Ältere Menschen sind nachts häufig unruhig, können sich dadurch selbst gefährden oder ihr Umfeld beeinträchtigen. Versetzt man sich in die Lage der Betroffenen, erscheint ihr Verhalten oft weniger unverständlich.
Wenn sich Senioren und Seniorinnen nicht mehr an Personen oder gemeinsame Erlebnisse erinnern, reagieren sie unwillkürlich ablehnend gegenüber diesen Personen. Wer merkt, dass ihm einst selbstverständliche Dinge plötzlich schwerfallen, versucht dies zu verbergen und ist unzufrieden mit sich selbst, was oftmals negative Reaktionen auf «bevormundende» andere hervorruft. Häufig gesellt sich eine verstärkte Reizbarkeit bis hin zu aggressivem Verhalten und unkontrollierten Wutausbrüchen dazu und stellt somit eine mögliche Gefahr für die Person selbst oder für andere dar.
Patienten und Patientinnen, die unter innerer Unruhe leiden, werden im Alltag stark beeinflusst. Häufig können selbst einfache Aufgaben nicht mehr bewältigt werden, weil der permanente Unruhezustand die Gedanken prägt und zur Überforderung führt. Starke Unruhe, meist nachts, oft auch tagsüber, zeigen manche der Betroffenen, die an Fehlwahrnehmungen leiden, sich nicht mehr klar orientieren oder ihre Sinneseindrücke und ihre Umwelt nicht mehr adäquat verarbeiten können. Diesem Zustand, der zeitweise von einem Delirium kaum abgrenzbar ist, liegen unterschiedlichste organische oder psychische Ursachen zugrunde.
Die Ursache der Symptome herauszufinden, kann sich schwierig gestalten, da der/die be tagte Patient*in manchmal keine zielführenden Angaben über seine/ihre aktuellen Leiden (beispielsweise zu hoher Blutdruck) machen kann. Wenn organisch keine Ursache gefunden wird, zum Beispiel Schmerzen, hilft oft menschliche Zuwendung und Zeit:
Manchmal geht es aber auch nur darum, den Zustand der Betroffenen selbst auszuhalten, keine weitere Aktivität zu entfalten und sie nicht unter Druck zu setzen. Die Richtschnur dafür ist immer der/die Patient*in und nicht das Ruhebedürfnis von Angehörigen oder betreuendem Personal. Doch auch wenn sich der/die Geplagte beruhigt und die Unruhe nachlässt, sollte sein/ihr Zustand immer ärztlich oder psychotherapeutisch abgeklärt werden, um die zugrunde liegende Ursache herauszufinden.
Viele ältere Frauen und Männer leiden an Schlafstörungen. Gemeint sind verstärkte Nachtangst bei Schlafmittelabhängigkeit oder Angst vor der Umgebung. Bei einem solchen Unruhezustand, der häufig nachts auftritt, besteht erhöhte Verletzungs und Sturzgefahr für die Person selbst. Die Angehörigen können oft aus Angst und Besorgnis vor Unfällen auch nicht mehr schlafen. Im Gegensatz zu den von der Unruhe stark betroffenen Personen, die tagsüber schlafen, können Familienmitglieder und Pflegende ihren Schlaf nicht nachholen, was zu Konflikten führen kann.
«Dilemmasituation» bezeichnen Ärzte und Ärztinnen den nächtlichen Unruhezustand jener älteren Menschen. So kann bei der Einnahme von Beruhigungsmitteln eine sogenannte paradoxe Reaktion auftreten, obwohl das Medikament eigentlich beruhigend wirken sollte. Bei Verdacht auf einen Verwirrtheitszustand wird deshalb zur Objektivierung ein ärztlicher Test angewendet, der die Domänen Wachheit, Orientierung, Aufmerksamkeit und Symptomfluktuation überprüft, ebenso allfällige Neben und Wechselwirkungen der verordneten Medikamente.