Der Mensch hat es geschafft, zum Mond zu fliegen, gefährliche Krankheiten zu besiegen, kunstvolle Bilder zu malen oder schöne Musik zu komponieren. Doch eines scheint er verlernt zu haben: die Kunst des Nichtstuns oder sich richtig zu erholen. Dabei sind schöpferische Pausen wichtig, um kreativ denken und überhaupt etwas leisten zu können.
Heutzutage hat sich die Arbeitssituation für viele Menschen grundlegend geändert. Mussten sich früher die Menschen von den körperlichen Arbeiten erholen, so sind es heutzutage vor allem die geistigen Anforderungen, die nach Erholung rufen.
Doch wie erholt man sich am besten, wie lädt man seine Akkus wieder auf? Die Ferien sind bekanntlich immer zu kurz. Sollte man da lieber nichts tun, lange schlafen, die Seele baumeln lassen, oder ständig in Bewegung sein, viel Sport machen und immer neue Eindrücke sammeln?
Bei vielen Menschen besteht der perfekte Urlaub aus Schlafen, Essen, Baden, Lesen und Nichtstun. Andere mögen es lieber aktiver, gehen wandern, Velo fahren und so weiter. Wie man sich «richtig» erholt, ist, kurz gesagt, von Mensch zu Mensch verschieden. In der noch jungen Erholungsforschung schaut man weniger darauf, was die Leute an Aktivitäten machen, weil eben ein- und dieselbe Aktivität sehr unterschiedlich erlebt werden kann.
Für die Erholung in den Ferien ist vielmehr ausschlaggebend, was zur eigenen Zufriedenheit beiträgt. Doch diese Formel kann auch zu Konflikten führen, wenn man zum Beispiel mit seiner Familie unterwegs ist. Da braucht es Kompromisse, damit alle auf ihre Rechnung kommen.
«Nirgends strapaziert sich der Mensch mehr als bei der Jagd nach Erholung», schrieb der britische Schriftsteller Laurence Sterne bereits im 18. Jahrhundert. Wie wahr, könnte man da heute sagen.
«Ein Urlaub, der erholsam sein soll, sollte möglichst unspektakulär verlaufen», sagt Lutz Hertel, Diplom-Psychologe und führender Wellness-Experte in Deutschland. Verbringt man seine Ferien in der Nähe der Heimat, dann hat man gute Chancen, sich zu entspannen, weil lange Flugreisen und die Umstellung auf eine andere Klimazone entfallen. In fernen Ländern hat man mitunter mit extremen Temperaturen, der Zeitumstellung und fremdem Essen zu kämpfen. Kommen noch Durchfallerkrankungen oder anderes hinzu, dann kann der Stress gross sein und den erwarteten Erholungseffekt schmälern.
Während den Ferien selbst sind die Menschen oft nur durchschnittlich gelaunt. Schliesslich ist es mit dem Urlaub genauso wie mit vielen anderen Freuden und auch mit vielen Ärgernissen: Die Menschen gewöhnen sich schnell daran.
Interessanterweise hat die Erholungsforschung auch herausgefunden, dass nicht die Länge der Ferien entscheidend ist, ob man sich erholt fühlt, sondern, wie man die Zeit erlebt hat.
Klug ist es auch, nach den Ferien nicht an einem Montag wieder anzufangen, sondern in der Mitte der Woche, wenn schon bald ein erholsames Wochenende naht. So kann man sich nach der ersten Stressdosis erst einmal ausruhen und die Erholung aus den Ferien in die nächste Woche retten.
Nicht nur Ferien sind wichtig, sondern auch die Erholung und das Abschalten nach der Arbeit. Man muss selber herausfinden, welche (sportlichen) Aktivitäten einem helfen, nach Feierabend gut abschalten zu können und wie man sie häufiger oder überhaupt in den Alltag integrieren kann. Macht man etwas mit anderen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man besser abschalten kann.
Und zu guter Letzt noch eine Empfehlung von Wilhelm Busch (1832- 1908): «Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Kultur und Reisen.
Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!»