Vogelmiere (Stellaria media) aus der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) ist nicht nur ein bereicherndes Wildgemüse, sondern auch eine Heilpflanze.

Namensgebung und Botanik

Die Vogelmiere ist ein einjähriges Kraut. Sie bildet eine unglaubliche Menge an Samen, die gerne von Vögeln gegessen werden: Deshalb nennen wir sie Vogelmiere.

Sie kriecht dem Erdboden entlang und bildet grossflächige Grünteppiche. Man zählt die interessante Pflanze zu den Theophyten. Das sind Lebenskünstler, die für andere  Pflanzen ungünstige Jahreszeiten zu ihrem Vorteil nutzen. Die Vogelmiere hat sich auf trockene Wetterphasen spezialisiert. Bevor anspruchsvollere Samenarten auch nur daran denken zu keimen, haben die Vogelmieren schon ihr ganzes Blattwerk entfaltet und grosse Flächen erobert. Die Blätter der Vogelmiere sind nämlich so gebaut, dass sie Wasser auffangen und dieses zum Stängel leiten können. Auf diese Weise sammeln sie jeden einzelnen Tautropfen ein und stillen mit diesem süssen Nass ihren Durst.

Unkraut, Gemüse oder Heilpflanze?

Selbstverständlich gefällt diese kluge Strategie nicht jedem: Weder auf dem Acker noch im Gemüsegarten ist die Vogelmiere gerne gesehen. Dort verdrängen sie die Nutzpflanzen und werden deshalb als Unkraut bezeichnet. Bekämpfen lassen sie sich allerdings nicht so einfach; die unglaubliche Anzahl Samen lässt die Pflanze immer wieder irgendwo auf einem trockenen Plätzchen keimen.

Das Kraut ist in allen gemässigten Breiten stark verbreitet. Allerdings nicht nur als Unkraut, sondern auch als wertvolle Heilpflanze. Vermutlich kannten bereits die Menschen in der Steinzeit ihre Vorzüge als wirkungsvolle Heilpflanze und schmackhaftes Wildgemüse.

Schmackhaftes Wildgemüse

Die feinen Blätter pflückt man ganzjährig.

Fünfzig Gramm Vogelmiere decken unseren Tagesbedarf an Vitamin C ab. Zudem enthält sie viel Zink, Eisen und andere wichtige Mineralstoffe.

Cumarin gibt den Blättern das typische Aroma nach jungen Maiskolben, welches den Verzehr zum Genuss macht. Die Blätter der Vogelmiere bereichern den Salat und würzen eine kräftige Gemüsesuppe.

Aus Vogelmieren – gemischt mit anderen Kräutern, wie zum Beispiel Petersilie – lässt sich ein ausgezeichneter Brotaufstrich zubereiten. Die zierlichen Blätter passen gut auf jeden Gemüsekuchen oder auf eine vegetarische Pizza, sollte gerade mal kein Rucola zur Hand sein. Egal, wo auch immer Kräuter verwendet werden, passt die Vogelmiere mit dazu.

Zusammen mit Basilikum, Knoblauch, geriebenem Parmesan, gerösteten Sonnenblumenkernen, Salz und Olivenöl kann man eine tolle Alternative zur herkömmlichen Pestosauce kreieren.

Gewaschen werden die feinen Blätter am einfachsten, wenn sie gleich mit der Wurzel aus dem Boden gezogen werden: Dann hält die Pflanze leichter zusammen.

Vielseitige Heilpflanze

In der Naturheilkunde werden die oberirdischen Teile ganzjährig gesammelt und verwendet. Extrakte aus den Blättern helfen gut gegen rheumatische Schmerzen. Man kann gegen Schmerzen auch einen Tee brauen und ihn innerlich oder äusserlich verwenden.

«Besonders hilfreich sind warme oder kalte Wickel mit zerquetschten Pflanzenteilen gegen Entzündungen der Gelenke.»
Judith Dominguez

Als kalter Umschlag lindert die Heilpflanze die akuten Schmerzen bei Verbrennungen. Die Vogelmiere hilft gegen das Brennen bei Insektenstichen oder wirkt gegen schmerzhafte Blasen an den Füssen. Dieses Wissen ist äusserst praktisch für die fröhlichen Wanderer; denn das Heilkraut wächst fast überall und ist auch unterwegs leicht zu finden.

Kocht man etwas Tee und träufelt dieses Heilwasser auf eine kleine Kompresse, können sich müde Augen damit angenehm erholen. Der bekannte Pfarrer Kneipp empfiehlt die Vogelmiere gegen Hämorrhoiden und als Tee bei hartnäckigem Husten.

Bei Blasenentzündungen sollte man viel trinken – und weil die Vogelmiere gleichzeitig ausschwemmend und entzündungshemmend wirkt, ist sie für jede Blasenteemischung geeignet.