Laktoseunverträglichkeit: testen und handeln
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Essen ist lebensnotwendig; denn aus der täglichen Nahrung schöpft unser Körper Energie. Doch nicht immer werden alle Lebensmittel gut vertragen. Schätzungsweise 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden an einer Laktoseunverträglichkeit.

Intoleranz ist eine Unverträglichkeit, keine Allergie

Eine Intoleranz gegen bestimmte Lebensmittel ist nicht zu verwechseln mit einer Allergie. Während der Körper bei einer Allergie nachweisbar Antikörper gegen ganz bestimmte Komponenten von Lebensmitteln bildet, lassen sich Intoleranzen mit einem Allergietest nicht nachweisen. Bei einer Intoleranz ist der Körper einfach nicht in der Lage, einen Stoff richtig zu verdauen, und deshalb reagiert er mit Symptomen.

Fehlende Laktase

Milchzucker, auch Laktose genannt, kommt natürlicherweise in der Milch von allen Säugetieren vor. Es handelt sich hierbei um einen Zweifachzucker, der aus den beiden Einzelzuckern Galaktose (Schleimzucker) und Glukose (Traubenzucker) zusammengesetzt ist. Milchzucker kann nur aufgenommen und verwertet werden, wenn er vorher in seine Einzelteile gespalten wird. Dazu braucht es ein körpereigenes Enzym, die Laktase. Ohne Laktase keine Spaltung von Laktose und infolgedessen auch keine Aufnahme ins Blut! Stattdessen gelangt der Milchzucker unverdaut in den Dickdarm, wo er von Bakterien vergoren wird. Dieser Vorgang löst Beschwerden aus.

Typische Symptome einer Laktoseunverträglichkeit

Durch den Vergärungsprozess kommt es im Dickdarm zu Gasbildung und Wasseransammlungen.

«Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall, Übelkeit und Windabgang sind die häufigsten Beschwerden. Mitunter kommt es aber auch zu Verstopfung und Erbrechen.»
Christiane Schittny

Lebensbedrohlich ist eine Laktoseunverträglichkeit glücklicherweise nicht, jedoch sind die Folgen sehr unangenehm. Sie können die betroffene Person in ihrem Alltag massiv einschränken. Gut zu wissen, dass kleinere Mengen Laktose meist vertragen werden. Das Auftreten und die Intensität der Symptome hängen also von der Quantität der eingenommenen Laktose ab und können individuell verschieden ausfallen.

​Laktose in Lebensmitteln

Wie der Name schon sagt, kommt Milchzucker in Milch, aber auch in vielen Milchprodukten vor. Frische Kuhmilch weist einen doch recht stattlichen Laktoseanteil von etwa 50 Gramm pro Liter auf. Bei der Verarbeitung der Milch gelangt je nach Wasseranteil mehr oder weniger Laktose in das Produkt.

Als Faustregel gilt: Je höher der Fettanteil, desto geringere Mengen Milchzucker enthält das Lebensmittel. Butter oder Vollrahm enthalten beispielsweise deutlich weniger Laktose als Milch. Hart- und Halbhartkäse enthalten im Gegensatz zu Frischkäse gar keine Laktose mehr, da diese durch den Gärungsprozess völlig abgebaut wird.

Zu beachten ist, dass Milchzucker in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie oft als Hilfsstoff verwendet wird. So findet man ihn auch in Tabletten oder Kapseln, in Suppen und Saucen, in Back- oder Wurstwaren sowie in Gewürzmischungen und Süssigkeiten. Man sollte sich immer bewusst sein, dass sich Laktose, beziehungsweise Milchzucker, in der Zutatenliste von Lebensmitteln unter anderem auch hinter folgenden Bezeichnungen verstecken kann: Milcherzeugnis, Molkepulver, Milchpulver, Sahne oder Zuckerstoffe.

Auf Laktoseintoleranz testen

Die Symptome einer Laktoseintoleranz sind ­nicht unbedingt immer sehr spezifisch, deshalb sollte eine klare Diagnose gestellt werden. In einzelnen Schritten wird getestet, ob tatsächlich eine Milchzuckerintoleranz vorliegt und wo die individuelle Verträglichkeitsschwelle liegt. Am besten macht man die Tests unter Aufsicht einer erfahrenen Ernährungsberaterin. Zu Beginn lässt man sämtliche Milchprodukte und alles, was in irgendeiner anderen Form Laktose enthalten könnte, weg. Damit müssten die Symptome im Laufe von ein bis zwei Wochen völlig verschwinden.

Falls nicht, muss nach anderen Ursachen gesucht werden. Dann baut man langsam Lebensmittel mit geringen und immer höher werdenden Laktosemengen in den Ernährungsplan ein. Wichtig ist eine genaue Dokumentation anhand eines Essprotokolls. Sobald die Symptome wiederkommen, ist die Verträglichkeitsschwelle überschritten. In der täglichen Ernährung ist ab dann nur noch die Menge zugelassen, die noch keine Beschwerden verursacht. Und falls sich eine laktosearme Diät nicht immer durchführen lässt: Es besteht die Möglichkeit, das fehlende Enzym Laktase in Form von Tabletten einzunehmen.