Ungewollte Kinderlosigkeit kann für Paare zur grossen Belastung werden. Brigitte Leeners ist Spezialistin für Fruchtbarkeitsbehandlungen und Direktorin des universitären Kinderwunschzentrums am Universitätsspital Zürich. Sie und ihr Team helfen Paaren, Eltern zu werden.
Wir empfehlen Paaren, die sich ein Kind wünschen, spätestens nach einem Jahr «probieren» ohne Erfolg einen Kinderwunsch-Spezialisten aufzusuchen. Bei Paaren über 35 Jahren raten wir sogar früher dazu.
Es gibt viele medizinische Gründe, weshalb keine Schwangerschaft eintritt, etwa fehlende oder beschädigte Eileiter, hormonell bedingte Störungen der Eizellreifung, zu wenige oder zu wenig bewegliche Spermien.
Es gibt keine gesetzliche Obergrenze für eine Fruchtbarkeitsbehandlung. Aber die Natur setzt den Erfolgsaussichten bei einer Behandlung Grenzen. Die Fruchtbarkeit einer Frau nimmt ab dem 35. Lebensjahr rasch ab, und oberhalb von 43 Jahren sind die Chancen minimal. Der Anteil an Eizellen mit Auffälligkeiten nimmt in dieser Zeit rapide zu. Ebenso steigt mit zunehmendem Alter das Risiko für Mutter und Kind. Grundsätzlich bieten wir die Verfahren In-vitro-Fertilisation (IVF) und Intracytoplasmatische Spermieninjektionen (ICSI) daher bis zum 43. Lebensjahr der Frau an. Es ist nur in wenigen Ausnahmefällen sinnvoll, diese Grenze um maximal ein bis zwei Jahre zu überschreiten.
Vor allem nehmen wir uns viel Zeit, um das Paar und seine Situation kennen zu lernen, es individuell zu beraten und den richtigen Weg für es zu finden. Zuerst untersuchen wir, weshalb es bislang kein Kind gegeben hat. In den meisten Fällen gibt es biologische Gründe, nur selten gibt es einen Zusammenhang mit übermässigem Stress oder psychischen Problemen. Diese umfassende Abklärung beider Partner ist die Grundlage für die Wahl der Therapie, die am meisten Erfolg verspricht.
Es ist wichtig, soziale und psychologische Aspekte anzusprechen und fundiert dazu beraten zu können.
Bei ungefähr 70 Prozent aller Paare, die sich bei uns behandeln lassen, ist der Weg zum Wunschkind erfolgreich. Trotz dieser Erfolgsquote muss man sehen: Circa 30 Prozent der Paare bleiben trotz Behandlung kinderlos.
In der Beratung müssen wir auch schauen, ob ein Paar der Elternrolle gerecht werden kann, die Beziehung stabil ist und es voraussichtlich für ein Kind sorgen kann, bis es ins Erwachsenenalter kommt. Schwere gesundheitliche Probleme können daher dem Kinderwunsch im Weg stehen und müssen sorgfältig geprüft werden. Etwa wenn bei der Frau eine Krankheit vorliegt, die zusammen mit einer Schwangerschaft lebensgefährlich werden kann. Es kommt allerdings nur sehr selten vor, dass wir eine Behandlung ablehnen müssen.
Die Paare erwartet dann häufig ein längerer Weg. Eine In-vitro-Fertilisation (IVF) ist für die Frau aufwändiger als für den Mann. Das kann übrigens bei den Männern Schuldgefühle wecken – vor allem, wenn sie der Grund für die Fertilitätsprobleme sind. Nach einer Hormonbehandlung, die das Wachstum und die Reifung der Eizellen fördert, werden der Frau Eizellen entnommen. Im Labor werden diese dann mit Spermien befruchtet und bis zu fünf Tage im Brutschrank kultiviert. Danach wird ein Embryo, selten zwei Embryos, in die Gebärmutter übertragen – und das Hoffen beginnt.
Die Chance, dass sich bei einem Zyklus eine Schwangerschaft einstellt, liegt bei 35 bis 40 Prozent. Klappt es nicht, wird der Prozess wiederholt. Da die gewonnenen Eizellen eingefroren werden können, ist die körperliche Belastung für die Frau bei den folgenden Versuchen weniger gross als bei der anfänglichen Gewinnung der Eizellen. Stellt sich nach der dritten Behandlung kein Erfolg ein, entscheiden die Beteiligten, ob und wie weiter vorgegangen werden soll.
Die Behandlung wird von den meisten Frauen besser vertragen, als von ihnen erwartet. Während der Vorbereitungsphase kann es wegen der Hormongaben zu Reizbarkeit kommen – die meisten Frauen bemerken allerdings keine Veränderungen. Die eigentliche Stimulationsphase wird – obwohl das Spritzen natürlich unangenehm ist – von den allermeisten Frauen sehr gut vertragen.
Unsere Erfolgsquote ist das Resultat unseres sorgfältigen Prozesses, wir arbeiten zudem mit modernster Laborausstattung und setzen die neuesten Techniken ein. Dazu kommen ganz praktische Aspekte, wie die telefonische Erreichbarkeit für unsere IVF-Patientinnen auch an Wochenenden oder die Möglichkeit, Termine auf den frühen Vormittag zu legen. Alle Voruntersuchungen können am USZ erfolgen.
Eine weitere Stärke unseres Kinderwunschzentrums ist die konstante, persönliche Betreuung bei absoluter Diskretion. Uns ist bei aller fachlichen Expertise sehr wichtig, dass die Paare sich bei uns wohl fühlen.