Nachdem wir an dieser Stelle schon einiges über die Haut, ihren Aufbau und ihre Funktionen erfahren haben, widmen wir uns den sogenannten Hautanhangsgebilden: Wie der Name schon sagt, sind sie der Haut angehängt. Dazu gehören unsere Haare, die Nägel und verschiedenste Drüsen. Uns interessieren vor allem die Haare.

Evolutionsbedingt haben wir in den vergangenen Jahrtausenden praktisch unsere gesamte Haarpracht verloren. Lediglich einige dekorative Elemente wie das von vielen gehegte und gepflegte Kopfhaar, auch Haupthaar genannt, sind geblieben.

Ursachen von Haarausfall

Haarausfall bei Nährstoffmangel

Oft vergessen wir, wie genial unser Körper funktioniert. Und auch, welche Schutzmassnahmen sich hinter simplen – aber nicht immer erfreulichen – Ereignissen verbergen.

«So versucht unser Körper einen Mangel an Nähr- und Mineralstoffen in einem ersten Schritt durch Abstossung nicht lebenswichtiger Körperbestandteile zu kompensieren. Haarausfall und brüchige Nägel sind daher oft ein Anzeichen für einen Vitalstoffmangel im Körper.»
Anina Nater

Gerade bei Frauen ist Eisenmangel eine häufige Ursache für Haarverlust.

Natürliche Erneuerungsprozesse unserer Haare

Doch Haarverlust ist nicht unbedingt krankhaft, täglich verlieren wir durch Erneuerungsprozesse rund 100 Haare. Fällt ein Haar von selbst aus, geht die Haarwurzel in eine Erholungsphase über, bevor sie ein neues Haar produziert. 

«Das Wachstum unserer Haare ist so gesteuert, dass nicht alle Haarwurzeln den gleichen Rhythmus haben – sonst hätten wir phasenweise keine Haare auf dem Kopf.»
Anina Nater

Frauen, die den Grossteil des Tages die Haare zusammengebunden haben, bemerken abends oft einen vermehrten Haarverlust. Bei offenen Haaren verlieren wir über den ganzen Tag verteilt unbewusst einzelne Haare. Bei zusammengebundenen Haaren können sie nicht einfach wegfliegen, sondern lösen sich erst abends, wenn die Frisur geöffnet wird. Daher keine Sorge, wenn die Haarbürste ab und zu etwas haariger ist.

Schadstoffe belasten das Haarwachstum

Das Wachstum der Haare ist von vielen Faktoren wie Schadstoffbelastung, Hormonstatus, mentale Gesundheit, Medikamenteneinnahme und Nährstoffhaushalt abhängig. Haaranalysen können daher über Jahre hinweg Informationen zu diesen Punkten liefern – vorausgesetzt natürlich, die Haare haben eine gewisse Länge.

Verschiedene Arten von krankhaftem Haarausfall

Sollte ein Haarverlust über längere Zeit anhalten oder es machen sich kahle Stellen bemerkbar, sollte eine Fachperson hinzugezogen werden – es könnte ein krankhafter Haarausfall vorliegen.

Dieser Haarausfall, im Fachbereich als diffuser Haarausfall («Alopecia diffusa») bezeichnet, ist eine harmlose Form des Haarverlusts. Sie kann zumeist durch Zufuhr von Mineralstoffen oder mit einer Stressreduktion behandelt werden.

Daneben kennen wir den «Alopecia androgenetica» (androgenetischer Haarausfall). Diese Form lässt sich auf genetische Faktoren, vor allem in Bezug zum Hormon Dihydrotestosteron, zurückführen. Davon betroffen sind meist Männer, obwohl sie auch bei Frauen nicht auszuschliessen ist. Bei Männern beginnt der Haarverlust in der Regel an der Stirn und zieht kreisförmig zum Hinterkopf. Betroffenen bleibt vielfach nur ein ringförmiger Haarbereich am Unterkopf (Ohr zu Ohr, Richtung Nacken).

«Alopecia areata», auch kreisrunder Haarausfall genannt, beginnt meist plötzlich. Die runden, unregelmässig kahlen Stellen können am ganzen Kopf auftreten. Häufig ist diese Form auf eine Autoimmunerkrankung zurückzuführen.

Mit Haarwuchsmitteln gegen Haarverlust?

Haarwachstumsfördernde Pflegeprodukte

In der Werbung wird immer wieder von Shampoos, Conditioner und anderen Haarpflegeprodukten berichtet, die das Haarwachstum in Schwung bringen sollen. Doch wie viel steckt dahinter?

Haare sind Hautanhangsgebilde; Somit sind sie nicht direkt durch eine Blutzufuhr versorgt, sondern werden indirekt durch den Transport von Nährstoffen ernährt. Fehlen wichtige Nährstoffe, wird als Erstes die Versorgung der Körperanhänge – namentlich unserer Haare – reduziert. Somit wird klar: Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen ist für die Gesundheit der Haare essenziell.

Doch kommen wir zurück zu den Shampoos und Pflegeprodukten: Betrachten wir die Kontaktzeit eines Shampoos mit unseren Haaren respektive der Kopfhaut. Beschränkt sich diese häufig auf wenige Sekunden.

«Dazu kommt, dass nur die Kopfhaut Nährstoffe resorbieren kann, mit welchen die Haarwurzel versorgt wird, nicht aber die Haare selbst.»
Anina Nater

Für eine effektive Wirkung müsste das Shampoo mehrere Minuten direkten Kontakt zur Kopfhaut haben. Dazu kommt, dass viele Shampoos und Conditioner Pflegebestandteile enthalten, die zwar das Haar seidig und kämmbar machen, es jedoch auch beschweren: Sie bilden Ablagerungen, welche die Kopfhaut und damit die Haarwurzel strapazieren können.

Oft ist in Produkten, die das Wachstum der Haare fördernd sollen, Coffein enthalten. Dieses soll die Durchblutung der Kopfhaut fördern und damit die Versorgung mit Nährstoffen gewährleisten. Doch auch hier benötigen wir eine genügend lange Kontaktzeit mit der Kopfhaut, um eine Wirkung zu gewährleisten.

Natürliche Kopfhautseren und Haarwasser

Geeigneter sind deshalb Kopfhautseren oder -wasser, die direkt auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Sie werden in der Regel auch nicht ausgewaschen. Natürliche Haarwasser enthalten oft Rosmarin-Extrakt, Birkenwasser oder ätherische Öle, welche die Durchblutung der Kopfhaut anregen. Auch das Auftragen einer Rizinusöl-Maske über Nacht kann bei regelmässiger Anwendung die Haarpracht fördern.

«Unser Fazit: Haarwachstumsfördernde Produkte können im Kampf gegen Haarverlust nur mit einer optimalen Nährstoffversorgung unterstützen.»
Anina Nater

Meistens kommt man aber um eine Evaluierung der Ursachen nicht herum. Lassen Sie sich dazu in Ihrer Drogerie oder Apotheke beraten.