Im Winter leuchten seine blutroten Zweige aus Hecken und Waldrändern. Die Farbe ist Programm, denn in der Gemmotherapie ist der Rote Hornstrauch ein wichtiges Mittel für Herz und Kreislauf.

Botanik und Namensgebung

Im Sommerhalbjahr ist der Rote Hornstrauch (Cornus sanguinea) ein recht unscheinbarer Bewohner von Waldrändern und Hecken. Erst im Herbst und Winter fällt er durch die leuch­tend roten Herbstblätter und Zweige ins Auge. Diese Färbung hat ihm zum Namen «sanguinea» verholfen (sanguis = Blut). Die Zweige lagern Anthocyane ein, um sich im blattlosen Zu­stand vor zu viel Sonnenstrahlung zu schützen. Der Strauch bildet reichlich Wurzelausläufer, und selbst Zweige, die den Boden berühren, bewurzeln rasch. Dies macht ihn zu einer wertvollen Pflanze, um den Boden zu befesti­gen und vor Erosion zu schützen.

Die filigranen weissen Blüten wirken durch den Amingeruch für unsere Nasen nicht ge­rade anziehend, doch sie werden von zahl­reichen Wildbienen, Käfern und Fliegen be­sucht. Die Blätter nähren die Raupen von 16 Schmetterlingsarten, die schwarzen Früchte dienen zahlreichen Vögeln und Kleinsäugern als Nahrung.

Der Rote Hornstrauch, auch Hartriegel, Blut­rute oder Hunds­beerstrauch genannt, gehört in die Familie der Hartriegel­gewächse, zu­sammen mit der Kornelkirsche (Cornus mas). In alten Kräuterbüchern wird letztere als Cornelbaum Männlein, der Hornstrauch als Cornelbaum Weiblein bezeichnet. Während jedoch die Kornelkirsche für Marmeladen und Liköre bis in unsere Zeit beliebt ist, gab es für die bitteren Hartriegelfrüchte weit weniger Verwendung.

«Roh sind sie ungeniessbar, doch sie enthalten viel Vitamin C, weshalb sie trotz des gewöhnungsbedürftigen Geschmacks zu Mus gekocht wurden.»
Ursula Glauser-Spahni

Vielseitig verwendbar

In einigen steinzeitlichen Siedlungsstätten fanden sich grössere Mengen an Hornstrauch­samen. Experimente zeigten, dass frische Hornstrauchfrüchte, deren Samen reich an fettem Öl sind, beim Zermahlen eine seifige, ölige Emulsion bilden. Ob die Pfahlbauer da­mit ihre Haut reinigten und pflegten? Mög­licherweise waren die fettreichen Samen zudem eine wichtige Nahrungsergänzung im Winter.

Sicher sind sich die Archäologen bei den Zweigen des Hornstrauches: Zu Reusen geflochten dienten sie dem Fischfang. Das harte Holz wurde bis in die neuere Zeit für Holznägel, Radspeichen, Zahnräder und Türriegel verwendet. Die geraden Ruten dien­ten als Ladestöcke für Gewehre. Das Samenöl wurde als Brennstoff für Öllampen, gebiets­weise auch als Speiseöl eingesetzt. Heute werden die dekorativen Zweige vor allem in der Floristik geschätzt.

Fürs Herz-Kreislauf-System

Medizinisch spielte die Pflanze lange eine Nebenrolle. Die getrocknete Rinde wurde äus­serlich zur Wundbehandlung verwendet, ein Tee aus der Rinde oder aus den Früchten half bei Fieber.

Heute wird vermehrt geforscht, was der Hornstrauch zu bieten hat. Flavonole, Phenolglucoside, Flavonoide, Salicin, Antho­cyane, Gerbstoffe, Kupfer, Eisen und Vitamin C sind seine hauptsächlichen Wirkstoffe.

«Eine besondere Stellung nimmt der Rote Horn­strauch in der Gemmotherapie ein: Das Ma­zerat seiner Frühlingsknospen gilt als Haupt­mittel für das Herz-Kreislauf-System.»
Ursula Glauser-Spahni

Es ver­bessert die Fliesseigenschaften des Blutes, wirkt Verklumpungen der Blutkörperchen und damit Thrombosen entgegen. Es kräftigt das Herz, senkt einen zu schnellen Puls und ver­mindert unangenehme Extrasystolen. Zudem unterstützt es die Schlagleistung bei Herzin­suffizienz und Altersherz.

Roter Hornstrauch (Cornus sanguinea)

Zusammen mit den Knospenmazeraten von Schwarzer Johannisbeere und Schwarzerle hilft Roter Hornstrauch gegen Arterienent­zündungen, kombiniert mit dem Knospen­mazerat von Mais ist er eine wertvolle Unter­stützung nach einem Herzinfarkt.

Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Schilddrüse. Der Rote Hornstrauch beruhigt eine über­aktive Schilddrüse und vermindert die damit einhergehende Tachykardie. Auf der menta­len Ebene beruhigt er überschiessende Emo­tionen, die dem Herz schaden könnten.