18. Mai 2020

Tränen: starker Ausdruck

Tränen: starker Ausdruck
Lesezeit ca. 8 min

Menschen und höher entwickelte Tiere können weinen. Kinder weinen trotzig, wenn sie mit Nachdruck ihren Willen gegen denjenigen der Erziehungspersonen durchsetzen möchten. Erwachsene weinen als Ausdruck tiefer Trauer, aus Wut oder vergiessen Freudentränen.

Internationales Symbol

Die Tränen sind ein Zeichen von tiefen Gefühlen und diese Augensprache versteht man auf der ganzen Welt. Ganz unabhängig von der Kultur, wissen wir Tränen als Symbol zu interpretieren und dieses weckt in uns das Bedürfnis, den anderen Menschen zu trösten. Das Weinen ist eine international verständliche Sprache des Schmerzes.

Tränen: starker Ausdruck

Krokodilstränen

Aber es gibt da auch noch die Krokodilstränen. Tränen, die Gefühle vortäuschen. Die Trauer, Betroffenheit oder Mitleid bloss vortäuschen.

Tatsächlich sondern Krokodile bei besonders leckerer Beute Tränenflüssigkeit ab. Und als man über diese gefährlichen Tiere noch nicht so gut Bescheid wusste, glaubte man, sie täuschen der Beute Mitleid vor, um ihnen die Furcht zu nehmen und sie an der Flucht zu hindern. Inzwischen weiss man aber, dass Krokodile nicht heimtückischer sind als andere Jäger. Weil sie zum Fressen das Maul sehr weit aufsperren müssen, drückt dies auf die Tränendrüse.

Menschen können sich ganz bewusst so trügerisch verhalten. Sie heucheln, um Aufmerksamkeit oder Mitleid zu erhalten.

Neben diesen psychologischen Aspekten sind Tränen eine Ausscheidung des Auges, welche körperliche Funktionen hat.

Tränenflüssigkeit

Wie viel Tränenflüssigkeit Menschen täglich produzieren, ist nicht eindeutig bestimmt. Die Tränen verdunsten rasch und es gibt kein gutes Verfahren, die Menge zu messen. Deshalb sind wir auf Schätzungen, die so bis zu einem halben Liter pro Tag gehen, angewiesen. Allerdings ändert sich die Menge der Produktion unter bestimmten Umständen stark.

Wir alle kennen die tränenden Augen, wenn ein eisig kalter Wind bläst und
unsere Augen reizt. Oder wenn ein winziger Fremdkörper, ein kleines Insekt vielleicht oder ein Staubkorn, uns ins Auge geflogen ist. Sogleich versucht der Körper mit Hilfe der Flüssigkeit, diesen aus dem Auge hinaus zu schwemmen.

Dafür würde Wasser wohl ausreichen, doch Tränen enthalten wichtige Inhaltsstoffe. Deshalb nennen Experten die Tränen in ihrer Fachsprache nicht etwa Augenwasser, sondern Lacrima. Diese Flüssigkeit ist leicht salzig und süss, weil sie sowohl Kochsalz als auch Glukose enthält.

Von besonderer Bedeutung sind die Proteine: Lysozym und Lipocalin. Lipocaline sind kleine Eiweisse, die wie ein Trichter oder Kelch aussehen. Sie nehmen in diesem Trichter wasserunlösliche Substanzen auf. Sie fangen sozusagen Fremdkörper dank ihrer Forma ein, schliessen dann den Deckel, damit der Eindringling nicht wieder entweichen kann, und entfernen auf diesem genialen Weg alles, was nicht in ein Auge gehört.

Tränendrüsen

Die Tränen werden in der Glandula lacrimalis, der Tränendrüse, gebildet. Sie liegt am oberen äusseren Rand der Augenhöhle. Auch auf den Augenlidern sitzen Drüsen, die an der Tränenproduktion beteiligt sind. Man nennt sie die Meibom- und Molldrüsen. Zusammen sind diese Drüsen für den Augenfilm verantwortlich. Er besteht aus drei Schichten und schützt das empfindliche Sehorgan vor allen widrigen Einflüssen aus der Aussenwelt.

Über der Hornhaut liegt eine Schleimschicht, die Mucosa, die dafür sorgt, dass die Flüssigkeit haften bleibt und das Auge nicht überläuft. Der Augapfel muss immer gut feucht sein, damit die Augenlider nicht an ihm reiben und ihn reizen. Der flüssige Film hat wegen seinen Inhaltsstoffen reinigende und keimtötende Eigenschaften. Die Tränenflüssigkeit verbessert zudem das Sehen.

Durch den regelmässigen Lidschlag wird die Tränenflüssigkeit stets gleichmässig auf der Oberfläche der Hornhaut verteilt. Nicht mehr benötigte Tränen fliessen über den Tränenkanal auf der inneren Seite des Auges ab.

«Das verbrauchte, überschüssige Wasser wird in den Tränensäcken aufgefangen und von dort zur Nasenhöhle weitergeleitet. Das ist auch der Grund, weshalb uns die Nase läuft, wenn wir weinen oder wenn wir versuchen, aufsteigende Tränen zu unterdrücken.»
Judith Dominguez

Tränende Augen

Es kann vorkommen, dass die Drüsen zu viel Flüssigkeit produzieren oder die Tränen nicht richtig ablaufen. Dann tränen die Augen, sie laufen einfach so über. Bei Babys und Kleinkindern kommt eine Stenose, eine Verengung des Tränenkanals, häufig vor. Ältere Menschen fühlen sich vielleicht durch ein triefendes Auge gestört. Das ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern beeinträchtigt die Sehfunktion teilweise erheblich. Tränenkanäle können vom Augenarzt mit einem kleinen Eingriff erweitert werden und somit wird der Abfluss erleichtert.

Tränensäcke

Das Zwischenlager von Tränenflüssigkeit hat eine wichtige Funktion, ist aber besonders bei älteren Menschen nicht beliebt. Genau genommen haben diese beiden Dinge nichts miteinander zu tun. Wir sprechen nämlich von Tränensäcken und meinen damit eine Schwellung am Unterlid. Das ist eher ein kosmetisches Problem und eine gute Geldquelle für Anti-Aging-Produkte.

Bei übernächtigten jüngeren Menschen handelt es sich um ein Ödem, eine Wasseransammlung im Gewebe des Unterlids. Im Alter wird Bindegewebe, wo auch immer am Körper, schlaffer. Es verliert seine Elastizität und Straffheit. Deshalb ist die Haut nicht mehr satt, sondern beginnt zu
hängen. Und genau das geschieht auch mit dem Gewebe im Unterlid. Das ist völlig harmlos, und wer zum Altersprozess stehen kann, hat damit keine Probleme.

Tränen: starker Ausdruck

Entzündung der Tränensäcke

Ganz anders verhält es sich, wenn die richtigen Tränensäcke nicht funktionieren, wie sie sollten. Alles andere als harmlos sind Entzündungen. Der Augenarzt spricht dann von einer Dakryozystis. Ursache ist meist eine Verstopfung des Tränenkanals, sodass das Augenwasser im Tränensack liegen bleibt und nicht mehr abfliessen kann. Das Gewebe rund um den Tränensack schwillt durch das viele Wasser auf und Bakterien oder Pilze, die feuchte und warme Orte lieben, nisten sich dort ein. Wird die Entzündung nicht rechtzeitig behandelt, breitet sie sich aus und befällt die gesamte Augenhöhle. Deshalb ist eine ärztliche Behandlung unumgänglich. Man kann das Auge spülen und Antibiotika in Tropfenform verabreichen.

Künstliche Tränen

Sind die Augen zu trocken, fühlt sich das an, wie wenn sich Sandkörner ins Auge geschlichen hätten. Es beisst und reizt. Die Ursachen können ganz harmlose äussere Faktoren sein: Rauch zum Beispiel oder sehr trockener Wind überfordert die Tränendrüsen, in kurzer Zeit genug Flüssigkeit auszuscheiden. Sobald der äussere Reiz aufhört, erholt sich das Auge.

Im höheren Alter ist die Ursache jedoch meist ein Produktionsmangel. Wie alle Organe des menschlichen Körpers altern auch die Tränendrüsen und verlieren an Funktionstüchtigkeit. Dagegen gibt es einfache Behandlungsmöglichkeiten. Es gibt Ersatzprodukte für die fehlende Tränenflüssigkeit in Tropfenform. Das sind künstliche Tränen, die ein chemisches Benetzungsmittel wie Dexpanthenol enthalten und das Auge über längere Zeit feucht halten.

Trockene Augen durch Bildschirmarbeit

Menschen, die noch voll im Arbeitsleben stehen und stundenlang vor dem Bildschirm sitzen müssen, leiden häufig ebenfalls unter trockenen, gereizten Augen. Das deshalb, weil der starre Blick auf den Bildschirm das automatische Blinzeln vermindert. Der regelmässige Lidschlag ist jedoch für die Verteilung der Tränenflüssigkeit auf dem Auge notwendig.

«Wer deswegen trockene Augen hat, kann sich bewusstes Blinzeln angewöhnen und sich damit vielleicht schon ausreichend Linderung verschaffen.»
Judith Dominguez

Hausmittel bei trockenen Augen

Allen mit trockenen Augen besonders zu empfehlen ist ein ganz einfaches Hausmittelchen: Zuerst trinkt man zur Stärkung einen Schwarztee, lässt den benutzten Teebeutel etwas abkühlen und legt ihn sich während zehn Minuten auf die Augen. Der Schwarztee wirkt beruhigend, hilft gegen die Reizung und der nasse Beutel befeuchtet das trockene Auge.