Weisstanne
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Sie ist mächtig und würdevoll, ein Sinnbild für Schönheit und Stärke. Nicht umsonst wird sie als Königin des Waldes bezeichnet. Die Weisstanne (Abies alba) ist der höchste einheimische Baum.

Botanik und Namensgebung

Die Tanne wird bis zu 60 Meter hoch und kann eine zweite Kronenschicht über Buchen und Fichten bilden. Dabei ist sie standfest und lässt sich nicht so leicht vom Wind umwerfen. Von allen Nadelbäumen ist sie am besten im Boden verankert und schützt so den Wald vor Bodenerosion. Im Schatten anderer Bäume verharrt die Tanne lange Zeit und beschränkt ihre Lebensfunktionen auf ein Minimum. Sobald dann Licht dazukommt, legt sie richtig los, wächst in die Höhe und in die Breite. Bei aller Stärke ist sie aber durchaus sensibel: Sie mag es nicht zu heiss, erträgt keine Trockenheit und reagiert empfindlich auf Luftschadstoffe. Bis 600 Jahre alt können die majestätischen Riesen werden, die auch den respektvollen Namen Edeltanne tragen.

Weisstanne (Abies alba)

Ihr silbriggrauer Stamm verhalf ihr zum Namen Weisstanne. Ihre Nadeln stechen nicht; sie sind an der kleinen Einbuchtung an der Spitze und zwei hellen Wachsstreifen an der Unterseite gut erkennbar. Das erste Mal blüht sie mit etwa 50 Jahren. Nie findet man ihre Zapfen am Boden liegend. Sie verbleiben aufrecht auf den Zweigen, nur die reifen Samen und die Deckschuppen fallen zu Boden. Mit diesen aufrechten Zapfen erinnert die Tanne an einen überdimensionierten Weihnachtsbaum mit Kerzen. Lange Zeit war sie denn auch der Weihnachtsbaum schlechthin.

Lebensraum und Nahrungsquelle

Weisstannen sind ökologisch wertvoll, rund zehn Schmetterlingsarten und 25 Käferarten leben vorwiegend auf ihnen, ausserdem sind sie Nähr- und Brutgehölz für Tannenmeise und Goldhähnchen.

Sortenreiner echter Tannenhonig ist eine teure Rarität. Er ist fast schwarz, mit einem grünlichen Schimmer. Sein wunderbares Aroma verdankt er dem hohen Gehalt an ätherischen Ölen. In Deutschland ist der Begriff geschützt und darf nur für Weisstannenhonig verwendet werden. In der Schweiz hingegen wird nicht zwischen Tannen- und Fichtenhonig unterschieden.

Magische Kräfte

Auf dem Land dienten Tannenzweige als kleine Wetterstationen; sie sollen dabei erstaunlich zuverlässig gewesen sein. Ein kleines Stück Ast mit einem feinen Seitenästchen wird an einer Mauer befestigt. Das Seitenästchen verbiegt sich je nach kommendem Wetter nach oben oder unten.

Von den riesigen, alten Tannen geht eine magische Kraft aus, sie regte früher die Fantasie der Menschen an. So sollen in alten Tannen geheimnisvolle Wesen gelebt haben, etwa der Tannhuper, der mal als Uhu erschien, mal als kleines Männchen. An Heiligabend wurden Tannenzweige vor die Haustüre und die Ställe gebunden, um Seuchen und Krankheiten abzuwehren. Dabei war vermutlich weniger Magie im Spiel als vielmehr die ätherischen Öle, die antiseptisch wirken.

Stärkender Duft

Der balsamische Duft der Weisstanne wirkt stärkend und belebend, kein Wunder wurde sie schon früh medizinisch genutzt. Das Rindenharz war bereits im Altertum als antiseptisch und entzündungshemmend bekannt. Als Pflaster oder Salbe wurde es als Wundheilmittel eingesetzt. Hildegard von Bingen empfahl Tannenharz zum Zusammenheften und Heilen von Wunden. Auch wurde das Harz gekaut, um das Zahnfleisch zu festigen und Karies vorzubeugen.

Interessant ist eine Anwendung aus der Volksheilkunde: Tannenzweige wurden dem Futter von Ziegen beigemischt. Ihre Milch wurde danach als Heilmittel für Lungenkranke verwendet.

Ein Aufguss der grünen Zapfen verlieh Sängern und Lehrern eine kraftvolle Stimme. Gebräuchlich ist noch heute Tee aus Tannensprossen, er ist schleimlösend, stärkt die Lungen und wird bei Atemwegskatarrhen eingesetzt. Nervösen Menschen verleiht er zudem mehr Standfestigkeit.

Weisstanne (Abies alba)

Ätherisches Öl wird sowohl aus den Tannennadeln als auch aus den Zapfen gewonnen. Das Zapfenöl wird äusserlich bei Muskelkater und Zerrungen angewendet sowie zur Stärkung des Bindegewebes. Das ätherische Öl aus Nadeln und Zweigen wirkt schleimlösend, entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral, durchblutungsfördernd und immunstimulierend. Als Raumspray oder in einer Duftlampe hilft es bei Erkältungssymptomen. Bäder oder Salben mit Tannennadeln-Extrakt lindern rheumatische Beschwerden, Arthrose und Muskelschmerzen.

Für Wachstum und Stärkung

Für das Gemmomazerat werden die frischen Frühlingstriebe der Weisstanne verwendet. Es enthält ätherische Öle, Harz, organische Säuren, Cumarin, Flavonoide.

Das Mazerat Weisstanne regt den Mineralstoffwechsel an und unterstützt Kinder im Wachstum und in ihrer allgemeinen Entwicklung. Es lindert die Wachstumsschmerzen der Kinder, aber auch Gelenkschmerzen Erwachsener, beschleunigt die Heilung von Knochenbrüchen, verbessert die Mineralisierung der Knochen und hilft kombiniert mit dem Gemmomazerat Brombeere bei Osteoporose.

Weisstanne kräftigt Zähne und Zahnhälse. Sie stärkt zudem die Schleimhäute der Atemwege und regt das Immunsystem an. Ausserdem eignet sie sich gut für Menschen, die sich stark fordern und sich zu wenig Erholung gönnen. Die Weisstanne richtet Erschöpfte auf und klärt die Gedanken.