Die Achillessehne ist eine der stärksten Sehnen im Körper. Sie ist jedoch anfällig für Risse, die gravierende Folgen haben können. Wie ein Riss behandelt wird und was vorbeugend wirkt, erklärt der Experte Stephan Wirth von der Universitätsklinik Balgrist in Zürich.

Wie kommt es zu einem Riss der Achillessehne?

Die Verletzung ist unter Krafteinwirkung bei ungünstiger Fussstellung möglich. Das passiert besonders oft beim Tennis- oder Basketballspielen. Das Risiko für einen Riss ist erhöht, wenn die Achillessehne vorgeschädigt ist, was bei Fussballern und Gewichthebern häufig der Fall ist.

Welche Faktoren begünstigen die Verletzung?

Eine wichtige Rolle spielen die Wadenmuskeln, die an der Rückseite der Oberschenkel oberhalb der Knie befestigt sind. Durch langes Sitzen verkürzen sie sich. Beim Laufen spannen sie sich an und üben einen starken Zug auf die Achillessehne aus, was diese auf die Dauer schädigen kann.

Gewisse Antibiotika können zu einer Degeneration aller Sehnen führen, wodurch das Risiko für einen Achillessehnenriss steigt.

Die Achillessehne kann auch durch die sogenannte Haglundferse, bei der der obere Fersensporn beim Bergaufgehen in die Sehne drückt, Schaden nehmen.

Muss ein Achillessehnenriss sofort behandelt werden?

Ein Achillessehnenriss erfordert keine sofortigen Massnahmen. Da der Fuss aufgrund der Verletzung meist anschwillt, wartet man besser zu, bis sich das Gewebe beruhigt hat. Heute besteht Uneinigkeit darüber, welche Behandlung bei einem Achillessehnenriss die beste ist. Es gibt Spezialisten, die die konservative Behandlung ohne operativen Eingriff bevorzugen. Dazu wird der Fuss in eine Spitzfussstellung, wie beim Tragen von High Heels, gebracht und mit einem abnehmbaren Gips versorgt. Die Idee ist, dass durch diese Stellung die beiden Sehnenenden möglichst nah zusammengebracht werden. Diese Methode ist gut erprobt, aber nicht immer sinnvoll.

Wann empfehlen Sie eine Operation?

Sieht man im Ultraschall, dass die beiden abgerissenen Sehnenenden weit auseinander liegen, ist eine Operation zu empfehlen. Da die Sehnen nicht von allein zusammenkommen, würde sonst dazwischen eine Narbe entstehen, wodurch die Sehne nach der Abheilung zu lang wäre. Das wirkt sich negativ auf die Kraft aus und führt dazu, dass sich die Wadenmuskeln bei jedem Schritt extrem zusammenziehen müssen, was die Muskulatur langfristig schädigt. Deshalb rate ich vor allem jungen und sportlichen Patientinnen und Patienten zu einer Operation, bei der die Sehnenenden zusammengenäht werden. Ältere und eher unsportliche Personen werden häufiger konservativ behandelt.

Wie sehen die Heilungschancen aus?

Sehr gut. Bei der konservativen Behandlung dauert der Heilungsprozess sechs bis acht Wochen. Bereits nach vier Wochen kann der Fuss im Gips oder im Spezialschuh in eine Normalstellung gebracht werden. Nach einer Operation dauert es sechs Wochen, bis die Verletzung verheilt ist. Auch hier kommt ein abnehmbarer, leichter Gips zum Zug, in dem der Fuss von Anfang an belastet werden darf.

Was beugt Achillessehnenverletzungen vor?

Vor allem Menschen mit sitzender Tätigkeit sollten die Wadenmuskeln immer wieder dehnen. Dadurch verhindern sie, dass die Achillessehne überbeansprucht wird und sich entzündet. Im Sitzen kann man die Beine immer wieder gestreckt gegen ein Tischbein stemmen oder den Fuss bei gestrecktem Bein mit einem Thera-Band nach oben ziehen. Wichtig ist auch, die Kraft in den Wadenmuskeln zu trainieren.

Was raten Sie, wenn bereits eine Entzündung besteht?

In der akuten Phase kann eine Ultraschallbehandlung helfen. Empfehlenswert sind auch durch eine Fachperson angeleitete Dehnungsübungen, die man in den Alltag integriert.