20. Januar 2023

Klassisch, einfach, vegan

Klassisch, einfach, vegan
Lesezeit ca. 4 min

Fürs neue Jahr nehmen sich viele vor, sich mal vegan zu ernähren. Meist bleibt es bei den guten Vorsätzen: zu kompliziert, zu aufwändig. Dass geliebte «klassische Gerichte» ganz einfach auch vegan gehen, erklärt mir Mirjam Aragón im Interview.

Aus Empathie zu den Tieren ernährt sich Mirjam Aragón seit ihrer frühen Kindheit vegetarisch. Eine vegane Ernährung schien ihr aber lange zu extrem – bis sie vor etwa 13 Jahren bei einer «30 Tage vegan leben»-Challenge mitmachte. «Ich merkte, es ist überhaupt kein Problem, es geht wunderbar und bin dabei geblieben.» Die Kernpunkte einer veganen Ernährung sieht sie vor allem darin, kein Tierleid zu verursachen, einen Beitrag für die Umwelt zu leisten und einen für die eigene Gesundheit.

So gelingt der Einstieg

«Mein Tipp: Probieren Sie nicht, alles zu imitieren.»

«Wenn wir mit der Einstellung herangehen, es müsse genauso schmecken wie das klassische Gericht, dann werden wir enttäuscht sein und scheitern.»
Mirjam Aragón
Ernährungsberaterin

Ersatzprodukte gebe es viele. Man müsse sich da ein wenig durchprobieren und herausfinden, was einem schmecke, sodass nicht das Gefühl entstehe, auf irgendetwas verzichten zu müssen. «Auch wenn ich kein Fan von Ersatzprodukten bin, so sind sie doch sehr praktisch für den Umstieg. Und auch fein.» Natürlich sei es nicht gesund, sich nur von Convenience-Produkten wie Tofuwürstchen oder Sojapudding zu ernähren. «Man muss auch hier auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung achten.»

Vegan müsse zudem nicht teuer sein, wenn statt Ersatzprodukten etwa Hülsenfrüchte verwendet werden. Aragón empfiehlt ausserdem:

«Das A und O bei veganen Gerichten ist das Würzen! Fleisch wird ja auch gewürzt. Man kann nicht erwarten, dass ein ungewürzter Tofu viel Geschmack hat.»
Mirjam Aragón
Ernährungsberaterin

Wer den Fleischgeschmack vermisse, könne hier zu Grillgewürzen, Räuchersalz, Rauchpaprika oder Sojasauce greifen.

Klassiker – einfach mal anders

In der Schweiz beliebt: Aufläufe, Gratins und Wähen. Sie sind perfekte Gemüseverwertungsgerichte und gehen auch gut ohne Fleisch. Vegan-Anfänger*innen empfiehlt Aragón, pflanzliche Alternativen wie Soja oder Mandel Cuisine zu verwenden und bei Aufläufen oder Wähen ein Ei-Ersatzpulver unterzumischen. «Es muss nicht kompliziert sein, man darf es sich einfach machen.»

Wer den Guss doch selbst machen möchte:

Béchamel-Alternative

Pflanzliches Öl mit Kichererbsen- oder Sojamehl in einer Pfanne anschwitzen oder mit Cashew- oder Mandelmus verfeinern; mit Hafer- oder Sojadrink ablöschen, verrühren; zum Schluss Hefeflocken, einen Schuss Zitronensaft sowie Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Knoblauchpulver beifügen.

«So hat man eine Art ‹Béchamelsauce›. Für kompakte, cremige Saucen ein wenig Tapioka-, Mais- oder Kartoffelstärke zufügen. Dann einfach über das Gemüse giessen und ab in den Ofen.»

Von Lasagne bis Fondue

Mit dieser Béchamel-Alternative könne auch leicht eine vegane Lasagne kreiert werden, so Aragón. In die Tomatensauce komme dann ein Sojahack oder ein Hackersatz aus Erbsen- oder Sonnenblumenprotein, was eine gute Proteinquelle sei. Dies funktioniere auch wunderbar für Chili sin Carne. Eine Variante ohne Convenience-Produkte: «Geben Sie rote Linsen in die Tomatensauce; die haben eine ähnliche Konsistenz wie Hackfleisch.»

Auch auf Raclette oder Fondue müsse nicht verzichtet werden. Es gebe top Schmelzkäse-Alternativen. Ein feines veganes Fondue lasse sich mit wenig Aufwand auch selbst herstellen:

Veganes Fondue

Vorab eingeweichte Cashewkerne mit gekochten weissen Bohnen, Hefeflocken, Tapiokastärke, Zitronensaft, Knoblauch, Weisswein und Muskatnuss mischen, aufkochen und alles gut pürieren.

«Ein Vorteil der veganen Alternative ist, dass sie einem nicht so schwer im Magen liegt und leichter verdaulich ist.»

Vielleicht werden die veganen Alternativen ja bald zu unseren neuen «Klassikern»!

 

Cornelia Hänni

 

Im übrigen teilt Mirjam Aragón ihrem Instagram-Account essencial_ma inspirierende vegane Rezeptvorschläge.