Alte Menschen wohnen häufig allein oder zu zweit und sind damit zufrieden. Über die vergangenen Jahrzehnte standen vor allem drei alternative Wohnformen zur Diskussion. Der Altersforscher François Höpflinger erläutert deren Vor- und Nachteile.
Solange man gesund ist, ist für mich selbst ständiges Wohnen in einer attraktiven Umgebung mit viel Grün, Einkaufsläden in der Nähe und guten Verkehrsverbindungen das Ideal. Im hohen Lebensalter wäre eine betreute Pflegewohnform, etwa eine individuell gestaltbare kleine Pflegewohnung mit Anbindung an Serviceleistungen wie etwa einem Notrufdienst optimal.
Früher wohnten Jung und Alt meist zusammen, die Platzverhältnisse waren eng. Alte, verarmte Menschen kamen ins Bürger oder Armenhaus der Bürgergemeinde. Die letzten zwanzig Jahre verstärkten den Trend zu individualisiertem Wohnen in Ein- oder Zwei-Personen-Haushalten. Heute ist der Anteil alter Menschen, die in einer überbelegten Wohnung leben, gering. Immer mehr leben lange selbstständig zu Hause und werden ambulant betreut. Die Zahl jener, die in einer Alters- und Pflegeeinrichtung wohnen, sinkt.
In den letzten Jahrzehnten wurden vor allem drei Prinzipien diskutiert, wenn auch nur teilweise realisiert:
Einsamkeit im Alter kann man durch gemeinschaftliches Wohnen vermeiden. Funktionale Einschränkungen lassen sich besser bewältigen, wenn man sich gegenseitig unterstützt. Zusätzlich reduzieren sich die Wohnkosten pro Person. Und es werden die Lebensqualität erhöht sowie die Lebenskosten reduziert. Ausser, dass das gemeinschaftliche Leben hohe soziale Kompetenzen und das Zurückstellen individueller Interessen voraussetzt, gibt es keine Nachteile.
Generationengemischtes Wohnen kombiniert Familienwohnungen mit Kleinwohnungen für junge Alleinstehende und/oder ältere Menschen. In einigen Fällen enthalten solche Projekte auch Pflegewohngruppen sowie Kindertagestätten, Cafés und so weiter. Jung und Alt haben Platz und der gesellschaftliche Zusammenhalt wird gestärkt.
Viele, wenn auch nicht alle, ältere Menschen erleben es als positiv, wenn sie auch nachbarschaftliche Kontakte mit jungen Menschen oder jungen Familien haben. Sie erfahren damit neue gesellschaftliche Entwicklungen und können am Leben anderer Generationen teilnehmen.
Alte Menschen mit guten Kontakten zu jüngeren haben mit neuen Trends, wie etwa digitalem Leben, weniger Probleme. Auf der Gegenseite kann es für junge Eltern entlastend sein, wenn tagsüber pensionierte Frauen und Männer im Haus sind, die sich gelegentlich bei der Kinderbetreuung engagieren.
Betreutes Wohnen kombiniert Individualität, also eine eigene altersgerechte Kleinwohnung, mit guter ambulanter Versorgung. Betreutes Wohnen ist vor allem von Vorteil, wenn alte Menschen schon an gesundheitlichen und funktionalen Einschränkungen leiden. Wichtig sind dann etwa Putzdienste, Mahlzeitendienste, aber auch ein 24-stündiges-Notrufsystem, teilweise auch ein Transport. Doch das grosse Thema ist der Preis: Serviceleistungen sind privat zu bezahlen und sie kosten.
Für einen Aufenthalt in einem Alters- und Pflegeheim spricht einiges: Man wird gut um- und versorgt, in einer altersangepassten Struktur. Es ergeben sich Möglichkeiten für neue Kontakte. Ein Nachteil ist der eingeschränkte Wohnraum. Oft gibt es nur ein Pflegezimmer, das man nur bedingt selbst möblieren kann, und man lebt «nur unter alten Menschen». Es gibt Heime, die stark auf die Wahlmöglichkeiten der Bewohner*innen achten, und andere Heime, die striktere Hausordnungen haben.
Hier existieren grosse Lücken, da für Menschen mit speziellen Bedürfnissen, wie etwa ältere MSPatientinnen und -Patienten oder ältere Suchtkranke, kaum angepasste Wohnformen existieren. In einigen wenigen Gemeinden gibt es Pflegewohngruppen für spezifische Bedürfnisse. Das Gleiche gilt auch für ältere Migrantinnen und Migranten, obwohl sich etwa mediterran ausgerichtete Pflegeabteilungen für betagte Südeuropäer*innen als erfolgreich erwiesen haben.
Die Fortschritte beim Wohnen im Alter variieren regional stark. Hauptproblem vieler Gemeinden sind die steigenden Grundstücks und Immobilienpreise, die etwa kostengünstige Alterswohnungen an zentraler Lage verhindern. Mangelhaft sind oft auch die Wohnberatung und Wohnassistenz im Alter. Was sich in den letzten Jahren verbessert hat, ist die Vernetzung von ambulanter und stationärer Altersversorgung in den Gemeinden beziehungsweise Regionen.