Seit Jahren erfreuen sich Gewürztees – bei denen man Gewürze nicht zum Kochen braucht, sondern als Teeaufguss – steigender Beliebtheit. Diese Tradition stammt aus den ursprünglichen Herkunftsländern der Gewürze: aus Nordafrika und aus dem indisch-asiatischen Raum.

«Im Reformhaus beziehungsweise in der Drogerie haben wir deshalb eine vermehrte Auswahl, die wir anbieten können, insbesondere bei Tees», erklärt mir denn auch Beat Strittmatter, dipl. Drogist HF, zum Einstieg ins Interview, «und der absolute Hype ist Ingwer: Alle verwenden ihn überall, sozusagen in allen Lebenslagen – und es funktioniert!»

Wärmend, anregend – und austrocknend

Gewürze respektive Tees haben Eigenschaften, nach denen man sie einteilen kann; etwa Inhaltsstoffe oder Qualität, was in diesem Zusammenhang «wärmend» oder «kühlend» meint. Wärmende Gewürze und Kräuter sind etwa Kombinationen von Zimt, Ingwer, Gewürznelken, Muskat, Pfeffer oder Kurkuma: «Der Effekt ist meist willkommen», so Strittmatter weiter, «kann aber für manche Menschen auch zu viel werden; zum Beispiel bei Frauen in den Wechseljahren, die selbst schon genug Hitze in sich haben.»

«Wenn Teemischungen nicht gut vertragen und wir um Rat gefragt werden, können wir unsere Stärken ausspielen und angepasste Eigenmischungen anfertigen.»
Beat Strittmatter

Denn Gewürztees wirkten nicht nur wärmend und anregend, sondern in zu grossen Mengen auch austrocknend, was den bei manchen Kund*innen wiederholten, trockenen Husten in der Winterzeit erkläre: «Mit ein, zwei Tees kann man da sehr viel machen – und das Problem ist weg. Ich empfehle in der Regel eine fertige Grundmischung, kombiniert mit einzelnen zusätzlichen Substanzen wie Süssholz oder Eibischwurzel1: Beide wirken nährend und befeuchtend auf die Schleimhäute, was gerade in der trockeneren Heizperiode sehr angenehm ist.»

Ingwer, die «Zauberwaffe»

So kommen wir zurück auf den Ingwer; denn «der ist zwar scharf, aber eben auch befeuchtend. Ingwer polarisiert: Man liebt oder man hasst ihn. Frischer Ingwer ist das Optimum, er hat eine ganz spezielle Frische, der man sich mit Zitronensaft nur annähern kann; ist aber nicht das ganze Jahr erhältlich.» Kandierter Ingwer sei die Alternative – und auch das meistverkaufte Produkt: nicht mit Zucker, sondern im eigenen Saft kandiert, daher nicht extrem süss, aber gut essbar. «Er kann so auch als Tee aufgekocht werden und es lohnt sich, davon immer einen Vorrat zu haben.»

«Ingwer ist eine Zauberwaffe: Er regt den Stoffwechsel an (zum Beispiel bei kalten Händen und Füssen), wirkt positiv auf die Verdauung – und im Winter zur Vorbeugung gegen bakterielle Infekte, weil seine Scharfstoffe eine antibakterielle Wirkung haben.»
Beat Strittmatter

In Kombination mit Koriander, Kumin (Kreuzkümmel) und Muskatnuss helfe er auch gut bei rheumatischen Erkrankungen.

Qualität in kleinen Portionen

Beat Strittmatter empfiehlt, bei Gewürzen auf die Qualität zu achten: Oft würden diese zur Sicherheit mit UV-Licht bestrahlt, damit sich keine Schimmelpilze oder ähnliches entwickeln könnten: «Das ‘tötet’ aber auch alles andere ab. Gewürze im Reformhaus sind unbehandelt und in kleinen Mengen erhältlich, damit sie innert nützlicher Frist verbraucht werden und ihre Wirkung, den Geschmack nicht verlieren. Fast alle gibt es gemahlen oder ganz, für noch mehr Intensität aus Gewürzmühle und Mörser.»

Die Krönung eines Gewürztees sei die Zubereitung im Mörser: «Die Gewürze – einmal quer durch den Küchenschrank, wie Nelken, Pfeffer, Muskat, Koriandersamen, Rosmarin, etwas Majoran oder Thymian – frisch zerstossen, dann offen ins Wasser geben und zugedeckt zehn Minuten (oder länger, je nach Geschmack) ziehen lassen. Abgiessen und geniessen – das ist Tee!» Dieser lasse sich auch bis zu drei Tage in den Kühlschrank stellen und wieder wärmen, fast wie ein Konzentrat. Die Zubereitung der Mischung sei auch wunderbar mit Kindern und man könne etwas davon abfüllen fürs nächste Mal – oder als herzerwärmendes Geschenk.

Für den Abend rät Strittmatter zu Kräutertees:

«Meine persönliche Lieblingsmischung ist Holzapfel mit Melisse und Hafer: Sie ist nervenstärkend, eignet sich für alle – auch Kinder – und ist ein wahrer Balsam für die Nerven.»
Beat Strittmatter

Vielleicht der beste Tipp für die hektischen Festtage …

1 Eibischwurzel ist im gut sortierten Reformhaus oder in der Drogerie erhältlich.