Um Myrrhe ranken sich viele Mythen. Die Ägypter balsamierten ihre Verstorbenen damit ein, die Römer brachten es ihren Göttern als Rauchopfer dar und im Mittelalter sollte es die Pest vertreiben.
Myrrhe kennt man in erster Linie als eine der Gaben, die die heiligen drei Könige dem Jesuskind brachten; dies verlieh ihr das Image von ganz besonderer Kostbarkeit. Doch Myrrhe ist weder ein Wundermittel noch eine geheimnisumwitterte Substanz, es ist in erster Linie ein Heilmittel auf natürlicher Basis. Einige seiner positiven Wirkungen kennt die Fachwelt mittlerweile recht gut, andere müssen noch genauer erforscht werden.
Myrrhe ist das gummiartige gelbliche Harz von dornigen Sträuchern, die bis drei Meter hoch sind. Diese stammen ursprünglich aus Somalia, aus Eritrea und aus Jemen. Heute gedeihen sie in Nord- und Ostafrika sowie im arabischen Raum.
Das Harz tritt spontan aus der Rinde aus. Zum Teil wird es auch durch Ritzen gewonnen. Das so erzeugte Harz ist allerdings nicht von der gleichen Heilqualität wie das spontan ausgeschiedene.
Die Bezeichnung Myrrhe ist vom arabischen Wort für «bitter» abgeleitet.
Für die therapeutische Anwendung wird das Myrrheharz in Alkohol gelöst. Dies ergibt eine gelblich-braune bis orange Flüssigkeit, die im Fachhandel gebrauchsfertig erhältlich ist. Sie wirkt antimikrobiell, fiebersenkend, schmerzreduzierend und entzündungshemmend.
Entzündungen des Zahnfleisches können beispielsweise durch Druckstellen von Prothesen entstehen. Im Weiteren werden gelegentlich Bläschen auf der Mundschleimhaut durch Mikroben ausgelöst, die sich entzünden. Auf die schmerzenden Stellen wird die Tinktur zwei- bis dreimal pro Tag mit einem Wattestäbchen aufgetupft.
Myrrheprodukte sind auch in Form von Mundsprays und Zahncremes erhältlich. Sie enthalten zum Teil zusätzliche Auszüge aus Heilpflanzen wie Arnika, die entzündungshemmend, schmerzlindernd und durchblutungsfördernd wirkt. Weitere Kombinationen sind Pfefferminzöl sowie Ratanhia. Pfefferminzlöl wirkt bei Entzündungen kühlend und abschwellend, zugleich fördert es die Durchblutung und auch eine pilzhemmende Wirkung wird ihm nachgesagt. Die Ratanhiawurzel ihrerseits wirkt Mikroben entgegen.
Bei Hals- und bei Rachenbeschwerden werden Myrrhelösungen oder entsprechende Kombinationspräparate zum Gurgeln verwendet; dazu werden 30 Tropfen der Tinktur in ein Glas Wasser gegeben. Bei der Anwendung kann der enthaltene Alkohol ein leichtes Brennen verursachen. Speziell bei Kindern ist daher Vorsicht geboten.
Es gibt im Weiteren Hinweise auf eine cholesterinsenkende Wirkung von Myrrhe, diese sind allerdings bisher nicht ausreichend belegt. Myrrhe wird zum Teil bei Störungen der Verdauung wie Reisedurchfall, Übelkeit, übermässigen Blähungen, Reizdarm und bei Colitis ulcerosa in Tablettenform eingenommen. Eine präzise Dosierung der Heilmittel ist sehr wichtig, daher sollte man auf fachkundige Beratung nicht verzichten.
Das orientalische Harz ist oft auch in alkoholischen Magenbitter-Getränken sowie in manchen Kräuterlikörs enthalten. Für die Anwendung bei Bauchbeschwerden sind auch Kombinationspräpate, etwa mit Kamille, erhältlich. Zusammen wirken sie krampflösend. Mit zusätzlicher Aktivkohle wird der wässrige Stuhl bei Durchfall gebunden.
Auch wenn bisher keine negativen Wirkungen bekannt sind, sollten Schwangere und Stillende aus Sicherheitsgründen keine myrrhehaltigen Heilmittel einnehmen.