Dass man abends nach dem Sport nicht einschlafen kann, ist weit verbreitet. Zwar fehlen derzeit noch verlässliche Resultate aus der medizinischen Forschung, doch es geht um die Zeitspanne zwischen der sportlichen Aktivität und dem Zubettgehen.

Sie haben abends intensiv trainiert und bringen Ihren Kreislauf nicht runter? Während andere müde werden, können Sie nicht einschlafen? Trinken Sie nach dem Training genug und sorgen Sie für eine kühle Schlafumgebung. Allenfalls kann auch ein Schlaftagebuch eine Hilfe sein.

Sport vor dem Schlafen: gut oder schlecht?

Warum kann ich nach dem Abend-Training nicht einschlafen? Dieses Phänomen ist unter sportlich aktiven Personen bestens bekannt. In der Regel liegen weder ursächliche Erkrankungen noch eine «echte» Schlafstörung zugrunde. Leider kann uns die medizinische Forschung dazu bislang keine konkreten Antworten geben.

Zwar zeigte eine unlängst publizierte Studie der ETH Zürich, dass abendlicher Sport sogar schlaffördernd sein kann, falls zwischen sportlicher Aktivität und Zubettgehen mehr als eine Stunde liegt.

Bei sehr kurzen «Sport-Bett-Intervallen» von weniger als einer Stunde benötigten die Studien-Teilnehmenden jedoch mehr Zeit zum Einschlafen. Zudem schliefen sie insgesamt kürzer als die Vergleichsgruppe mit längeren Intervallen. Der gemessene Effekt vergleicht jedoch Sportlerinnen und Nicht-Sportler.

Eine amerikanische Meta-Analyse ergab 2015, dass sportliche Aktivität am Abend, verglichen mit Sport während des Tages, weniger Aufwachphasen zur Folge hat.

Die in den verschiedensten Ratgebern aufgeführten Empfehlungen, bei Schlafstörungen am Abend keinen Sport zu treiben, basieren also eher auf Erfahrungen und sind wissenschaftlich nicht sehr gut abgestützt. Letztlich muss die Situation immer individuell betrachtet werden.

Besser Schlafen nach dem abendlichen Training

Falls Sie gesund sind, keine Medikamente einnehmen und an keiner eigentlichen Schlafstörung leiden, geht es ums «Ausprobieren».

Aerobes oder anerobes Training

Manche Menschen schlafen nach einer anaeroben Sporteinheit (Tempoläufe, Training mit schweren Gewichten usw.) schlechter, als nach einem Ausdauertraining mit niedrigeren Herzfrequenzen.

Genügend Flüssigkeit

Ein häufig zu wenig beachtetes Phänomen ist, dass nach dem Sport und vor dem Schlafengehen oft vergessen wird, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Flüssigkeit hilft, die durch das Schwitzen erhöhte Körpertemperatur und den durch das Schwitzen veränderten Mineralhaushalt «runterzukühlen». So vermeiden Sie verkrampfende Muskeln, die Sie möglicherweise am Schlafen hindern können. Sanfte Dehnübungen oder Yoga vor dem Schlafengehen beugen ebenfalls vor.

Kühle Schlafumgebung

Die körpereigenen Stoffwechselvorgänge sowie die Körpertemperatur selbst werden nachts vom Körper automatisch reduziert. Es ist daher sinnvoll, die Schlafumgebung kühl zu gestalten (offenes Fenster, dünnere Decken).

Bewusste Ernährung

Verzichtet werden sollte auf Obst und Gemüse, fettreiche Speisen und stark zuckerhaltige Produkte. Die für die Verdauung solcher Lebensmittel benötigten Stoffwechselvorgänge sind für den ohnehin bereits auf Schlaf und Regeneration ausgerichteten Körper eine zu starke Belastung. Naturjoghurt, Magerquark, Frischkäse, Buttermilch oder verdünnte Säfte aus Ananas oder Tomaten sowie abgekühlter Salbei- oder Pfefferminztee können hingegen kühlend wirken.

Koffein vermeiden

Nicht selten nimmt man vor dem Sport noch einen pushenden Kaffee oder ein Energiegetränk zu sich. Die späte Koffeineinnahme kann sich beim Einschlafen rächen und die Wachphasen verlängern. Auch die Lichtausstattung von Fitnessstudios beim abendlichen Sport sollten Sie in die Ursachensuche für schlechtes Schlafen miteinbeziehen.

Schlaftagebuch führen

Ich empfehle, in einem Schlaftagebuch alle Gewohnheiten vor dem Schlafengehen zu dokumentieren (Trainingsintensität, Zeitintervall zwischen Sport und Schlafengehen, Ernährung usw.). Oft zeigt sich nach ein paar Wochen ein Muster, was dem Schlaf guttut und was ihm schadet. So können Sie Ihren Sportabend so gestalten, dass Sie nach dem Sport genügend erholsamen Schlaf finden.