Die Homöopathie gehört zu den bekanntesten Behandlungen der Komplementärmedizin. Im Interview erklärt Marwin Zander, Homöopath aus Chur, was man über die Anwendung von Homöopathie bei Kindern wissen muss.

Auf welchem Prinzip basiert die Lehre der Homöopathie?

Sie basiert auf zwei Prinzipien: dem Individualitäts- und dem Ähnlichkeitsprinzip. Als Homöopath schaue ich mir nicht nur die aktuellen Symptome meiner Patientinnen und Patienten an, sondern mich interessieren alle bisherigen gesundheitlichen Probleme, das soziale Umfeld und auch Krankheiten, die bei Blutsverwandten auftreten. Die Behandlung ist ganzheitlich und individuell zugeschnitten.

Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, erkannte das Ähnlichkeitsgesetz. Er war überzeugt, dass Stoffe, die eine Krankheit bei gesunden Menschen auslösen, bei Erkrankten zum Abklingen der Symptome führen können.

Warum stösst die Homöopathie gerade bei Eltern von kleinen Kindern auf grosses Interesse?

Viele Eltern haben Bedenken bezüglich der Nebenwirkungen von schulmedizinischen Präparaten. Andere haben schlechte Erfahrungen mit diesen Mitteln gemacht oder sind bei chronischen Erkrankungen ihres Kindes an Grenzen gelangt. Zeigt die Homöopathie Erfolge, spricht sich das natürlich sehr schnell rum.

Podcasts zum Thema Homöopathie

Marwin Zander bietet zahlreiche Podcasts zur Homöopathie, die für Laien und Fachpersonen interessant sind.

Welche Vorteile bietet die Homöopathie bei Kindern?

Häufig sprechen Kinder sehr schnell darauf an. Kinder mit chronischen Krankheiten sehe ich oft nur zwei- bis dreimal im Jahr. Die Therapie ist kostengünstig und wird von Kindern gut vertragen und akzeptiert, weil die Globuli süss schmecken.

Ab welchem Alter kann man die Homöopathie anwenden?

Ab der Geburt. Es gibt keine Altersgrenze.

Wie verabreicht man Globuli bei Säuglingen?

Grundsätzlich sollte das Baby wach sein. Am besten gibt man die Globuli mithilfe eines Plastiklöffels, dem Deckel des Fläschchens oder direkt unter die Zunge oder in den Graben zwischen dem Unterkiefer und der Unterlippe. Dazu zieht man die Unterlippe leicht hervor. Verschluckungsgefahr besteht nicht.

Warum sollte man Globuli nicht berühren?

Weil die Wirksubstanz auf ihre Aussenhülle imprägniert wird. Durch die Berührung mit  den Händen kann diese Imprägnation beschädigt werden.

Homöopathie bei Kindern

Unterscheidet sich die Anwendung bei Kindern und Erwachsenen?

Grundsätzlich nicht, erfahrungsgemäss erhalten Kinder jedoch oft andere Arzneimittel und Potenzstufen als Erwachsene. Kinder haben andere Arten von Beschwerden oder stecken mitten in der Entwicklung.

Wie würden Sie das Wirkungsprinzip der Homöopathie erklären?

Während ein chemisches Medikament eingesetzt wird, um ein Symptom zu bekämpfen, ist das Ziel der Homöopathie die Anregung der Selbstheilungskraft. Die Selbstheilung erfolgt nach bestimmten Gesetzmässigkeiten, zum Beispiel von innen nach aussen. Zuerst geht es mir besser, ich fühle mich wieder fit und danach folgt die körperliche Genesung.

Bei welchen Beschwerden von Kindern werden Sie am häufigsten konsultiert?

In meiner Praxis sehe ich besonders häufig Kinder mit Magen-Darm-Infekten und verschiedenen Formen von Husten wie zum Beispiel Pseudokrupp oder Kinder, die zu chronischen Infekten oder Hautbeschwerden neigen. Auch Eltern von Schreibabys oder verhaltensauffälligen Kindern konsultieren mich.