Im Alter werden die Wünsche kleiner, heisst es. Mit welchen Gaben kann man Seniorinnen und Senioren Freude bereiten?

Nützliches statt Nutzloses

Fragt man ältere Menschen, was sie sich zum Geburtstag oder zu Weihnachten wünschen, entgegnen sie oft: «Ach, ich habe doch alles, was ich brauche.» Ältere Menschen haben oft kaum mehr grosse materielle Wünsche. Weil das Abstauben und das Staubsaugen körperlich sehr herausfordernd werden, können manche Gegenstände im höheren Alter zur Last werden. So trennt man sich gerne von Krimskrams, der seit Jahren nutzlos herumsteht. Man ist froh, wenn sich in den Schränken nicht weitere Kerzenständer oder Blumenvasen anhäufen. Zudem: In den Wohnräumen von Seniorenheimen ist der Platz oft sehr beschränkt, für Nippes bleibt wenig Raum. Für Freunde, Nachbarn und Angehörige wird es daher schwieriger, älteren Personen etwas mitzubringen, das sie nicht als überflüssige Last empfinden.

Oft sind es praktische Dinge, die den Alltag erleichtern, die am besten ankommen, etwa ein Wägelchen für die Einkäufe, damit der Beschenkte nicht mehr schwere Taschen schleppen muss, ein Hilfsgerät zum Anziehen von Strümpfen für Rheumabetroffene oder ein besonders bedienungsfreundliches Handy.

Bild einer älteren Dame mit Einkaufswägelchen

Fingerspitzengefühl beim Schenken

Geschenke überreichen sei eine Form von zwischenmenschlicher Kommunikation, heisst es seitens der Psychologie; mit ihnen werden in einer indirekten Sprache Gefühle ausgedrückt und auch ausgelöst – nicht immer ist es Freude. Bei Präsenten für ältere Menschen braucht es besonders viel Fingerspitzengefühl, damit sie nicht Verdruss statt Freude bewirken. Mit gut gemeinten Gaben kann der Schenkende unbeabsichtigt ins Fettnäpfchen treten.

So kann es beispielsweise vorkommen, dass die Schenkende mit einem Schal farblich weit neben dem Geschmack der beschenkten Person liegt. Diese Farbe mache sie noch älter, findet sie. Das Geschenk wandert auf Nimmerwiedersehen zuunterst in die Schublade. Weiter: Wer etwa eine CD oder ein Buch mit Gedächtnistrainingsübungen überreicht bekommt, kann dies als Hinweis auf beginnende Vergesslichkeit deuten. Noch ein Beispiel: Eine Frau fühlte sich gekränkt, als sie von ihren erwachsenen Kindern zum fünfundsechzigsten Geburtstag als Überraschung ein E-Bike geschenkt bekam. Sie verstand es als indirekte Botschaft, sie werde nun alt, ihre Körperkraft reiche aus Altersgründen nicht mehr für ein Velo ohne Motorantrieb aus. Erst nach einigen Wochen konnte sie sich dann doch mit den Vorteilen der elektrischen Unterstützung beim Treten anfreunden.

Wertvoll, aber nicht teuer

Mit einem besonders kostbaren Mitbringsel wird im positiven Fall die Botschaft vermittelt: «Du als Empfänger bist mir sehr wichtig, ich möchte mir deine Sympathie erhalten.» Wie vieles auf dieser Welt haben auch Geschenke zwei Seiten, eine Schachtel besonders teurer Pralinés oder eine wertvolle Vase auf dem Gabentisch kann auch ausdrücken: «Seht alle her, ich kann es mir leisten, derartige Geschenke zu machen», Gaben können somit auch Prestigeobjekte sein. So paradox es im ersten Moment klingen mag, aber ein Präsent kann die Würde eines Menschen verletzen. Empfänger, die weniger begütert sind, fühlen sich durch teure Geschenke unter Umständen in die Rolle von Almosenempfängern gedrängt.

Auch aus einem weiteren Grund können Mitbringsel eher verletzen als erfreuen: Manche erwachsenen Kinder haben aus beruflichen oder familiären Gründen wenig Zeit, sich um ihre betagten Eltern im Alters- oder Pflegeheim zu kümmern. Sie versuchen ihre Schuldgefühle mit teuren Geschenken zu lindern. Doch dies ist selten das, was sich die Beschenkten wünschen. Ab und zu ein Telefonanruf, eine Karte mit einigen Zeilen oder ein kleiner Blumengruss kommen besser an. Dies gilt auch für Spital- oder Rehaaufenthalte von älteren Menschen: Eine kleine Aufmerksamkeit ist willkommener als ein besonders üppiges Blumenbouquet oder eine teure Flasche Wein.

Auch preisgünstige Gaben kommen gut an: aus hübschen Kinderzeichnungen der Enkel, die die Erwachsenen in einer Papeterie oder einem Copyshop für wenig Geld laminieren lassen, können attraktive Tischsets hergestellt werden. Und zum kleinen Preis lassen sich Fotos der Enkel auf Tassen drucken.

Bild eines Kindes, dass dem Grosi Blumen schenkt

Sie bereiten oft mehr Freude als eine Kerze, eine Flasche Eierlikör oder eine Schachtel mit Schnapspraliné.

Bei alkoholhaltigen Gaben sollte ohnehin Zurückhaltung geübt werden. Im hören Lebensalter müssen viele Mensch regelmässig Medikamente einnehmen, nicht alle vertragen sich mit Hochprozentigem. Zudem kann Alkohol die Unsicherheit auf den Beinen verstärken. Dies gilt es auch bei alkoholhaltigen Kräuter-Stärkungsmitteln zu bedenken.

Individuelle Wünsche erkunden

Geschenke bereiten am meisten Freude, wenn sie auf die Situation der beschenkten Person abgestimmt sind. Wer ein individuelles Präsent überreicht, demonstriert Wertschätzung. Man hat sich mit den Vorlieben der beschenkten Person auseinandergesetzt und nicht noch rasch ein Alibi-Präsent besorgt. Es lohnt sich, Menschen aus dem direkten Umfeld der zu beschenkenden Person nach speziellen Vorlieben zu befragen. Bei Altersheimbewohnern kennt oft das Betreuungspersonal die entsprechenden kleinen Wünsche.

Rätselfreundinnen freuen sich eventuell über ein Abonnement eines Rätselmagazins und Puzzleliebhaber finden an einer Schachtel voller entsprechender Kleinteile gefallen. Die Frischpensionierte, die künftig kreativer sein möchte, schätzt einen Malblock, Pinsel und Farben auf dem Gabentisch ganz besonders. Die leidenschaftliche Opernliebhaberin ist über die allerneuste CD ihres Lieblingstenors unter dem Christbaum begeistert. Und der Gartenfreund im Pensionsalter freut sich über einen Gutschein für einen Baumschnittkurs.

Meistens werden auch Reisegutscheine für den öffentlichen Verkehr sowie Eintrittskarten für ein Konzert oder einen Zoobesuch gerne angenommen.

Gemeinsame Zeit

Im höheren Alter sind es oft immaterielle Geschenke, wie gemeinsam verbrachte Zeit, die besondere Freude bereiten, etwa in Form von gemeinsamen Ausflügen.

Dabei sollte die Musse nicht zu kurz kommen. Es gilt das bewährte Motto: Weniger ist mehr. Ein reich befrachtetes Programm kann überfordern. Lieber öfters mal ein kleiner Ausflug als selten ein ganz langer. Zu viele Eindrücke aufs Mal sind sich viele Hochaltrige nicht mehr gewohnt. Menschen im Greisenalter ermüden oft rascher als jüngere und sind für kleine Verschnaufpausen dankbar, insbesondere wenn sie mit Gelenkbeschwerden oder mit Kurzatmigkeit zu kämpfen haben. Bei gemeinsamen Spaziergängen sollte man Routen wählen, bei denen Ältere ab und zu auf einer Sitzbank oder in einem Café eine Erholungspause einlegen können. Bei manchen Betagten macht die Blase Probleme, sie sind froh, wenn sie ab und zu eine Toilette aufsuchen können.

Bild eines Familienausfluges in den Wald

Im Alter von 75 oder 85 Jahren müssen sich Betroffene selber nichts mehr beweisen; aus langer Lebenserfahrung wissen sie, dass sie die schönen Momente besonders wertschätzen. Sie stärken das Gemüt für jene Zeiten, in denen es in den Gelenken zwickt oder sich der nächtliche Schlaf nicht einstellen will.

Für Psyche und Körper

Ein Labsal für die Psyche und den Körper sind des weiteren Massagen. Mit einem entsprechenden Gutschein kann Wohlbefinden geschenkt werden.

Spezielle Pflege für den älteren Körper sind besonders sinnvolle Präsente. So kann etwa die Haut im dritten Lebensabschnitt aufgrund hormoneller Veränderungen weniger gut Feuchtigkeit speichern. Pflegelotionen mit hochwertigen Inhaltsstoffen sowie auch rückfettende Badezusätze sind sehr zweckmässige Gaben. Auch Gutscheine für die Fusspflege kommen oft gut an. Betagte Menschen können sich oft nicht mehr so gut bücken und ihren Füssen die erforderliche Pflege zukommen lassen. Auch eine Fussreflexzonenmassage trägt zum Wohlbefinden bei.

Wie alle Körperbehandlungen verleiht sie zudem eine grosszügige Portion Zuwendung, diese wird stets geschätzt.