiedlichen Gründen kann eine Schwangerschaft Stress auslösen: von Sorgen um das ungeborene Kind, Angst vor dem neuen und ungewissen Lebensabschnitt bis hin zur erhöhten Belastung durch Familien- und Berufsalltag.
Frauenärztinnen und -ärzte sowie Spitäler sind gemäss Martina Schürch Sneyd durchaus offen für komplementärmedizinische Therapieformen während der Schwangerschaft und unter der Geburt. Die Hebamme könne sich dabei mit ihrem Wissen einbringen, sagt sie. Als Beispiel nennt sie zu schwache Wehen während der Geburt. «Innerhalb eines bestimmten Zeitfensters habe ich als Hebamme Zeit, die Wehen mit verschiedenen komplementärtherapeutischen Massnahmen zu unterstützen. Danach wird medikamentös interveniert.»
In ihrem Berufsalltag als Hebamme und Komplementärtherapeutin für Reflexzonentherapie und energetische Körperarbeit erlebt sie hingegen, dass sich schwangere Frauen erst an komplementärmedizinische Therapieformen wenden, wenn Beschwerden aufkommen. Eigentlich schade, findet sie, könne doch das Gesamtwohl in der Schwangerschaft gerade mit Komplementärtherapien gut unterstützt werden.