30. September 2022

Mehr als nur getrübte Stimmung

Mehr als nur getrübte Stimmung
Lesezeit ca. 5 min

Wenn jemand schlechter schläft, sich zurückzieht oder keine Freude mehr am Leben hat, kann das ein Zeichen für eine Depression sein. Oft werden die Symptome nicht erkannt und die Betroffenen erhalten in der Folge keine Therapie.

Depressionen können in jedem Alter auftreten. Während der Corona-Pandemie haben die Fälle zugenommen. Die Gründe werden vor allem fehlenden oder verminderten sozialen Kontakten sowie Ängsten und Unsicherheiten in Bezug auf die Zukunftsperspektive zugeschrieben.

Was ist eine Depression?

Eine Depression ist eine ernste Gemütserkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen stark beeinflusst. Sie geht einher mit Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, gedrückter Stimmung, innerer Unruhe, Schuldgefühlen oder Angst. Wird sie nicht behandelt, kann sie über Monate oder Jahre anhalten. Die Erkrankung wird in verschiedene Schweregrade eingeteilt und hat diverse Auslöser.

«Etwa 20 Prozent der Menschen erleben im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine depressive Episode. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer, und nur rund die Hälfte aller Depressionen wird erkannt.»
Christiane Schittny

Symptome erkennen

Oft entwickeln sich die Zeichen einer Depression sehr langsam über Wochen und Monate hinweg. Die Symptome sind vielfältig und können sowohl körperliche als auch seelische Beschwerden umfassen. Die wichtigsten Anzeichen einer Depression sehen folgendermassen aus:

  • Antriebs- und Interesselosigkeit, Traurigkeit oder fehlende Lebensfreude
  • Innere Leere und Unruhe sowie Schlafstörungen
  • Minderwertigkeits- und Schuldgefühle, Unentschlossenheit, Pessimismus
  • Angst, Selbstmordgedanken
  • Scheu und Rückzug vor sozialen Kontakten
  • Konzentrationsschwäche und Denkstörungen
  • Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust oder aber Esslust mit Gewichtszunahme
  • Körperliche Beschwerden wie unspezifische Rücken-, Bauch- und Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Probleme

Wie lässt sich vorbeugen?

Die häufigsten Auslöser für eine Depression sind eine genetische Veranlagung, ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn und belastende Erlebnisse wie zum Beispiel eine chronische Krankheit, der Tod einer nahestehenden Person oder der Verlust der Arbeitsstelle. Oft müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, damit eine Depression entsteht.

Sind die Auslöser bekannt, kann teilweise vorgebeugt werden:

Soziale Kontakte

Soziale Kontakte

Enorm wichtig sind gute soziale Kontakte und echte Freundschaften. Wer diese sein Leben lang pflegt und auch in schlechten Zeiten auf unterstützende oder helfende Mitmenschen zählen darf, hat bessere Chancen, Depressionen zu vermeiden.
Regelmässige Bewegung

Regelmässige Bewegung

Eine regelmässige sportliche Betätigung hält den Körper gesund. Empfehlenswert sind Ausdauersportarten wie Velofahren, Schwimmen oder Wandern in schöner Umgebung.
Geist nähren

Geist nähren

Bereichernde Hobbys oder Interesse an Neuem halten den Geist fit, geben dem Leben Sinn und schenken wertvolle Glücksmomente.

So kann geholfen werden

Die Behandlung einer Depression zielt auf eine Verbesserung der klinischen Symptome und auf eine langfristige Erhöhung der Lebensqualität ab. Ausser bei sehr schweren Depressionen kann die Therapie ambulant durchgeführt werden. Sie beruht auf verschiedenen Säulen, die sich nach Bedarf miteinander kombinieren lassen:

  • Die Psychotherapie ist ein wichtiger Teil der Behandlung. In der Einzel- oder Gruppentherapie werden Ängste abgebaut, neue Verhaltensweisen trainiert, Selbstbewusstsein erlangt und der Umgang mit Rückschlägen geübt.
  • Die Soziotherapie holt die Betroffenen aus ihrer Einsamkeit, verbessert zwischenmenschliche Kontakte und animiert zu Eigeninitiative und -leistung.
  • Die Ergotherapie vermittelt körperliche und geistige Fähigkeiten wie Gedächtnistraining, Konzentration, Fantasie oder manuelle Fertigkeiten, die helfen, den Alltag leichter zu bewältigen.
  • Gegen Depressionen gibt es viele verschiedene Medikamente. Bei leichteren Beschwerden helfen oft pflanzliche Mittel aus der Apotheke. Gegen stärkere Symptome greift die Medizin auf konventionelle Wirkstoffe zurück. Besonders wichtig ist die Wahl der Medikamente in Bezug auf den Allgemeinzustand, auf zusätzliche Erkrankungen oder bestehende Medikamenteneinnahme.
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