Kastanien sind wertvolle Baumfrüchte. Die Edelkastanie und die Rosskastanie sind nicht miteinander verwandt und haben dennoch mehr gemeinsam, als nur der Name Kastanie.
Es sind vor allem die Schalenfrüchte, die sich ähneln. Beide Bäume lassen ihre stacheligen Früchte im Herbst zu Boden fallen. Da platzen sie auf und lassen die grossen braunen Samen frei. In einem solchen Fruchtbecher – in der Biologie «Capsula» genannt – befinden sich mehrere Kastanien, meistens drei. Die Esskastanien gelten in vielen Ländern, besonders auch in Asien und bei uns, als Delikatesse. Allerdings eignen sich nur bestimmte Sorten als Nahrungsmittel.
Die Rosskastanie gehört jedenfalls nicht dazu, sie ist für uns Menschen ungeniessbar und in grösseren Mengen sogar giftig. Für Tiere ist sie aber eine willkommene Nährstoffquelle. Doch obwohl sie Rosskastanie heisst, soll sie auch für Pferde in grösseren Mengen nicht besonders bekömmlich sein.
Die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) aus der Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae), die hierzulande als Zierbaum und Schattenspender häufig anzutreffen ist, stammt ursprünglich vom Balkan. Als junger Baum wächst sie schnell und kann mehrere hundert Jahre alt werden. Im Frühling blüht sie und ist mit ihren weissen Kerzenblüten eine Augenweide.
Die Früchte kann man zwar nicht essen, dennoch sind ihre Inhaltsstoffe nutzbar. Aus den Samen wird Öl gepresst, das zur Herstellung von Seifen und Schmiermittel dient. Die braunen Früchte enthalten Saponine, die aufschäumen. Das macht man sich für die Herstellung von Shampoos zunutze.
Die Blätter und Rinden enthalten Cumarin, das gegen Krampfadern und Hämorrhoiden hilft. Extrakte aus den Samen sind in der Volksmedizin in Mitteln gegen Venenentzündungen und Wadenkrämpfen enthalten. Diese sind sowohl in Salben oder Lotionen als auch zur innerlichen Anwendung als Kapseln erhältlich.
Wegen den antibakteriellen Inhaltsstoffen sind Rosskastanienextrakte oft in Kosmetika enthalten. Besonders gut sollen die Extrakte aus den Blüten wirken. Für die innerliche Anwendung gegen Rheuma, Hexenschuss oder Husten sind Tinkturen aus Rinde, Blättern oder Blüten hilfreich.
In manchen Gegenden gelten Rosskastanien als Glücksbringer. Wer drei Samen in der Hosentasche trug, war vor jedem Unglück geschützt.
Edelkastanien (Castanea sativa) aus der Familie der Buchengewächse (Fagaceae) sind mehrere Jahre haltbar. Deshalb waren diese Früchte in Regionen wie dem Tessin zu früheren Zeiten, als man noch keine Kühlschränke kannte, ein wichtiges Grundnahrungsmittel.
Die Bauernkinder sammelten das braune Gold im Wald, und die Mutter machte daraus ein nahrhaftes Mehl. In Regionen mit Kastanienwäldern sind Kuchen und Brot aus Kastanien eine alte Tradition. Man nannte die Früchte aus diesem Grund auch «Brot der Bäume». Die stärkereichen Nussfrüchte eignen sich gemahlen auch zur Herstellung von Teigwaren oder Pfannkuchen. Und da man früher am offenen Feuer kochte, liess man die braunen Früchte in speziellen Kastanienpfannen über der Glut rösten. Noch heute werden im Winter auf den Strassen vielerorts geröstete Marroni angeboten.
Um einen gut zu verarbeitenden Teig zu erhalten, mischt man ihn am besten mit Reismehl, das ebenfalls glutenfrei ist. Kastanien gibt es im Handel auch in Form von Brotaufstrichen oder Süssspeisen wie Vermicelles oder Glace.