Mit ihren 75 Traumdoktoren begleitet die Stiftung Theodora Kinder und Jugendliche durch den Spitalalltag. Die Künstler*innen besuchen 34 Spitäler und 27 spezialisierte Institutionen schweizweit. Dabei schenken sie jährlich rund 100 000 Kindern und Jugendlichen ein Lächeln.
Ich hatte die Gelegenheit mit Dr. U. Fröhlich zu sprechen und erhielt einen magischen Blick hinter die Kulissen der Klinik für Kinder und Jugendliche des Kantonsspitals Aarau. Wir sprachen über magische Momente, die geltenden Arbeitsbedingungen – auch in Corona-Zeiten – und über Trauerbewältigung. Herausgekommen ist ein Frage- und Antwortspiel, das mir streckenweise unter die Haut ging.
Ich träume von einer Welt, in der die Zusammenarbeit wichtiger ist als der Wettbewerb, die Zufriedenheit wichtiger als das Bruttosozialprodukt und das Lachen wichtiger als Schulnoten.
Erst gestern. Meine Kinder haben die Gabe, mich und meine Frau täglich auf eine Art und Weise zu spiegeln, die uns zum Lachen, aber auch zum Nachdenken bringt.
Das Lachen ist nur ein Bestandteil meiner Tätigkeit als Traumdoktor. Ich finde es schön, dass meine Aufgabe darin besteht, dafür zu sorgen, dass kein Tag verloren geht.
Eine künstlerische Vorbildung ist sicherlich von Vorteil und wird für die Ausbildung benötigt. Zudem braucht es das Zusammenspiel von Empathie und Kreativität, also das gewisse Gespür, das jeder in sich trägt, und die Lust aufs Spiel. Denn für alles, was wir von uns preisgeben, erhalten wir eine Rückmeldung, die wiederum beeinflusst, was wir als Nächstes tun. Ebenso wichtig ist eine emotionale Stabilität.
Die Ausbildung dauert in der Regel ein Jahr und findet in Form von verschiedenen Modulen statt. Ein Teil befasst sich beispielsweise mit den Themen Hygiene, Krankheitsbilder, den verschiedenen Arten von Behinderungen sowie der Entwicklungspsychologie von Kindern. Hier arbeiten wir mit dem Institut und der Hochschule für Gesundheit «La Source» in Lausanne zusammen. Hinzu kommen künstlerische Workshops. Hier geht es um die Transformation der Kunst auf den Spitalalltag.
In der Praxis werden die angehenden Traumdoktoren von erfahrenen Göttis begleitet. Die «alten Hasen» stehen dem Nachwuchs mit Rat und Tat zur Seite. Die Ausbildung gilt als bestanden, wenn die Anwärter*Innen ihren persönlich gestalteten «Doktorkittel» überreicht bekommen. Dieser ist mit dem Künstlernamen, den die Traumdoktoren frei wählen dürfen, bestickt. Die Übergabe erfolgt in der Regel durch eine feierliche Zeremonie. Somit wird aus dem Traumdoktor Junior, der er während der Ausbildung ist, der Traumdoktor Senior.
Neben meinen Einsätzen in Spitälern, bin ich auch in spezialisierten Institutionen unterwegs. Damit sind Einrichtungen für Kinder und Jugendliche mit Behinderung gemeint. Mein heutiger Spitaleinsatz ging über vier Stunden. Unsere Einsätze sind in einem Dreimonatsplan dokumentiert. So weiss ich, wann ich wo im Einsatz stehe. Während einer kurzen Sitzung werden vorab die Aufgaben verteilt und die Gruppeneinteilung vorgenommen. Von der Stationsleitung erhalten wir alle wichtigen Informationen und können uns individuell auf die Kinder und die möglichen Gegebenheiten einstellen. Anschliessend legen wir eine Reihenfolge unserer Patientenbesuche fest. Zum Ende unserer Visiten besuchen wir die Kinder mit einer ansteckenden Krankheit.
Meist ist es ein Plüschtier, ein Spiel oder das Lieblingsspielzeug, das das Eis zwischen dem Traumdoktor und den kleinen Patienten*innen zum Schmelzen bringt. Manchmal aber führt der kniffligste Zaubertrick nicht zum Erfolg. Für uns Traumdoktoren ist es wichtig, dass wir die Kinder mit einer positiven Grundeinstellung zurücklassen. Was nicht passiert, ist, dass wir als Traumdoktoren von uns aus über die Krankheiten der Kinder sprechen. Anders verhält es sich, wenn die Patienten*innen das Gespräch darüber suchen. Auch wenn ich für den Moment in der Rolle des Dr. U. Fröhlich stecke, kann es vorkommen, dass mir ein Schicksal nahe geht. Prinzipiell versuche ich aber die Familienangehörigen vor meinen Gefühlen zu schützen.
Die Arbeit mit den Kindern empfinde ich als meinen Nährboden, aus dem ich mir meine Energie nehme. Zum Glück habe ich eine sehr verständnisvolle Familie, die mich auffängt. Meine Frau arbeitet als Pflegefachfrau und ist eine perfekte Zuhörerin. Auch meine Kinder sind mir eine grosse Stütze. Zudem finde ich im Sport und in der Natur den nötigen Ausgleich. In Ausnahmesituationen kann ich jederzeit auf Gespräche mit Kollegen und Psychologen zurückgreifen.
Unser Hauptaugenmerk, wenn man das so sagen darf, liegt bei den Traumdoktoren. Sie sind diejenigen, die in die Spitäler gehen, die Kinder besuchen, um ihnen Abwechslung vom Spitalalltag zu bieten.
Wir arbeiten nach unserer Ethik-Charta. Die Arbeit von uns Traumdoktoren wird dabei besonders in Authentizität, Interaktion, Vielfalt, Exzellenz und Begeisterung widergespiegelt – die fünf Werte der Stiftung Theodora.
Was es gibt, ist eine Abschiedszeremonie zum Abschluss einer Chemotherapie. Nach Möglichkeit gehen die Patienten*innen mit unheilbaren Krankheiten zum Sterben nach Hause. Das ist nicht nur für uns, sondern auch für das Pflegepersonal jeweils eine schwierige Situation. Ähnlich verhält es sich, wenn eines der Kinder, das als geheilt entlassen worden ist, plötzlich wieder auf der Station liegt.
Manchmal versammeln wir uns gemeinsam mit dem Pflegepersonal im ehemaligen Zimmer der Betroffenen. Es kam auch schon vor, dass Kinder oder ihre Angehörigen die Traumdoktoren an die Beerdigung eingeladen haben. Doch solche Situationen sind zum Glück selten. Die meisten Kinder verlassen das Spital als geheilt und hoffentlich mit guter Erinnerung an den Besuch des Traumdoktors.
Während der ersten «Welle» mussten auch wir unsere Arbeit niederlegen, da Besuche vor Ort nicht mehr möglich waren. Auch die Kinder erhielten keine oder eingeschränkte Besuche, was besonders für Eltern eine grosse Belastung war und teilweise noch ist, da heute noch bestimmte Abteilungen und Stationen geschlossen sind. Glücklicherweise hat die Stiftung Theodora mit der «Sondermission Lachen» drei neue Arten von Besuchen ins Leben gerufen: Besuche im Freien, virtuelle Live-Besuche per Videokonferenz und Videos. Diese wurden den Institutionen angeboten, als keine Kinderbesuche vor Ort möglich waren. Dank einer Verstärkung der Hygienemassnahmen, konnten wir unsere Arbeit wieder aufnehmen. Dies ist auf den Einsatz der Stiftung und einer Empfehlung des BAG sowie des Zentrums für Infektionsprävention (swissnoso) zurückzuführen. Die Arbeit mit Maske macht unsere Aufgabe als Traumdoktoren natürlich nicht leichter. Da begleitende Massnahmen untersagt sind, sind Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramme zurzeit leider nicht möglich.
Meiner Meinung nach war und ist die Anerkennung vorhanden. Dennoch empfinde ich das Gefälle zwischen Leistung und Gegenleistung als erschütternd. Hierzu zählen auch die Arbeitsbedingungen und die aufwendige Administration. Mir ist bewusst, dass es nicht von heute auf morgen geht. Trotzdem muss seitens der Politik ein spürbares Umdenken stattfinden. Auf Balkonen zu applaudieren reicht nicht.
Nicht nur, weil ich als Traumdoktor tätig bin, empfinde ich eine enge Verbundenheit mit dem Pflegedienst und habe grössten Respekt vor ihm. Während meiner Berufswahl war es ein Thema. Ich denke jedoch, dass mir die Fähigkeiten dazu fehlen. Nichtsdestotrotz versuche ich als Dr. U. Fröhlich meinen Beitrag zu leisten.
Jeder hat die Möglichkeit, privat oder als Unternehmen eine Spendenaktion zu initiieren und an Veranstaltungen, beispielsweise an Firmenanlässen, für uns zu sammeln. Zudem gibt es ab sofort die Möglichkeit, die Tätigkeit der Stiftung mit dem Kauf unserer Weihnachtskarten zu unterstützen.