Weshalb speziell ausgebildete Lawinenhunde sich zusammen mit ihrem Führer so gut für die Suche nach Verschütteten eignen, erklärt Marcel Meier aus Einsiedeln.
Aufgrund seines ausgeprägten Geruchsinns ist er für die Aufgabe prädestiniert. Er ist in der Lage, den Geruch eines Menschen zu er schnüffeln, der sich unter einer fünf Meter dicken Schneeschicht befindet. Hunde verfügen über 220 Millionen Riechzellen, Menschen nur über fünf Millionen. Je länger die Schnauze des Hundes ist, desto besser ist seine Riechfähigkeit. Der Hund atmet pro Minute etwa 300 Mal ein und aus. Innerhalb einer halben bis zwei Sekunden erkennt er einen Duft und geht diesem nach. Ein weiterer Vorteil des Hundes: Er lässt sich gut im Helikopter, auf dem Skilift oder auf dem Rücken zum Unglücksort transportieren.
Ideal sind Hunde, die gut auf Menschen und Artgenossen sozialisiert sind. Ein Lawinensuchhund muss wetterfest, belastbar, aus dauernd, selbstbewusst, lauffreudig und aufmerksam sein. Er muss gerne suchen. Und eine gewisse Körpergrösse ist ebenfalls ein Muss: Ein Rauhaardackel würde aufgrund seines Körperbaus an der Aufgabe scheitern. In der Schweiz sind vor allem Labradore, Deutsche und Belgische Schäferhunde sowie die Retrieverart Toller als Lawinensuchhunde tätig. Im Moment sind 150 Hunde einsatz bereit.
Die Beziehung zwischen Halter*in und Tier ist sehr wichtig. Während der Hund sein Handwerk erlernt, wird der/die Hundeführer*in bergtechnisch und in Erster Hilfe ausgebildet. Die beiden funktionieren als Team. Es gibt nur wenige Lawinensuchhunde, die mit einer fremden Person nach Verschütteten suchen würden.
Via App werden Hundeführer*innen in der Region des Unglücks alarmiert. Sind sie ein satzbereit, werden sie mit ihrem Hund vom Helikopter abgeholt. Zur eigenen Sicherheit machen wir immer einen Überflug der Unfallstelle und suchen nach Gegenständen wie Handschuhen oder Skis, die Hinweise geben könnten. Ist eine Landung möglich, beginnt der Hund sofort mit der Suche.
Es kommt auf die Schneebeschaffenheit an. Bei Pulverschnee kann der Hund die Fährte oft schon nach wenigen Minuten aufnehmen. Bei kompaktem Schnee dauert es länger, bis die Duftmoleküle an die Oberfläche steigen. Die Chancen, lebend gerettet zu werden, sinken bereits nach 15 Minuten auf 50 Prozent. Wir haben aber auch schon nach eineinhalb Stunden Verschüttete lebend geborgen. Entscheidend ist, ob es Verschütteten gelingt, eine Atemhöhle zu schaffen.
Lawinenunfälle geschehen meist abseits der gesicherten Piste. Um das Risiko eines Unfalls möglichst tief zu halten, empfiehlt das Institut für Lawinenforschung in Davos allen, die sich abseits der Piste im Schnee bewegen: