Rosmarin
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Himmelblaue Blüten, hocharomatische Blätter und beachtliche Heilwirkungen: Rosmarin ist aus der Küche und dem Garten nicht wegzudenken. Zudem ist er auch in Sachen Gesundheit unverzichtbar.

Tau des Meeres

Der aromatische Duft des Rosmarins (Rosmarinus officinalis) trägt die flirrende Sonnenglut der Macchia in sich. Rosmarin verleiht Energie und Lebensfreude; er gilt seit der Antike als reinigend, soll negative Energien bannen und vor Albträumen schützen.

Botanisch gehört der Rosmarin zu den Lippenblütlern. In seiner Heimat Südeuropa und Kleinasien wächst der kleine Strauch mit den wasserblauen Blüten besonders gern an Küsten, was ihm zu seinem schönen Namen verhalf: «Ros marinus» bedeutet Tau des Meeres. Die schmalen, eingerollten Blätter, oben ledrig-grün, unten weissfilzig, sind eine perfekte Anpassung an trockenheisse Standorte.

Wärmebedürftiger Kleinstrauch

Seine nektarreichen Blüten ziehen Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an, was ihn auch bei uns zu einer wertvollen Bereicherung des Gartens macht. In unseren Breitengraden ist der wärmebedürftige Kleinstrauch allerdings an der Grenze zur Winterbeständigkeit. Obschon es inzwischen auch robustere Sorten gibt, ist ein sonniger und geschützter Platz im Garten unabdingbar. Wer nicht im Weinbauklima lebt, pflegt ihn besser als Kübelpflanze. So hat man stets Rosmarin zum Würzen zur Hand, denn frisch ist er unvergleichlich viel besser als getrocknet.

Symbol für Liebe und Treue

Die Mythologie erzählt, dass der Rosmarin aus dem Schaum entstand, als Aphrodite dem Meer entstieg; er wurde als Geschenk der Göttin der Liebe an die Menschen gesehen. Jahrhundertelang war er ein Symbol für Liebe und Treue und gehörte somit in jeden Hochzeitsstrauss.

Foto von einer Hochzeitsanstecknadel mit Rosmarin

Bei Bedarf konnte man dem Glück etwas nachhelfen: Nach dem Volksglauben sollte, wer mit einem blühenden Rosmarinzweig in Berührung kam, sogleich in Liebe entbrennen. Stand ein Mann dem Duft des Rosmarins jedoch gleichgültig gegenüber, wurde dies als Hinweis gewertet, dass er zu echter Liebe unfähig sei und sich weiteres Bemühen erübrige. In Wales tauchte man einen Rosmarinzweig in den Hochzeitswein und bewahrte ihn als Glücksbringer auf. Haperte es dennoch mit der ehelichen Harmonie, wurde das Haus mit Rosmarin ausgeräuchert, um die negativen Energien zu bannen. Volkstümliche Namen wie Liebesblume, Brautkleid oder Weihrauchkraut weisen auf diese Bräuche hin.

Rosmarin begleitete den Menschen von der Geburt bis zum Tod. In Belgien brachte nicht der Storch die Babys, sondern diese entsprangen dem Rosmarinstrauch. Man legte Neugeborenen einen Rosmarinzweig in die Wiege, schenkte sich einen Rosmarinzweig zum Abschied und legte den Toten Rosmarinzweige in den Sarg. Im alten Griechenland trugen Studenten Rosmarinkränze, um das Gedächtnis zu stärken.

Rosmarin: Heilpflanze und Schönheitsmittel

In der Antike war Rosmarin vor allem eine Kultpflanze. Erst im Mittelalter entdeckte man ihn als vielseitige Heilpflanze. Zu Zeiten der Pest sollte Rosmarin, zusammen mit Wermut und weiteren aromatischen Pflanzen, in Form von Pestessig und Räucherungen vor einer Ansteckung schützen. Salben und Bäder mit Rosmarin wurden gegen Krätze eingesetzt.

Es lag nahe, die Pflanze der Aphrodite auch als Schönheitsmittel zu verwenden. Das ungarische Wasser aus frischen Rosmarinblüten soll die gichtgeplagte Königin Isabelle nicht nur von ihrem Leiden befreit, sondern so verjüngt haben, dass ein junger Baron um ihre Hand anhielt.

«Heute wird Rosmarin bei Akne, zur Regeneration gestresster Haut, als Haarwasser und als Anti-Aging-Mittel eingesetzt.»
Ursula Glauser-Spahni

Förderlich für Verdauung und Durchblutung

Rosmarin kurbelt den Stoffwechsel an und durchwärmt den Körper. Gegen nächtliche Wadenkrämpfe band man sich Rosmarin um die Füsse. Einreibemittel helfen bei Muskel- und Gelenkrheumatismus, werden aber auch vor und nach dem Sport empfohlen. Sie erweitern die Hautkapillaren, sorgen für eine bessere Durchblutung der Muskulatur und lösen Verkrampfungen.

«Als Gewürz ist Rosmarin unverzichtbar in der mediterranen Küche und hilft als aromatisches Bittermittel beim Verdauen der Köstlichkeiten. Er steigert die Gallensäureproduktion, regt die Leberfunktion an, ist appetitanregend, verdauungsfördernd und blähungsmindernd.»
Ursula Glauser-Spahni
Foto von Ofenkartoffeln mit Fisch und Rosmarin

Menstruationsstörungen und Wechseljahrbeschwerden gehören ebenfalls zu den Anwendungsgebieten dieser vielseitigen Pflanze.

An Inhaltsstoffen finden sich ätherische Öle, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide und Triterpene. Verwendet werden frische Blätter oder das destillierte ätherische Öl.

Gesteigerte Vitalität und Lebensfreude

Für die Gemmotherapie wird aus den frisch wachsenden Triebspitzen ein Knospenmazerat hergestellt. Es regt Leber- und Gallenfunktionen an, hilft bei Leberentzündung, Magen-Darmbeschwerden sowie Völlegefühl und löst Krämpfe.

Zudem tonisiert es Kreislauf und Nervensystem und wird bei Erschöpfungszuständen und Herzschwäche eingesetzt. Es stärkt das Gedächtnis, hilft bei Schwindel und niedrigem Blutdruck, verbessert die Hirndurchblutung sowie die periphere Durchblutung und hilft bei Arteriosklerose.

«Das Knospenmazerat steigert die Vitalität und die Lebensfreude und soll sogar Liebeskummer lindern. Eine aphrodisierende Wirkung wird dem Rosmarin ebenfalls nachgesagt.»
Ursula Glauser-Spahni

Rosmarin bringt Sonne und Wärme zurück ins Leben.