Die Schilddrüse bildet die Hormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3), die an fast allen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt sind und für eine ausgeglichene Energiebilanz essenziell sind. Werden zu viel oder zu wenig Hormone ausgeschüttet, kann sich dies unangenehm auf das Wohlbefinden der Betroffenen auswirken.

Wie entsteht eine Hypothyreose?

In der Schweiz leiden etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung an einer Schilddrüsenunterfunktion, in der Fachsprache auch Hypothyreose genannt. Neun von zehn Erkrankten sind Frauen. Schilddrüsenerkrankungen treten familiär gehäuft auf.

Für eine Schilddrüsenunterfunktion ist häufig die Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis verantwortlich. Diese Erkrankung führt zum Abbau von Schilddrüsengewebe. Dr. med. Claudia Maushart, Ärztin für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus am Universitätsspital Basel, erklärt: «Bei 50 Prozent der Patientinnen und Patienten, die an einer Schilddrüsenunterfunktion bedingt durch eine Hashimoto Thyreoiditis erkranken, spielen die Gene eine Rolle.» Deshalb empfiehlt die Expertin Nachkommen von Hashimoto-Betroffenen ein Screening ab dem 35. Altersjahr, bei Symptomen jedoch früher.

Ein langer Weg bis zur Diagnose

Eine Hypothyreose tritt häufig erstmals zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Im Frühstadium führt die Krankheit in der Regel nicht zu Symptomen. «Da Menschen dieser Altersgruppe nicht so häufig zum Arzt gehen, dauert es oft länger bis zur Diagnose», weiss Claudia Maushart. Jedoch ist bei Fehlen von Symptomen auch kein generelles Screening auf eine Schilddrüsenunterfunktion empfohlen.

Zu den typischen Symptomen der Unterfunktion gehört die Gewichtszunahme von ein paar Kilos, weil sich der Stoffwechsel verlangsamt. Zudem leiden Betroffene an Müdigkeit und Energielosigkeit, muskulären Beschwerden und Kälteintoleranz. Die Krankheit kann auch die geistige Leistungsfähigkeit tangieren – manche Betroffenen haben Mühe, sich Dinge zu merken. Eine Schilddrüsenunterfunktion zeigt sich auch äusserlich: Die Haut wird trocken und die Haare glanzlos. Oft leiden Betroffene auch an Haarausfall.

Für die Abklärung einer Schilddrüsenunterfunktion ermittelt das Labor den TSH- und den fT4-Wert. Liegt der TSH-Wert über der Norm, der fT4-Wert jedoch im Normbereich, spricht man von einer latenten beziehungsweise subklinischen Hypothyreose. Bei der manifesten Form ist der TSH-Wert erhöht, der fT4-Wert jedoch unter dem Normbereich. Bei normalem Tastbefund der Schilddrüse ist keine Ultraschalluntersuchung notwendig.

Die Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion

Ob eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt werden muss, hängt auch von der Patientin oder dem Patienten ab. Laut Claudia Maushart ist die Hormonsubstitution bei einer latenten Hypothyreose nicht zwingend nötig, solange sich die Betroffenen gut fühlen. Sie ergänzt: «Ich empfehle Blutuntersuchungen im Abstand von ein bis drei Monaten.» Steigt der TSH-Wert über 10 mIU/L, rät sie auch ohne Symptome zu einer Behandlung.
Bei Frauen mit Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft empfiehlt sie eine frühzeitige Behandlung, da eine ausreichende Versorgung mit Schilddrüsenhormonen für die Entwicklung des Kindes wichtig ist.

Viele Patientinnen und Patienten mit einer behandlungsbedürftigen Schilddrüsenunterfunktion bleiben ein Leben lang auf die Hormonsubstitution angewiesen.

Schilddrüsenentzündung nach der Geburt

Eine deutsche Studie hat gezeigt, dass etwa sieben Prozent aller Frauen nach der Entbindung an einer Schilddrüsenentzündung erkranken, die zu einer vorübergehenden Schilddrüsenunterfunktion führt. Bei vier Prozent aller frischgebackenen Mütter heilt die Krankheit nach etwa einem halben Jahr aus. Grund für dieses Problem ist die Tatsache, dass das während der Schwangerschaft reduzierte Immunsystem nach der Geburt wieder angekurbelt wird. «Oft wird diese Schilddrüsenerkrankung nicht erkannt, weil man denkt, dass Mütter von Neugeborenen wegen der durchwachten Nächte müde sind», sagt Claudia Maushart.

Eine schwere Schilddrüsenunterfunktion kann auf die Stimmung drücken und ein Faktor für die Entstehung einer Depression sein.