Im diffusen Licht der Dämmerung muss das menschliche Auge Besonderes leisten. Diese Phase zwischen Tag und Nacht ist selbst für gesunde Augen herausfordernd. Dr. med. Peter Raak, Facharzt für Augenheilkunde der Pallas Kliniken, erklärt die Problematik.

Die Dämmerung, der Tagesabschnitt frühmorgens beim Übergang von der Nacht in den Tag oder umgekehrt am Abend beim Eindunkeln, erschwert noch ohne medizinische Probleme das Sehvermögen. Vor allem das Scharfsehen sowie das Erkennen von Kontrasten bereiten Mühe. Warum das Sehen in der Dämmerung komplexer als am Tag ist, weiss Dr. med. Peter Raak von den Pallas Kliniken. An zahlreichen Standorten, darunter vier Kliniken und vielen Fachzentren, bietet Pallas vielfältige Leistungen der Augenheilkunde und Augenchirurgie an.

Sinneszellen stehen im Fokus

Dr. Peter Raak, Chefarzt Region Aargau in den Pallas Kliniken, erklärt: «Die sogenannten Zapfen, welche als Sinneszellen in der Makula für das Farb- und Hellsehen zuständig sind, funktionieren im Dunkeln deutlich schlechter. Darum sind für das Sehvermögen in der Dämmerung und bei Nacht eigentlich die sogenannten Stäbchen wichtiger, doch sie sind eher peripher verteilt. Somit befinden sich diese Sinneszellen nicht an der Stelle des schärfsten Sehens und vermögen das Scharfsehen kaum zu unterstützen.»

Auch der Alterungsprozess spielt eine Rolle

Zwar seien von diesen Einschränkungen alle betroffen, aber nicht gleich stark. «Bei gewissen Menschen ist die Verteilung der Sinneszellen für die Dämmerung einfach optimaler. Je besser diese Verteilung und intakter die Netzhaut, desto besser das Sehvermögen.» Nebst diesem konstruktiven Handicap des menschlichen Auges für scharfes Sehen in der Dämmerung spiele auch der Alterungsprozess eine Rolle. Raak ergänzt: «Damit verbunden ist etwa eine Beeinträchtigung durch grauen Star. Hinzu kommen auch angeborene Erkrankungen wie zum Beispiel eine Netzhautdegeneration.»

Wichtige Augenkontrollen

Ein besonderes Phänomen in der Dämmerung kennen die Autolenker*innen. Oft erzeugt blendender Gegenverkehr nebst einer Irritation auch physische Schmerzen. Dr. med. Peter Raak weiss um dieses Problem: «Dies ist oft das erste Symptom und ein Indikator für einen beginnenden grauen Star.» Gemäss Raak ist dabei die Augenlinse nicht mehr klar, sondern eingetrübt. Einfallendes Licht werde derart gestreut, dass man es «als störende Blendung wahrnimmt». «Es ist wichtig, Alterserkrankungen wie grünen oder grauen Star in regelmässigen Kontrollen so früh wie möglich zu erkennen», betont Raak. Dann seien sie «gut behandelbar».

INTERVIEW

Herr Dr. Raak: Manchmal ist das Sehen in der Dämmerung so limitiert, dass man gar nichts mehr sieht, was liegt hier vor?

Wenn die Sehfähigkeit im Dunkeln bis zur Nachtblindheit nachlässt, handelt es sich um Hemeralopie. Bei den Betroffenen ist die Fähigkeit der Augen, sich an die Dunkelheit anzupassen, beeinträchtigt.

Was sind die Ursachen?

Die Ursachen sind vielfältig. Es können unterschiedliche Augenerkrankungen zur Einschränkung des Dämmerungssehens führen. Aber Nachtblindheit kann auch als eigenständige Erkrankung auftreten. Sie ist zum Beispiel angeboren und hat einen genetischen Hintergrund. Die ausgeprägteste Form ist die Retinopathia pigmentosa, eine vererbbare Netzhauterkrankung.

Was wird bei Problemen mit dem Dämmerungssehen untersucht?

Bei Verdacht auf Hemeralopie gibt es eine Abklärung des Gesichtsfelds und der Empfindlichkeit der Sehfunktion. Das Dämmerungssehen und die Blendempfindlichkeit werden mit Nyktometern ermittelt, diese sind aber nicht in allen Augenpraxen verfügbar.

Dank regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen können Augenkrankheiten frühzeitig erkannt und behandelt werden.

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