18. November 2022

Rheuma: Die Krankheit im Alltag vergessen können – endlich!

Rheuma: Die Krankheit im Alltag vergessen können – endlich!
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Frau M. leidet seit dem Teenageralter an rheumatoider Arthritis. Die ersten Krankheitsjahre waren von Schmerzen geprägt. Erst mit der richtigen Diagnose und der darauffolgenden Behandlung begann für Frau M. eine bessere Phase. Heute hat die 40-jährige Mutter von drei Kindern ihre Lebensqualität zurück und steht mitten in einem aktiven Leben.

«Vom Auftreten der ersten Symp­tome bis zur Diagnose dauerte es etwa drei Jahre», erzählt Frau M. Die Diagnose war eine Herausforderung: «Zu diesem Zeitpunkt dachte niemand bei einem Teenager an Rheuma. Zudem waren die Therapiemöglichkeiten beschränkt und nicht ausreichend effektiv.

Die Krankheit und vor allem der Schmerz begleiteten mich deshalb über weite Strecken meines Lebens», erinnert sich Frau M. «Sie müssen sich vorstellen, mein Mann trug mich während vieler Jahre um 05:00 Uhr ins Badezimmer, um mit einem warmen Bad die Morgensteifigkeit zu vertreiben, damit ich mich bewegen konnte. Trotzdem blieb ein unterschwelliger Schmerz über den ganzen Tag.»

Auch mental ist die Krankheit, vor allem wegen den Dauerschmerzen, eine Herausforderung. «Der Schmerz stand bei mir immer im Zentrum und hat alle meine Lebensbereiche beeinflusst. Ich war extrem müde, litt an Konzentrationsstörungen, war manchmal ungeduldig und konnte einfach mein Potential nicht richtig ausschöpfen.»

Jedes Jahr am 12. Oktober ist Welt-Rheuma-Tag. Wenn man von Rheuma spricht, fasst man über 200 einzelne Erkrankungen zusammen. Eine dieser Krankheiten ist die rheumatoide Arthritis. Dies ist eine sogenannte Autoimmunerkrankung, welche Entzündungen in den Gelenken bewirkt, die wiederum zu Schwellungen und starken Schmerzen führen.

Frau M., gelernte Apothekerin, musste sich wegen ihrer rheumatoiden Arthritis sogar beruflich verändern. Mit der richtigen Diagnose war dann endlich der Grundstein für die Behandlung gelegt, auch wenn die ersten Therapieversuche noch wenig erfolgreich waren.

Wieder mitten im Leben

Erst mit den neueren Therapieoptionen kam für Frau M. die Wende. Sie erinnert sich: «Das war wirklich eine grosse Veränderung. Ich stand plötzlich wieder mitten im Leben. Heute habe ich ein ganz normales Leben, habe meine Familie, kann arbeiten und meinen Freizeitaktivitäten nachgehen.» Frau M. hat eine sogenannte Remission erreicht, das heisst, es ist keine Krankheitsaktivität mehr messbar. Für sie ist vor allem wichtig, dass sie nun schmerzfrei ist.

«Damit wir mit der Therapie die Ursachen der Krankheit angehen können, brauchen wir eine klare Diagnose. Das ist essenziell. Ohne die Diagnose behandeln wir nur Symptome – und meist mit mässigem Erfolg», erklärt Dr. med. Heino Prillwitz, Facharzt für Rheumatologie aus Weinfelden. «Leider dauert es teilweise lange, bis die Betroffenen zum Facharzt oder zur Fachärztin für Rheumatologie kommen. Das ist schade, weil Diagnose und Therapie oft eine grosse Offenbarung sind.»

Die lange Zeit mit andauernden Schmerzen hat aber Spuren hinterlassen. Chronische Schmerzen können Auswirkungen auf die Persönlichkeit und den Alltag haben. Sie belasten die Betroffenen und ihre Familien sehr. Frau M. ist überzeugt, dass «viele Betroffene den Schmerz nicht spezifisch angehen und denken, er gehe einfach vorbei. Das ist aber nicht richtig.»

«Mit adäquaten Therapien kann heute viel erreicht werden. Für uns Ärztinnen und Ärzte bedeuten diese einen Quantensprung, denn wir können nun das Therapieziel Remission avisieren. Dies bedeutet den kompletten Rückgang der durch die Krankheit verursachten Beschwerden.

Aus Sicht der Betroffenen ist dabei das Wichtigste, dass er oder sie die Krankheit im Alltag «vergessen» kann, Schmerzen und Schwellungen wegfallen. Wenn das geschieht, gibt uns dies die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Es ist sehr motivierend und aufbauend, wenn man das erleben darf», erläutert Dr. med. Heino Prillwitz weiter.

Die Rheumaliga hilft

Hier setzt die Rheumaliga Schweiz an. Sie hat für 2022 und 2023 das Schwerpunktthema «Schmerz» definiert und unterstützt Patientinnen und Patienten mit Broschüren, Podcasts und vielen Informationen.

Valérie Krafft, Geschäftsleiterin der Rheumaliga Schweiz, erklärt: «Die Rheumaliga bietet noch viel mehr als Informationen. Wir helfen auch mit Gesprächen und Beratungen. Diese erfolgen ganz unkompliziert und niederschwellig per Telefon oder E-Mail, ohne Anmeldung oder Wartezeiten; für eine möglichst schnelle und nützliche Unterstützung. Gerade zum Zeitpunkt der Diagnose, wenn für die Betroffenen eine Welt zusammenbricht, ist das Auffangpotential der Rheumaliga Schweiz gross. Hier wollen wir Hoffnung schenken und Perspektiven aufzeigen.»

Die Krankheit ist bei Frau M. zwar noch präsent, denn sie muss regelmässig zur Therapie. Aber: «Die richtige Therapie, das war, wie wenn man einen Hebel umlegt», erklärt Frau M. lachend.

Die Rheumaliga Schweiz ist eine gemeinnützige Gesundheitsorganisation und engagiert sich seit ihrer Gründung 1958 für die rund zwei Millionen Rheumabetroffenen in der Schweiz. Die Mitarbeitenden und Mitwirkenden leben die Mission der Rheumaliga Schweiz «Beraten, bewegen, begleiten: Wir stärken Betroffene in ihrem Alltag mit Rheuma» – jeden Tag aufs Neue.

www.rheumaliga.ch

Hier geht es zur Rheumaliga:

rheumaliga.ch