Schmerz ist eine der intensivsten und unangenehmsten Empfindungen. Oft fragt man sich: einmal Schmerzpatient – immer Schmerzpatient? Kann man den Schmerz denn auch langfristig lindern oder ganz und gar heilen? Als chronisch wird ein Schmerz bezeichnet, wenn er länger als sechs Monate anhält sowie wiederkehrende Schmerzen, die öfter als 15 Tage pro Monat auftreten.
Erfahrungen und Studien zeigen auf, dass es vielen chronischen Schmerzpatienten sehr hilft, die Schmerzen zu notieren und langfristig eine Struktur darin zu erkennen: auslösende Momente, Co-Auffälligkeiten, die zeitgleich in Erscheinung treten. Zusätzlich können helfende Medikamente und Hilfsmittel zusammengestellt werden. So kann es den Betroffenen oder auch den Schmerztherapeuten möglich sein, relevante, zugrundeliegende Strukturen zu erkennen, um im Rahmen einer extensiven Schmerztherapie Heilungsansätze und Therapiemöglichkeiten zu entwickeln.
Dieser «Schmerzkalender» sollte so aufgebaut sein, dass für jeden Tag die Schmerzzeit (bei mehreren Schmerzspitzen pro Tag sollten mehrere Seiten genutzt werden), Schmerzdauer, Intensität, zusätzliche Symptome wie Übelkeit, Lichtempfindlichkeit, Schwindel und mehr sowie auslösende Faktoren und was zur Linderung der Schmerzen beigetragen hat, eingetragen werden. Dazu gehört eine symbolisierte Figur, mit der die genaue Lokalisation des Schmerzes erfasst werden kann.
Seit Menschengedenken werden wir von Schmerzen geplagt und versuchen, uns ihrer zu entledigen. Diese unangenehmen Gefühle sind jedoch ein ernstzunehmendes Warnsignal des Körpers; aus dieser Sicht ist Schmerz nämlich eine Botschaft, die von den peripheren Nervenfasern ausgeht und über das Rückenmark ins Gehirn gelangt. Man unterscheidet zwischen akuten und chronischen Schmerzen:
Akute Schmerzen gelten als Symptom. Eine Behandlung ist dann angezeigt, wenn natürliche Methoden wie Entspannung oder Massagen erfolglos bleiben. Bei Selbstmedikation sollten rezeptfreie Schmerzmittel nicht länger als drei Tage eingenommen werden.
Chronische Schmerzen hingegen, die seit mehr als drei Monaten andauern, gehören in ärztliche Behandlung. Eigentlich dient der Schmerz zum Schutz des Körpers. Ist er aber chronisch, wird aus dem warnenden Helfer körperliches Leid. Er kann das Leben einschränken, beruflich und privat. Mit Freunden ausgehen? Für viele Betroffene unmöglich. Sport? Häufig zu stark mit Leiden verbunden.
Hier stellen viele von ihnen doch bald einmal fest: Sie sind nicht allein – Halt finden sie in Selbsthilfegruppen. Auch praktische Alltagshilfen können telefonisch, per Post oder im Onlineshop bestellt werden.
Schmerz löst Reflexe aus, die vor ernsten Verletzungen bewahren. Er setzt Hormone wie Adrenalin frei, die in einer gefährlichen Situation entscheidend sein können. Und er signalisiert, dass man über die potenzielle Gefahr nachdenken und eine Lösung suchen muss. Der Schmerz an sich beruht auf einer sehr komplexen Verschaltung verschiedener neuronaler Rezeptoren, bevor es schliesslich zur eigentlichen Empfindung «Schmerz» kommt, die als Bedrohung, Beeinträchtigung und Einschränkung wahrgenommen wird.
Die normale Reaktion ist, sich dem schmerzauslösenden Reiz zu entziehen, damit ein Schaden abgewendet werden kann.
Aber was ist, wenn der Schmerz nicht mehr nur als eigenständiges Symptom auftritt, sondern plötzlich ein eigenes Krankheitsbild, das sogenannte Schmerzsyndrom, darstellt? Wenn der Schmerz tagtäglich das Leben beeinträchtigt und bestimmt? Eine Antwort fällt nicht leicht. Schmerz wurde jahrhundertelang als göttliche Strafe interpretiert, als Sühneleistung, als Probe, die es zu erdulden galt, oder als Preis für die Genesung. Hippokrates hat auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet. Er hat Schmerz erstmals als natürliches Vorkommen gedeutet und versucht, ihn zu lindern …