Träumen wir nicht alle davon, bis ins hohe Alter fit und vital zu bleiben? Krankheiten aus dem Leben zu verbannen und zu heilen? Fazit: Höchste Zeit zum Entgiften, sagen sich viele.
Jeden Tag müssen unsere Organe Höchstleistungen im Kampf gegen Gifte in unserem Körper erbringen. Diese stammen aus industrieller Nahrung, Umweltgiften wie Schwermetallen und Feinstaub. Rauchen (auch passiv) und Alkohol belasten den Körper noch zusätzlich.
Das Resultat: Unsere Organe werden den Giftstoffen nicht mehr Herr und lagern diese im Körper ein. Gefährliche Schlacken entstehen und verstopfen Arterien, Adern, den Darm und die Zellen, gibt es zu lesen. Die Folgen könnten katastrophal und der Beginn gefährlicher Krankheiten sein. Und je älter wir werden, desto mehr Giftstoffe von Umwelt, Chemikalien, Medikamenten oder Konservierungsstoffen häufen sich im Körper an. Bei vielen ist es bereits ab 50 Jahren kritisch. Denn je mehr Giftstoffe vorhanden sind, desto weniger schaffen es die Organe, diese zu beseitigen, heisst es laut den Medien. Wenn der Körper nicht regelmässig von diesen Giftstoffen befreit wird, sind Tür und Tor für gefährliche Krankheiten weit geöffnet. Folgende Krankheitsbilder werden unterschieden:
Die meisten können zu Erkrankungen wie Allergien, Gicht, Neurodermitis oder Schuppenflechte führen, so die Verfechter dieser Annahme.
Doch warum gibt es Menschen, die diese Erkrankungen nahezu gar nicht erkennen und oder nicht wahrhaben wollen? Über den bestehenden scheinbar 127 Zivilisationskrankheiten haben viele Menschen nur ein gemeinsames Fazit: Es ist höchste Zeit zum Entgiften! Wer eine Entschlackungs- und Entgiftungskur macht, fühlt sich wie neugeboren, so lautet das unmissverständliche Credo der Befürworter.
Während einer sogenannten Detox-Kur sollen Darm, Nieren, Leber, Galle, das Lymphsystem und die Haut von Schadstoffen befreit und gereinigt werden, wird suggeriert. Die stärksten Entgiftungsprofis von Mutter Natur, ganz ohne Nebenwirkungen, lassen die Organe wieder aufleben.
Obwohl wir hier nicht von ausgesprochenem FASTEN sprechen, können die verschiedenen Entschlackungs- und Entgiftungskuren mit oder ohne Darmreinigung beginnen und Nahrung nur in flüssiger (Säfte, Smoothies und Suppen) oder (zusätzlich) fester Form erlauben.
Beim Detox gelten folgende Empfehlungen: Viel (basisches) (Bio-) Gemüse und Obst, viel Rohkost; viel Flüssigkeit (ungezuckert und alkoholfrei), kein raffinierter Zucker, keine Weissmehlprodukte, keine Fertignahrungsmittel, keine Milchprodukte, keine Genussmittel wie Kaffee, Alkohol und Zigaretten, viel Ruhe und Schlaf. Reichlich trinken: am besten 2 bis 2,5 Liter am Tag. Ideal sind stilles Wasser oder ungezuckerter Kräutertee.
Und obwohl auch diese reduzierte Detox-Form den Körper durch die reduzierte Kalorienzufuhr stressen kann, können sich auch positive Ergebnisse einstellen: Die Insulinresistenz (bei Diabetikern ein Problem) verbessert sich, der Blutdruck wird gesenkt und Entzündungsfaktoren nehmen ab.
Bei Entschlackungskuren spielt auch der Säure-Basen-Haushalt und der daraus resultierende pH-Wert eine zentrale Rolle. Sicher ist: Grundsätzlich schaden wird eine Entschlackungskur nicht, da sie nur über einen begrenzten Zeitraum, das heisst von einer bis zu vier Wochen durchgeführt wird und genau genommen zu den Naturheilverfahren gehört …
Fehlernährung und Stress führen zu einer Übersäuerung des Organismus mit zahlreichen negativen Folgen.
Im Gegenteil: Die Schulmedizin betrachtet «Entschlackungskuren als fehl am Platz, denn in einem gesunden menschlichen Körper gebe es weder Ansammlungen von Schlacken, noch würden sich Stoffwechselprobleme ablagern. Alles werde über den Dünndarm ausgeschieden. Und die Puffersysteme des Körpers verhinderten eine Übersäuerung.»
Doch der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel und eine reduzierte Kalorienzufuhr scheinen wirklich eine positive Auswirkung auf den Stoffwechsel zu haben. Durch Weglassen niederwertiger Lebensmittel und schädlicher Genussgifte wird dieser merklich entlastet, sodass er sich selbst wieder feiner und im Sinne seiner natürlichen Funktionen regulieren kann.
Zudem werden der Körper und seine Organe (zum Beispiel die Leber) mit warmen Wickeln, Bewegung, Sauna oder Massagen unterstützt. Zugegebenermassen stimmt es auch, dass man sich nach einer Entschlackungs- und Entgiftungskur gut fühlt, allein schon deswegen, weil man die Herausforderung positiv gemeistert und die Kur durchgezogen hat. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma und Asthma können Entschlackungs- und Entgiftungskuren hilfreich sein.
Bis heute bleibt jedoch die kritische Frage offen, ob sich – wie beschreiben – echte Krankheiten nebst der Vorbeugung auch wirklich heilen lassen. Wissenschaftlich ist bis heute nicht bewiesen, dass mithilfe dieser Kuren Schlacken und Schadstoffe komplett aus dem Körper ausgeschieden werden können. Was aber sicher ist, dass man dem Körper und sich selbst einen Gefallen tut.
Wer sich ganz ohne zusätzliche Kosten nach Feiertagen wieder fit fühlen will, sollte ganz simple Ratschläge beherzigen: Den Griff zu leichterer Kost, viel Bewegung an der frischen Luft und das Vermeiden von Alkohol und Zigarettenrauch.
Interessant ist – und da kann sich die Alternativmedizin doch noch ein paar Punkte holen – nämlich, dass reinigende «Rituale» eine uralte Tradition haben, sei es zu spirituellen oder heilenden Zwecken. Schon im Altertum wollten sich Menschen durch den Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel beziehungsweise durch Fasten reinigen und körperlichen Ballast loswerden. Die damaligen Einschränkungen waren meist religiös bedingt vom Klima und der damit verbundenen Lebensweise der Menschen geprägt. Diese spielen heute noch in vielen Kulturen und Religionen eine wichtige Rolle. Gemeinsam ist solchen Verfahren zur Entgiftung, Reinigung und Stärkung, dass sie Gesundheit und Abwehrkräfte stärken und das Wohlbefinden unterstützen sollen.
Doch was genau bringt das Entschlacken beziehungsweise Entgiften wirklich?
Für manche Menschen kann das ein Einstieg in eine veränderte Ernährung sein und bewirken …