Enzian ist eine Heilpflanze mit langer Tradition, sie unterstützt die Verdauung und hilft den Atemorganen.

Heilpflanze der Schweizer Alpen

Bei Enzian denkt man an jene blaue Blume, die gemeinsam mit dem Edelweiss den Inbegriff der Schweizer Alpenkultur symbolisiert. Das in Bodennähe blühende Gewächs ist der prominenteste Vertreter einer Pflanzenfamilie, von der weltweit rund 400 verschiedene Arten bekannt sind. Als Heilpflanze ist der sogenannte Gelbe Enzian (gentiana lutea) sehr geschätzt.

Er erreicht eine Höhe von rund 1,5 Metern und bildet üppige doldenartige Blüten. Sie blühen zwischen Juni und August. Vorsicht: Öfters wird der Gelbe Enzian mit dem giftigen Weissen Germer verwechselt. Das Erscheinungsbild beider Pflanzen ähnelt. In der Natur wächst der Gelbe Enzian im alpinen Gebiet von Mittel- und Südeuropa bis 2500 Meter ü. M. Gelegentlich trifft man ihn auch in Gärten an.

Wegen der grossen Nachfrage ist die Pflanze in der Wildnis selten geworden. Mittlerweile wird sie im Feldanbau kultiviert, deshalb erholen sich die Bestände in der Natur allmählich wieder.

Verdauungsfördernde Wurzel

Das Arzneigewächs ist vor allem wegen seiner Wurzel seit der Antike stark nachgefragt. Rund 6000 Tonnen werden weltweit pro Jahr verarbeitet. In den massiven Wurzelstöcken stecken Bitterstoffe, die auf verschiedene Verdauungsbeschwerden lindernd wirken.

«Der bittere Geschmack löst über die Geschmacksknospen in der Zunge einen Reflex aus: Die Bildung von Speichel und Magensäure wird angeregt, zudem werden vermehrt Gallensäfte sowie das Verdauungshormon Gastrin ausgeschüttet.»
Adrian Zeller

Dadurch wird einerseits der Appetit angeregt und zugleich die Verdauung gefördert. Beschwerden wie Völlegefühl, Übelkeit, Magendruck und Blähungen lassen nach.

Wirkungsvolle Kombinationen

Meistens werden die Wurzeln des Enzians mit weiteren Heilpflanzen zur Wirkungsverstärkung kombiniert. Dazu gehören etwa Wermut, Eisenkraut, Tausendgüldenkraut, Löwenzahn, Benediktenkraut, Salbei, Schlüsselblume, Schafgarbe, Wachholder, Brombeerblätter und Sauerampfer. Entsprechende Kombinationspräparate stehen im Fachhandel im Angebot. Dort wird man auch über Dosierung und Anwendungsdauer ins Bild gesetzt. Enzianwurzel kann auch als Kräutertee zubereitet werden, als getrocknetes Extrakt ist sie in Drogerien und in Apotheken erhältlich.

Schwankender Wirkstoffgehalt

Heilpflanzen werden gerne auch selber gesammelt und getrocknet, dies kann auch Nachteile haben.

«Naturheilmittel aus dem Fachhandel haben den Vorzug, dass sie einen konstanten Gehalt an Wirkstoffen aufweisen, der im Labor überprüft wurde.»
Adrian Zeller

Die Arzneipflanzen stammen meistens aus kontrolliertem Anbau. Je nach Standort und Witterungseinflüssen sind unterschiedliche Konzentrationen an Wirkstoffen enthalten. Gelegentlich werden verschiedene Ernten gemischt, um die gewünschte konstante Menge an Wirkstoffen zu gewährleisten.

Tee richtig zubereiten

Für Tee werden zwei bis vier Gramm Enzianwurzel mit heissem Wasser übergossen und fünf Minuten ziehen gelassen. Die Zubereitung wird eine halbe Stunde vor dem Essen lauwarm getrunken.

Dabei sollte man darauf achten, dass nicht zu viele Wurzelstücke verwendet werden: Eine zu hohe Dosierung kann das Gegenteil der gewünschten Wirkung erzielen, der Appetit bleibt aus und die Verdauung wird beschwerlich, weil zu wenig unterstützende Säfte ausgeschüttet werden.

Als Variante können die Wurzelstücke in kaltem Wasser angesetzt werden: Man lässt sie rund zehn Stunden ziehen. Dann wird die Flüssigkeit auch erwärmt und abgeseiht.

Löst Bauchbeschwerden, aber auch Schleim

Vor allem kennt man den Gelben Enzian als bewährtes Heilmittel bei Bauchbeschwerden; er hilft aber auch zähen Schleim in den Atemwegen zu lösen. Deshalb können Tees sowie Fertigprodukte auch bei Entzündungen der Nase, der Bronchien und der Nasennebenhöhlen eingesetzt werden.