Schwarze Johannisbeere
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Die Heimat der Schwarzen Johannisbeere liegt in Mittel- und Osteuropa bis Asien. Sie ist eine typische Bewohnerin von Auenwäldern mit einer Vorliebe für feuchte, humose Böden. Bei uns findet man sie fast ausschliesslich kultiviert in Gärten.

Im April und Mai erscheinen am einjährigen Holz ihre grünlichroten Blüten, aus denen im Sommer die schwarzen Beeren reifen. Die goldenen Punkte auf den Blütenkelchen, auf den Beeren und den Blättern sind Drüsen, die für den charakteristische Geruch verantwortlich sind. Die Parfümindustrie nutzt diesen für fruchtige Duftnoten.

Die Pflanze aus der Familie der Stachelbeergewächse gibt es in vielen Sorten und auch als Kreuzung zwischen Stachelbeere und Johannisbeere, Jostabeere genannt.

Kleine Hausapotheke

Mit einer Schwarzen Johannisbeere (Ribes nigrum) im Garten hat man eine eigene kleine Hausapotheke; verwendet werden Blätter und Früchte.

Als Inhaltsstoffe findet man Flavonoide und Proanthocyane, das sind entzündungshemmende und zellschützende Substanzen. Dazu Vitamine der B-Gruppe, Vitamin C, Gerbstoffe, ätherische Öle, Aminosäuren.

«Die Pflanze macht exotisches Superfood überflüssig; denn ihre Früchte trumpfen mit einem besonders hohen Gehalt an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen auf und gehören damit zu den wertvollsten einheimischen Früchten.»
Ursula Glauser-Spahni

Diese sind entzündungshemmend und antioxidativ, lindern Heiserkeit und Husten, stoppen Durchfall und sorgen für eine gesunde Darmflora. Es gibt Sportler, die vor einem Wettkampf Johannisbeersaft einnehmen, da dieser eine Schutzwirkung auf die beanspruchten Muskeln ausübt.

Wertvoll sind die Beeren auch für die Augengesundheit: Hier sorgen sie für eine bessere Durchblutung der Netzhaut und des Sehnerves und schützen darüber hinaus die Netzhaut durch antioxidative Carotinoide, Luteine und Zeaxanthine. Beerenverächter ziehen die Frucht möglicherweise in flüssiger Form als Likör in einem Blanc Cassis vor.

Jedenfalls lohnt es sich, Johannisbeeren regelmässig in den Speiseplan einzubauen, obschon sie herb und mit dem typischen Aroma nicht jedermanns Geschmack sind. Der Geruch polarisiert, man mag ihn oder findet ihn widerlich. Der Pflanze hat er zu den wenig schmeichelhaften Namen Stinkstruk, Bocksbeere, Wanzenbeere verholfen. Sie heisst aber auch Gichtbeere und im Englischen Quinsybeere (quinsy = Mandelentzündung): Hinweise auf ihre Heilwirkungen. Ein Tee aus den Blättern lindert schmerzhafte Rachen- und Halsentzündungen. Er regt die Nieren an, entwässert und hilft bei Blasenerkrankungen, Rheuma, Arthritis und Gicht.

Wichtigstes Mittel

Doch erst in der Gemmotherapie zeigte sich das ganze Potential der Schwarzen Johannisbeere:

«Ihre entzündungshemmende Wirkung und die Tatsache, dass sie andere Knospenessenzen in der Wirkung verstärkt, macht sie zum wichtigsten Mittel der Gemmotherapie.»
Ursula Glauser-Spahni

Sie ist zudem ein Stoffwechsel- und Entgiftungsmittel, verstärkt die Harnausscheidung, schützt die Gefässwände und hält sie geschmeidig.

«Sie regt die Nebenniere an, wirkt damit auf den Körper ähnlich wie Kortison, aber ohne dessen Nebenwirkungen.»
Ursula Glauser-Spahni

Hilft bei Entzündungen und Allergien

Ihre Hauptanwendungsgebiete sind Entzündungen jeglicher Art und allergische Erkrankungen. Allergien sind in allen Industrieländern auf dem Vormarsch, je «westlicher» der Lebensstil, desto mehr Allergien treten auf. Weshalb das so ist, ist noch weitgehend unklar. Umweltschadstoffe, übertriebene Hygiene, zu viele und zu früh einsetzende Impfungen, ja selbst fehlende Parasiten spielen mit. Man weiss, dass Bauernkinder weniger unter Allergien leiden. Der Aufenthalt im Stall, der Kontakt zu Kühen und anderen Tieren scheinen ihnen einen Schutz zu geben. Ihr Immunsystem muss sich schon früh mit verschiedensten Erregern auseinandersetzen. Beim Allergiker hingegen scheint das Immunsystem unterfordert zu sein, es reagiert auf harmlose Stoffe, zuerst auf Pollen, später auf immer mehr Substanzen und in immer heftigerer Form. Der Klimawandel führt zu längeren Pollenflugzeiten, Luftschadstoffe steigern die Pollenmenge und den Gehalt an Allergenen in den Pollen, das zeigten neueste Forschungen. Die Bedingungen für Allergiker werden schwieriger!

«Hier setzt die Schwarze Johannisbeere mit ihrer die Nebennieren stimulierenden und entzündungshemmenden Wirkung ein: Sie senkt die Allergiebereitschaft, Heuschnupfen, allergisches Asthma, Stirn- und Nebenhöhlenentzündungen werden gelindert.»
Ursula Glauser-Spahni

Als harntreibendes und entzündungshemmendes Mittel hilft die Johannisbeere aber auch bei Gicht, Rheuma, Arthritis, Gelenksschmerzen. Sie hat sich bewährt bei Migräne, gilt als Gefässtonikum und hält Blutgefässe und Blut gesund.

Heilpflanze mit Verstärkungseffekt

Ihr Verstärkungseffekt auf andere Mittel zeigt sich in bewährten Kombinationen von Knospenessenzen: Johannisbeere und Hagebutte sind ideal für Kinder, die immer wieder erkältet sind. Johannisbeere und Holunder verkürzen grippale Infekte. Heuschnupfen verlangt nach Johannisbeere kombiniert mit Weissbuche, allergisches Asthma benötigt Johannisbeere, Haselnuss und Wolliger Schneeball. Johannisbeere und Weinrebe lindern einen akuten rheumatischen Schub.

Der «Stinkstruk» ist zur idealen Heilpflanze unserer Zeit geworden.