In der Schweiz leben schätzungsweise 1,7 Millionen Katzen. Arlette Niederer vom Schweizer Tierschutz erklärt im Interview, was Katzenbesitzer*innen wissen müssen, wenn sie eine Katze mit oder ohne Freigang halten.

Was gilt es zu beachten, damit eine Katze ohne Freigang glücklich ist?

Sehr wichtig ist, dass nur Katzen in der Wohnung gehalten werden, die noch nie Auslauf hatten. Eine Wohnungskatze braucht ausreichend Platz. Die Umgebung muss ihren Bedürfnissen gerecht werden, also mehrere Kratzgelegenheiten, ruhige Rückzugs- und Schlafmöglichkeiten sowie erhöhte Liegeflächen und Verstecke bieten. Eine Wohnungskatze braucht viel Aufmerksamkeit und Beschäftigung. Aus diesem Grund ist es problematisch, wenn sie den ganzen Tag allein ist. Eine gut sozialisierte Katze, die an das Zusammenleben mit Artgenossen gewöhnt ist, sollte nicht allein gehalten werden.

Stubentiger vs. Freigängerkatze

Hat die Haltung in der Wohnung Vorteile?

Ja, die Katze ist deutlich weniger Gefahren ausgesetzt wie zum Beispiel dem Strassenverkehr, Konflikten mit Artgenossen oder anderen Tieren und potenziell gefährlichen Krankheitserregern oder Parasiten.

Freigängerkatzen kommen manchmal nicht mehr nach Hause. Die Halter erfahren zum Teil nie, was mit ihrem Tier passiert ist. Diese Sorgen hat man bei Wohnungskatzen nicht.

Welche Nachteile bringt die Haltung in der Wohnung mit sich?

Die Katzen verbringen ihr ganzes Leben in einer relativ kleinen, abwechslungs- und reizarmen Umgebung. Es passiert kaum Unvorhergesehenes, und sie haben weniger Möglichkeiten, sich körperlich und geistig auszulasten. Aus diesem Grund neigen Wohnungskatzen öfter zu haltungsbedingten Verhaltensauffälligkeiten.

Welche Vorteile bietet die Freilaufhaltung?

Wenn Katzen wählen können, wann sie sich draussen oder zu Hause aufhalten wollen, führen sie ein unabhängiges und ereignisreiches Leben. Sofern die Umgebung ländlich ist oder ausreichend abwechslungsreiche Grünflächen bietet, können sie sich ihrer Art entsprechend beschäftigen und bewegen. Doch auch Freigängerkatzen brauchen ausreichend Zuwendung.

Stubentiger vs. Freigängerkatze

Was sollten Halter*innen berücksichtigen, wenn sie ihr Tier ins Freie lassen?

Katzen mit Freigang müssen die empfohlenen Schutzimpfungen erhalten und – sobald es das Alter zulässt – kastriert werden. Ausserdem sollten sie gechipt sein, sodass im Ernstfall ermittelt werden kann, wem das Tier gehört. Die Katzen sollten entwurmt und regelmässig auf Ektoparasiten wie Zecken oder Flöhe untersucht werden. Ausserdem sollte eine Katzenklappe installiert werden, sodass das Tier selbst entscheiden kann, wann es nach draussen gehen oder drinnen sein will.

Freilaufende Katzen können zu Nachbarschaftskonflikten führen. Was empfehlen Sie hier?

Gesetzlich sind Katzenhalter berechtigt, ihre Katze frei herumlaufen zu lassen. Sie haften nicht für Schäden, die ihr Tier anrichtet. Ich empfehle jedoch, bei Problemen das Gespräch mit den Nachbarn zu suchen, um eine Lösung zu finden, die für alle Parteien stimmt.

Will man eine Katze von einem Gemüsebeet fernhalten, hilft das Bestreuen der Beete mit Kaffeesatz. Scharrt das Tier in der Erde und leckt sich später die Pfoten, schmeckt es den unangenehmen Bitterstoff des Kaffees. Damit die Katze diese unangenehme Erfahrung mit dem Gemüsebeet verknüpft, braucht es Zeit. Deshalb muss diese Methode über einen längeren Zeitraum in regelmässigen Abständen angewendet werden.
Ebenfalls hilfreich können auf das Beet gelegte abgeschnittene Brombeerranken oder ein Kompostgitter sein. Tritt keine Verbesserung ein, kann man auf ein im Handel erhältliches Gerät zurückgreifen, das auf bewegte, warme Körper mit einem Wasserstrahl reagiert. Katzen lernen sehr schnell und meiden den Bereich oft bereits, nachdem sie einmal nass geworden sind.
Geräte, die Katzen mit Ultraschall fernhalten sollen, wirken kaum, können aber Wildtiere erheblich stören.