Immer wieder gibt es Menschen, die über ausserordentliche Fähigkeiten verfügen. Man nennt sie «Genies».
Immer wieder gab es oder gibt es Menschen, die über ausserordentliche Fähigkeiten verfügen, von denen wir «Normalen» nur träumen können. Einstein war einer, Picasso, Leonardo da Vinci, Messi oder Mozart sind weitere.
Letzterer spielte schon im zarten Alter von sechs Jahren hervorragend Violine und Klavier. Dazu hatte er ein phänomenales Gehör und schrieb die ersten Sinfonien in einem Alter, wo andere noch gar nicht wissen, was eine Sinfonie ist. Mozarts Genialität gipfelte schliesslich in unzähligen grandiosen Kompositionen.
Sein Kontrahent Antonio Salieri hat einmal gesagt, dass im Vergleich zu Mozart alle anderen bestenfalls «Mittelmässige» seien.
«Genie ist das Talent der Erfindung dessen, was nicht gelehrt und ebenso auch nicht gelernt werden kann», sagte der deutsche Philosoph Immanuel Kant. Entweder man hat es, oder man hat es nicht. Und genau das trifft auch auf geniale Sportlerinnen, Maler und Dichterinnen zu.
Oder Fussballer – zum Beispiel Lionel Messi. Er hat die Fähigkeit, innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Entscheidung zu treffen und den Ball so zu spielen, wie es der Gegner nie und nimmer erwartet hätte. Dann bleibt allen anderen nur noch das Staunen. Diese Entscheidung erfolgt intuitiv. Im Fussball hat man ja auch nicht die Zeit, sich zu überlegen, was jetzt mit dem Ball zu tun ist. Alles geht blitzschnell. Und entweder ist die Idee da oder sie ist eben nicht da. Und in Momenten, wo mittelmässige Fussballer zögern oder den Ball verstolpern, setzen die genialen ihren Gegner in grösste Nöte und verzaubern gleichzeitig noch das Publikum.
«Wahnsinn», pflegt man dann oft zu sagen. Nicht zu Unrecht übrigens: Genialität und Wahnsinn liegen gar nicht so weit auseinander.
Der Begriff «Genie» stammt aus dem Lateinischen «genius» (ursprünglich «erzeugende Kraft», später auch benutzt als «Anlage, Begabung»). Gemeint war damit eine Person mit einer überragenden schöpferischen Geisteskraft: ein genialer Wissenschaftler, eine geniale Künstlerin oder eine Person, die auf irgendeinem Gebiet besonders herausragende Leistungen zu erbringen vermag.
Ab welchem Punkt jemand als Genie bezeichnet wird, ist wissenschaftlich nicht festgelegt.
Im Allgemeinen redet man von einem Genie bei Menschen, die über einen sehr hohen Intelligenzquotienten verfügen (130 bis 145).
Der deutsche Psychiater Wilhelm Lange-Eichbaum hat sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Er hat schliesslich darauf hingewiesen, «dass es auch einer Gemeinde von Verehrern bedarf, welche eine Hochleistung zu der Leistung eines Genies erklärt.»
Ziemlich bescheiden äusserte sich übrigens Albert Einstein zum Thema:
Neugier ist bei Genies sicher stets vorhanden, doch viele neugierige Menschen werden deshalb noch lange keine Genies.
Aber ein anderer Punkt ist bei Genies ebenfalls zentral: die Verrücktheit. So meinte schon der griechische Philosoph Aristoteles, dass es keine grossen Genies ohne einen Schuss Verrücktheit gäbe. Und wie bereits erwähnt, liegt Genialität oft ganz nahe am Wahnsinn.
Der amerikanische Ingenieur Libb Thims hat einmal eine Rangliste der grössten Genies erstellt. Diese Rangliste ist zwar interessant, aber auch nicht ganz unumstritten. Wie will man zum Beispiel einen Musiker mit einer Mathematikerin oder einem Fussballer vergleichen?
Gemäss Thims liegt Johann Wolfgang von Goethe auf dem ersten Platz. Es folgen Albert Einstein, Leonardo da Vinci, Isaac Newton, James Maxwell, Rudolf Clausius und Nicolaus Kopernikus.
Mozart taucht in dieser Rangliste nicht auf, was darauf schliessen lässt, dass die Musik in Thims Leben keine grosse Rolle spielt. Und genau das ist ein interessanter Punkt: Wer von Mathematik nichts versteht, für den scheint Einstein auch keine besonders grosse Bedeutung zu haben. Wer sich nicht für Malerei interessiert, kann die Genialität von Picasso kaum erahnen und wer selbst nicht Musik macht, kann kaum ermessen, wie genial viele Kompositionen von Mozart sind.
Wie kann man genial werden? Oder ist es einfach ein Zufall, ob jemand genial begabt ist oder nicht? Nun: Es ist nicht ganz klar, welche Faktoren zu einer Hochbegabung führen. Wissenschaftler nehmen an, dass es sich um eine Kombination verschiedener Faktoren handelt:
In der Fachwelt ist man sich einig darüber, dass Hochbegabung in jedem Fall eine genetische Komponente aufweist. Wie hoch aber dieser Anteil ist, bleibt umstritten. Dies auch deshalb, weil der Ausdruck bestimmter Gene auch von Umwelteinflüssen abhängen kann.
Genialität hat auch einen Zusammenhang mit dem Geschlecht. Obschon der Mittelwert der Intelligenzquotienten von Frauen und Männern identisch ist, zeigen die Intelligenzwerte der Männer eine breitere Streuung. Es gibt mehr hochbegabte Männer als Frauen, aber auch mehr Männer als Frauen mit einem besonders geringen Intelligenzquotienten.
Von ganz entscheidender Bedeutung ist aber das soziale Umfeld. Allem voran die Schule, Freunde und das Elternhaus (so war es übrigens auch bei Mozart).
Kinder, die in einem gesunden Masse gefördert werden, können ihre Fähigkeiten dann auch entsprechend entwickeln. In diversen Studien wurde ermittelt, dass Eltern aus der Mittel- und Oberschicht wesentlich häufiger und deutlich mehr mit ihren Kindern sprechen als solche aus der Unterschicht und zudem komplexere Sätze bilden. Dies hat offenbar einen enormen Einfluss auf die Intelligenzentwicklung.
Einen positiven Einfluss auf die Entwicklung einer Begabung soll schliesslich auch das Stillen haben. Gestillte Kinder, so besagen Studien, entwickeln sich schneller und besser als reine «Flaschenkinder».
Und schliesslich trägt auch eine ausgewogene und gesunde Ernährung dazu bei, dass sich Kinder geistig und körperlich optimal entwickeln können.
Woran kann man erkennen, ob ein Kind hochbegabt ist und sich möglicherweise zu einem Genie entwickeln könnte? Gemäss diversen Untersuchungen können folgende Indizien auf eine Hochbegabung schliessen lassen:
Genies geben sich nicht mit dem Erstbesten zufrieden. Sie wollen mehr, sie wollen alles, sie suchen nach dem «Unmöglichen».
Eine letzte Frage wäre dann noch, ob Genies glücklicher oder zufriedener sind als wir «Normalen» und ob Psychologen dieser Frage schon nachgegangen sind. Das entzieht sich leider meiner Kenntnis.