20. Januar 2023

Tarot – das Geheimnis der Karten

Tarot – das Geheimnis der Karten
Lesezeit ca. 4 min

Sorgen um die Gesundheit und politisch unruhige Zeiten lassen nicht wenige zu spirituellen Praktiken greifen, die sie durch schwierige Phasen führen sollen. Tarotkarten legen ist beliebt. Doch helfen die Karten weiter?

In unsicheren Zeiten ist emotionale Rückendeckung gefragt. Es ist kein Geheimnis, dass spirituelle Praktiken wie etwa Tarotkarten lesen in Phasen der kollektiven Verunsicherung florieren. Gleichwohl schiessen nicht wenigen bei dieser Vorstellung Bilder einer Wahrsagerin mit Kopftuch und grossen Ohrringen durch den Kopf, die in einem Wohnwagen sitzend aus den Karten orakelt.

«Fachleute sagen, dass Tarot-Lesungen eher der Selbstreflexion als einem Blick in die Zukunft dienen.»
Angela Bernetta

Sie schätzen die Karten als eine Möglichkeit, sich selbst zu sehen. Die Karten dürften Anstoss geben, unsere Entscheidungen im Alltag reflektierter anzugehen. Wenn im Leben einiges entfällt oder sich stark verändert, liegt es auf der Hand, sich mit dem zu konfrontieren, was einem noch bleibt – sich selbst.

Lebenslage besser verstehen

Im Idealfall finden Sitzungen von Angesicht zu Angesicht statt. Die jüngsten Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach Online-Lesungen – etwa via Zoom, WhatsApp oder FaceTime – zugenommen hat. Verschiedene Erhebungen belegen, dass das Interesse an Tarotkarten und «wie man Tarotkarten liest» gestiegen ist.

Holly Friend, Senior Foresight Writer bei der Zukunftsberatung «The Future Laboratory», welche die Entwicklung alternativer Spiritualität verfolgt, sagte kürzlich in einem Interview: «Da viele Menschen arbeitslos geworden sind, sich um die Gesundheit ihrer Lieben sorgen und allgemein in Bezug auf die Zukunft desillusioniert wurden, bekommen spirituelle Praktiken wie Tarot-Lesungen eine ganz neue Bedeutung.» Fachleute wie Holly Friend erklären das erhöhte Interesse an den Tarot-Lesungen damit, dass wir Menschen nach greifbaren Mitteln und Wegen suchen, um der Instabilität zu begegnen. Tarot sei da insofern nützlich, als es Archetypen und Symbole verwendet, die helfen können, uns an eine unangenehme Situation oder verworrene Lage heranzutasten; um besser zu verstehen, wieso wir das durchleben müssen.

Was sind Tarotkarten?

Das Tarotkartendeck ist aufgeteilt in die grosse (22 Karten) und die kleine Arkana (56 Karten).

In der grossen Arkana (arcana lat. für «Geheimnisse») haben alle Tarotkarten einen eigenen Namen wie etwa Mond, Tod, Stern oder Sonne. Sie stehen für die entscheidenden Ereignisse und die wichtigen Veränderungen im Leben und in der Gesellschaft.

Die kleine Arkana ist gegliedert wie Spielkarten. Diese Karten gehen ins Detail und geben die kleinen Geheimnisse des Lebens wieder.

Eine Tarot-Lesung beinhaltet sowohl Karten der grossen als auch der kleinen Arkana.

Tarotkarten legen: der Intuition folgen

Um Tarotkarten selbst zu legen, braucht es Karten und eine Frage, die einen umtreibt. Dann zieht man mit der linken Hand eine Karte nach der anderen und legt sie, einem Legesystem folgend, verdeckt auf ihren Platz. In der Folge dreht man die Karten der Reihe nach um und versucht, den Zusammenhang zwischen der Frage und der Karte zu ergründen. Zusätzlich sollte man die Bedeutung der Karten miteinander in Verbindung setzen, damit sie eine zusammenhängende Geschichte erzählen und nicht nur punktuelle Antworten geben.

Obwohl Fachleute glauben, dass jede Karte eine spezifische Bedeutung hat und nicht mehrdeutig interpretierbar ist, kann es von Nutzen sein, wenn man beim Betrachten und Interpretieren der Karten einfach seiner Intuition folgt – ohne vorher zu wissen, worum es sich traditionell handelt.

Tarot ist nicht für alle. Gleichwohl können die Karten über unsichere Zeiten hinweghelfen und dem einen oder der anderen das Leben bisweilen etwas leichter machen.