Ohne Antibiotika gegen Blasenentzündungen
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Rund die Hälfte der Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an einer Blasenentzündung. Betroffen sind vor allem junge Frauen und Frauen nach der Menopause. In vielen Fällen können Blasenentzündungen ohne Antibiotika behandelt werden.

Ursachen einer Blasenentzündung

Bei jüngeren Frauen können Harnwegsinfektionen durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Dr. Daniele Perucchini vom Blasenzentrum in Zürich erklärt: «Die kurze Harnröhre, die sexuelle Aktivität, aber auch Verhütungsmittel – zum Beispiel Kondome mit spermienabtötendem Gel und die Spirale – können Harnwegsinfekte begünstigen.» Bekannt ist auch, dass ein Body-Mass-Index von über 30 und Kälte das Risiko für diese Infektion erhöhen.

Ältere Frauen erkranken häufig an Blasenentzündungen, weil ihr Östrogenspiegel in den Wechseljahren sinkt, was zu einer Veränderung des Scheidenmilieus führt. Der pH-Wert im Intimbereich steigt, sodass sich Keime leichter vermehren können. Ein weiterer Risikofaktor für Harnwegsinfektionen ist eine Blasensenkung. Davon sind vor allem ältere Frauen betroffen.

«10 bis 15 Prozent der von Blasenentzündungen betroffenen Frauen leiden immer wieder an dieser lästigen Infektionskrankheit, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann.»
Dr. Daniele Perucchini

Symptome erkennen

Bei jüngeren Frauen verursacht eine Blasenentzündung starke Schmerzen beim Wasserlösen. Betroffene müssen ständig zur Toilette, und manchmal findet sich Blut im Urin.

Ältere Frauen haben oft weniger akute Symptome und konsultieren ihren Arzt meist dann, wenn der Urin auffällig riecht oder wenn sie unspezifische Schmerzen in der Blase verspüren.

Antibiotikaresistenzen nehmen zu

Früher wurden bei einer Blasenentzündung meist sofort Antibiotika verschrieben. Der häufige Einsatz blieb nicht ohne Konsequenzen: Werden Antibiotika zu oft oder falsch eingenommen, können Bakterien resistent werden. In den letzten Jahren haben sich einige Bakterien zunehmend angepasst und gelernt, der Wirkung von Antibiotika zu widerstehen und sich zu vermehren. Dadurch bleiben immer mehr Antibiotika wirkungslos. Das Bundesamt für Gesundheit ist besorgt über diese Entwicklung: Bereits 2015 hat es zusammen mit anderen Bundesämtern eine nationale Strategie gegen Antibiotikaresistenzen lanciert. Im vergangenen Herbst startete zudem eine breite Sensibilisierungskampagne. Damit informiert der Bund über die Bedeutung von Antibiotika, die Risiken resistenter Bakterien und die korrekte Anwendung dieser Medikamente.

Es gibt Alternativen

Auch bei den wichtigsten Erregern für Blasenentzündungen, den E. coli-Bakterien, haben Resistenzen deutlich zugenommen. Heute weiss man, dass die meisten Blasenentzündungen unkompliziert verlaufen und sich auf die unteren Harnwege beschränken. Doch welche Alternativen bieten sich zur Behandlung an?

Bewährt hat sich laut Daniele Perucchini die pflanzliche Therapie mit Bärentraubenblättern, deren Wirkstoff Arbutin diverse Bakterien abtötet, Entzündungen hemmt und dafür sorgt, dass sich die Erreger nicht in der Schleimhaut der Blase einnisten können.

Bärentraubenblätter (Uvae ursi folium)

Um diese Wirkung zu erzielen, ist jedoch gemäss den Empfehlungen der Europäischen Wissenschafts-Kooperative für Phytotherapie eine Mindestdosis von 400 mg Arbutin pro Tag empfohlen. Bärentraubenblätter-Extrakt ist heute in Tablettenform oder als Tee in Apotheken und Drogerien erhältlich. Auch Kapuzinerkresse hilft bei Harnwegsinfekten.

Der Spezialist setzt auch D-Mannose bei seinen Patientinnen ein. Dieser in der Natur vorkommende Einfachzucker verhindert, dass sich die Bakterien an die Schleimhaut binden können. Bei wiederkehrenden Blaseninfektionen verschreibt er manchen Patientinnen ein Medikament zur Stimulation des Immunsystems, das abgetötete Escheria-coli-Bakterien enthält und ähnlich wie eine Impfung wirkt.

Bei manchen Patientinnen injiziert Daniele Perucchini eine Lösung aus Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat direkt in die Blase, was die Blasenwand schützt. Bei Frauen nach der Menopause, die an wiederkehrenden Blaseninfekten leiden, helfen lokalanwendbare Östrogenpräparate, das Krankheitsrisiko zu reduzieren.