18. Mai 2020

Narbenpflege: mit viel Geduld behandeln

Narbenpflege: mit viel Geduld behandeln
Lesezeit ca. 5 min

Wenn tiefere Hautschichten verletzt werden, lassen sich Narben oft nicht verhindern. Mit der richtigen Narbenpflege kann aber deren Erscheinungsbild positiv beeinflusst werden, ganz besonders in der frühen Phase der Heilung.

Wie entstehen Narben?

Schnell ist es passiert: Ein Sturz beim Velofahren, eine Operationswunde oder ein Hundebiss. Das alles hinterlässt Narben, die je nach Verletzungsursache mehr oder weniger schön verheilen.

Nach einer grösseren Verletzung verschliesst der Körper die Wunde möglichst schnell mit neuem Bindegewebe, um sich vor Infektionen zu schützen. Dieses neue Gewebe ist aber anders aufgebaut, als die normale Haut. Es enthält keine Pigmentzellen, Haarfollikel, Talg- oder Schweissdrüsen und unterscheidet sich daher schon rein optisch vom umliegenden Hautgewebe.

Wie die Wundheilung funktioniert

Wunden, bei denen lediglich die obersten Hautschichten geschädigt sind, heilen in der Regel schnell und ohne Narbenbildung ab. Das ist zum Beispiel bei leichteren Schürfwunden oder Verbrennungen der Fall. Der Körper ist hier in der Lage, neue, reguläre Hautzellen zu bilden. Diese verschliessen und heilen die Wunden, sodass später keine Spuren der Verletzung mehr sichtbar sind.

Wenn jedoch auch tiefere Hautschichten betroffen sind, verläuft die Wundheilung anders. Zur Behebung des Defekts wird ein Ersatzgewebe gebildet, das sich in seiner Struktur von derjenigen der normalen Haut unterscheidet. Es ist weniger elastisch, meist heller als die gesunde Haut und bleibt als sichtbare Narbe bestehen.

Verschiedene Narbentypen

Eine frische Narbe ist meist rötlich und erhaben. Im Laufe der Zeit verblasst das Gewebe und wird flacher. Diese Entwicklung kann bis zu zwei Jahre andauern, und im Verlauf dieser Zeit können Verhärtungen und Verwachsungen entstehen. Das wiederum kann zu Juckreiz, Spannungsgefühl, Schmerzen oder – je nach Lage der Narbe – auch zu Bewegungseinschränkungen führen. Frische Narben reagieren sehr empfindlich auf Sonnenlicht.

Man unterscheidet zwischen verschiedenen Narbentypen:

Hypertrophe Narben sind rot und wulstig. Sie kommen durch längerdauernde Entzündungsreaktionen zustande, die zu einer Überproduktion von Bindegewebe und Kollagen führen.

Atrophische Narben entstehen beispielsweise durch Akne und zeigen sich als kraterartige Vertiefungen auf der Hautoberfläche. Sklerotische Narben sind typisch für Verbrennungen. Ihr Gewebe ist meist hart und unelastisch.

Keloide Narben schliesslich wachsen grösserflächig über die Begrenzung der ursprünglichen Verletzung hinaus und sind dunkel gefärbt.

Was die Narbenbildung beeinflusst

Viele Faktoren bestimmen über das spätere Erscheinungsbild einer Narbe. Dazu gehören:

  • Die Art der Verletzung: Glatte und gleichmässige Wundränder ergeben schönere Narben.
  • Die Schwere der Verletzung: Je stärker die Verletzung, desto grösser oft die Narbe.
  • Das Alter der betroffenen Person: Bei älteren Menschen verheilt die Haut meist schlechter als bei jüngeren Personen.
  • Der Ort der Verletzung: Oft entsteht an Brust und Schulter unschöneres Narbengewebe.
  • Die Behandlung der Wunde: Eine übertriebene Wunddesinfektion ist nicht zuträglich für eine schöne Narbenbildung, adäquate Narbenpflege hingegen schon.
  • Die genetische Veranlagung und der Hauttyp: Je dunkelhäutiger, desto höher in der Regel das Risiko für die Entstehung von keloiden Narben.
  • Zu viel Sonnenbestrahlung: Das neue Gewebe ist sehr sonnenempfindlich und braucht mindestens ein Jahr lang guten Sonnenschutz, damit es später schön aussieht.
Bild von Frau mit Kaiserschnitt-Narbe

Wie Narben schön verheilen

Es dauert im Schnitt etwa zwei Wochen, bis eine Narbe soweit verheilt ist, dass mit der Narbenpflege begonnen werden kann. Narben lassen sich optisch mithilfe von speziellen Narbenprodukten verschönern.

Die Salben oder Gele werden ein- bis mehrmals täglich über einen längeren Zeitraum (mehrere Monate bis zu zwei Jahre, je nach Grösse und Beschaffenheit der Narbe) vorsichtig, aber gründlich einmassiert. Dabei sollte das vernarbte Gewebe mit den Fingern sanft in alle Richtungen gegenüber dem Hautuntergrund bewegt und massiert werden. Aber aufgepasst: Die Narbenränder dürfen dabei nicht auseinandergezogen werden.

Narbensalben auf Basis von Allantoin, Dexpanthenol, Heparin oder Kollagen besitzen eine glättende und entzündungshemmende Wirkung und verhindern ein zu starkes, unschönes Zellwachstum. Auch Gele mit Silikon leisten gute Dienste. Sie enthalten meist wichtige, feuchtigkeitsspendende Inhaltsstoffe und schützen die Oberfläche des neu gebildeten Narbengewebes effektiv.