17. August 2022

Wie die Multiple Sklerose ein junges Leben bestimmt

Wie die Multiple Sklerose ein junges Leben bestimmt
Lesezeit ca. 4 min
Suzana Radovanovic (zvg)

Mit ihren 27 Jahren musste Suzana Radovanovic schon viele Schicksalsschläge verkraften. Im Alter von 23 Jahren erhielt sie die Diagnose Multiple Sklerose, und ihr Leben stand fortan Kopf. Mit der Unterstützung der Schweiz. MS-Gesellschaft beginnt sie beruflich nun noch einmal ganz von vorne.

Rund 15 000 Menschen in der Schweiz sind von Multipler Sklerose betroffen. Suzana Radovanovic ist eine von ihnen. Die St. Gallerin war gerade einmal 23 Jahre alt, als sie die Diagnose erhielt. «Ich stand erst am Anfang meines Lebens, war gerade dabei, das Fundament dafür zu bauen – und dann das», erinnert sie sich.

Neurologische Erkrankung des zentralen Nervensystems

Bei MS-Betroffenen stellt sich das Immunsystem quasi gegen den eigenen Körper. Die entzündliche Erkrankung des Nervensystems kann schwere Beeinträchtigungen hervorrufen wie Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen an Beinen, Armen und Händen, Schmerzen sowie Blasen- und Darmstörungen. Viele Betroffene leiden zusätzlich unter grosser Müdigkeit, Sensibilitätsstörungen und Konzentrationsschwächen.

Ein schwieriger Start – mit MS-Symptomen

Schon lange vor der offiziellen Diagnose kämpfte auch Suzana Radovanovic mit einer überwältigenden Müdigkeit, «Fatigue» genannt, die sie beruflich immer wieder an ihre Grenzen brachte. Bereits ihren Lehrberuf als Coiffeuse hatte sie aufgeben müssen, später auch ihre Anstellung in einer chemischen Reinigung. «Mit der Diagnose wurde mir klar, dass ich nicht körperlich arbeiten kann. Es ging einfach nicht mehr.» Deshalb wollte sie in den kaufmännischen Bereich wechseln.

Weil sie nicht alle Voraussetzungen erfüllt hatte, lehnte die Invalidenversicherung (IV) ihren Antrag auf eine Umschulung jedoch ab. Suzana Radovanovic war entmutigt: «Ich war jung, ambitioniert, motiviert. Ich verstand es einfach nicht: Warum durfte ich mich nicht umschulen lassen?»

Hilfe gesucht und gefunden

Auf Rat ihres Neurologen suchte sie schliesslich Unterstützung bei der Schweiz. MS-Gesellschaft. Um Hilfe zu bitten, fiel ihr schwer. Doch mit der Rückendeckung des Beratungsteams der Schweiz. MS-Gesellschaft wagte sie schliesslich einen weiteren Versuch, bei der IV eine Umschulung für sich zu erwirken.

MS-Gesellschaft: Unterstützung und Dienstleistungen

«Meine Sozialberaterin bei der MS-Gesellschaft hatte sich richtig in meinen Fall hineingekniet und stand mir mit ihrem Wissen zur Seite.» Zudem hatte sie gute Argumente im Gepäck: Eine Tätigkeit im KV-Bereich werde sie noch lange und trotz körperlicher Einschränkungen ausüben können.

Dann endlich die Erleichterung: Die IV bewilligte die Umschulung. Im August 2022 startete Suzana Radovanovic ihre dreijährige Lehre zur Kauffrau in einem sozialintegrativen Unternehmen, das Ausbildungsplätze für Menschen mit Einschränkungen anbietet. «Ich bin so glücklich, dass ich wieder arbeiten darf», sagt die 27-jährige Lernende strahlend.

Multiple Sklerose ist nicht heilbar

Auch für ihre Multiple Sklerose hat Suzana Radovanovic eine Therapie gefunden, die gut funktioniert: Seit drei Jahren ist sie frei von MS-Schüben. Multiple Sklerose ist nicht heilbar – die heute existierenden Therapieangebote können den Verlauf der Krankheit nur mildern. Dessen ist sich auch die 27-Jährige bewusst: «Meine MS könnte jederzeit wieder schlimmer werden.» Trotz dieser Angst, die wohl immer bleiben wird, und der vielen Rückschläge in ihrem jungen Leben, bleibt sie wie sie ist: optimistisch, unternehmungslustig, lebenshungrig.

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