Wechselnde Launen spiegeln die Chemie des menschlichen Körpers. Nicht selten verändern sich ältere Menschen durch seelische Probleme. Gründe dafür sind häufig eine soziale Isolation oder der Verlust von geliebten Menschen. Mitunter ist es auch der Ruhestand, der vor allem einst lange berufstätigen Menschen zu schaffen macht.
Ändern ältere Menschen ihr Verhalten und zeigen plötzlich ungewohnte Launen, sollte an eine Krankheit, zum Beispiel Demenz, gedacht werden. Denn: Verhaltensänderungen sind oft die ersten Vorboten dafür. Neben der Demenz können auch andere Krankheiten das Verhalten beeinflussen, darunter Erkrankungen des Gehirns wie Tumore (auch gutartige) oder Arteriosklerose der Hirngefässe. Indirekt wirken sich zudem viele chronische Krankheiten auf das Verhalten aus.
Dazu kommen Ängste vor Zunahme der Beschwerden, die zu Invalidität, Pflegebedürftigkeit und Abhängigkeit führen könnten.
Häufig stecken jedoch auch Lebensereignisse hinter den Veränderungen: Wer sich ohne die Aufgabe im Beruf nicht mehr gebraucht fühlt oder den Verlust eines Partners nicht verkraftet, versinkt schnell in Traurigkeit, entwickelt eine Depression oder reagiert aggressiv. Gründe sind nicht selten eine soziale Isolation und die Gewissheit um den Ruhestand, der vor allem Menschen zu schaffen macht, die zuvor lange gearbeitet haben. Ihre Gedanken kreisen auch um ganz andere Dinge, wie zum Beispiel um die Sorge, ob die Rente oder die Ersparnisse noch bis ans Lebensende reichen werden.
Vor allem am Morgen fühlen sich Betroffene müde und kraftlos. Das Essen schmeckt nicht mehr, alltägliche Verrichtungen sind nur noch eine Last. Mit den eigenen Sorgen fühlen sie sich von niemandem verstanden und ernst genommen.
Sie werfen sich vor, im Leben viel versäumt zu haben. Emotional stumpfen sie ab und werden apathisch. Angehörige beobachten dabei oft, dass die gesamte Persönlichkeit der Betroffenen sozusagen «verschwindet».
Die Behandlung von Verhaltensstörungen im Alter sollte auf verschiedenen Ansätzen beruhen. Am wichtigsten sind eine umfassende soziale Unterstützung, möglichst viele zwischenmenschliche Kontakte, angepasste Aufgaben sowie eine gute Tagestruktur. Es gilt zu bedenken, dass betagte Menschen in der Regel keiner Arbeit mehr nachgehen und auch von vielen anderen Rollenverpflichtungen entbunden sind. Nach der Pensionierung fällt die tägliche Befriedigung im Beruf weg und hinterlässt eine schmerzhafte Leere, die nur mühsam mit neuen Möglichkeiten des eigenen Gebrauchtwerdens erfüllt werden kann.
Verhaltensstörungen zeigen häufig auch ein «atypisches» Erscheinungsbild. Sie sind nicht nur von Symptomen wie verbalen Ausbrüchen, Aggressivität, Misstrauen, gestörtem Schlaf-Wach-Rhythmus oder von trauriger Verstimmtheit geprägt, sondern auch von starken körperlichen Beschwerden, die gerade bei Patientinnen und Patienten mit Mehrfacherkrankungen dominieren können.
Deshalb sind die Angehörigen gefordert. Sie sollten auf einen Arztbesuch bestehen, damit entsprechende Tests und Untersuchungen durchgeführt werden können. Dies kann sich jedoch schwierig gestalten, weil den Erkrankten in der Regel die Krankheitseinsicht fehlt. Sie streiten Fehler oder Veränderungen ab – leider als Teil der eigenen Bewältigungsstrategie.