Jede Person wird auf ihre individuelle Weise älter, manche Menschen müssen sich mit Arthrose oder mit nachlassender Sehschärfe arrangieren. Andere entfalten Talente, für die während den Familien- und Berufsjahren kaum Zeit blieb. Wie kann man sich für die verschiedenen Herausforderungen im dritten Lebensabschnitt stärken?
Dem Älterwerden kann niemand ausweichen, aber bei dessen Verlauf kann erheblich mitgestaltet werden: Studien lassen keinen Zweifel daran, dass das Tempo des Alterns wesentlich vom Lebensstil mitbeeinflusst wird. So forcieren insbesondere einseitige Ernährung, reichlich Alkohol- und Tabakkonsum, UV-Strahlung und Bewegungsmangel die Abbauprozesse, damit steigt das Risiko zu verschiedenen Gesundheitsstörungen. Mit einem angepassten Lebensstil kann einiges für die eigene Vitalität und für die Widerstandskraft gegen Krankheiten getan werden.
Dazu zählt auch die innere Einstellung: Wer das eigene Älterwerden vor allem als Nachlassen des Gedächtnisses und des Gehörs sieht, bremst sich selber aus. Geniessen Senioren hingegen nach dem Ende der Berufstätigkeit die neu gewonnen Freiheiten, kann der dritte Lebensabschnitt zu einer bereichernden Herausforderung werden. Die Fortschritte in der Medizin sorgen dafür, dass mit Gelenkersatz, mit einem Herzschrittmacher und nach einem Schlaganfall auch mit 75 plus eine gute Lebensqualität erreicht werden kann. Nicht nur ein intakter Körper ist für ein erfülltes Alter wichtig, auch ein gut gepflegter Geist trägt dazu bei.
Fachpersonen aus der Psychologie empfehlen, die Aufmerksamkeit sehr bewusst auf das Positive im Alltag zu lenken, sei es ein prächtiger Blumenstrauss, ein heiteres Kinderlachen oder ein besonders schmackhaftes Menü. Beispielsweise kann auch ein Freuden-Tagebuch angelegt werden, um den bereichernden Momenten noch mehr Gewicht zu verleihen. Verinnerlichte angenehme Erfahrungen werden in das unbewusste emotionale Gedächtnis integriert und sorgen so für eine positive Grundstimmung.
Eine unverzichtbare Energiequelle im Alter ist Bewegung. Die Anforderungen müssen jedoch den eigenen Möglichkeiten angepasst sein, bei manchen älteren Menschen lässt die Kurzatmigkeit lediglich kurze Spaziergänge zu, andere schnallen sich noch mit 75 Jahren die Langlaufski an die Füsse. Sportliche Betätigung sollte grundsätzlich Spass machen, körperliche Überforderung schadet der Motivation. Wer die Aktivitäten den eigenen physischen Möglichkeiten anpasst und öfter eine Erholungspause einlegt, überfordert Herz und Kreislauf, die Gelenke und die Lungen weniger. Regelmässiges körperliches Aktivsein wirkt sich positiv auf den Alltag aus. Dadurch wird das Treppensteigen, das Betten machen, das Tragen von Einkäufen sowie das Aufhängen von Wäsche weniger beschwerlich.
Sportlich aktive Menschen sind im höheren Alter länger selbstständig und werden weniger schnell pflegebedürftig. Und nach Knochenbrüchen oder Operation verläuftihre Rehabilitation rascher. Durch moderaten Sport bleiben die Blutgefässe elastisch, der Stoffwechsel der Knochen und der Gelenke wird gefördert, das Risiko von Brüchen sinkt. Die Muskulatur behält ihre Leistungsfähigkeit, die Sehnen und Bänder bleiben flexibel, die Lungen werden gut durchlüftet, die Organe – speziell auch das Gehirn – werden vermehrt durchblutet und damit intensiver mit Sauerstoff und mit Nährstoffen versorgt.
Beim Ausdauersport zwischen 30 Minuten und einer Stunde sinkt zudem der Cholesterinspiegel. Auch der Blutzuckerspiegel wird abgesenkt, damit lässt das Risiko von Diabetes des Typs 2 nach. Im Weiteren werden Stresshormone abgebaut, dadurch reguliert sich der Blutdruck. Und auch die Widerstandskraft gegen Infekte steigert sich.
Sportliche Betätigung verleiht ein besseres und vitaleres Körpergefühl und wirkt stimmungssteigernd. Laut Studien vermag regelmässiges Laufen depressive Beschwerden zu mildern. Rund zehn Prozent der Menschen sind von einer mehr oder minder ausgeprägten Altersdepression betroffen.
Im Vergleich zu jüngeren Generationen treten depressive Verstimmungen im Alter um ungefähr zwei Prozent häufiger auf. Typische Symptome sind gedrückte Stimmung, Desinteresse, Freudlosigkeit und Antriebsarmut. Hinzu können auch verschiedene körperliche Beschwerden sowie Schlafstörungen auftreten.
Vorsicht: Manche Menschen versuchen ihre gedrückte Stimmungslage durch vermehrten Konsum von Alkohol und/oder von Medikamenten zu mildern, damit erhöhtsich die Unfallgefahr. Weit wirksamer sind regelmässiges Laufen, Walken, Schwimmen, Langlaufen, Velofahren und andere Ausdauersportarten. In einer wissenschaftlichen Untersuchung wurden eher passive ältere Menschen über eine bestimmte Zeit einem gemässigten Training unterzogen. Eine Vergleichsgruppe trainierte nicht. Bei der anschliessenden Befragung gab die Mehrheit der aktiven Versuchspersonen an, sich deutlich energiegeladener und unternehmungslustiger zu fühlen als zuvor. Wie die Forscher vermuten, dürften dabei auch die vermehrt ausgeschütteten Botenstoffe im Gehirn für diese Wirkung verantwortlich sein.