Baldrian (Valeriana officinalis) aus der Familie der Baldriangewächse (Valerianaceae).

Katzen im Rausch des Dufts

Man sagt, Katzen seien – obwohl von Natur aus Fleischfresser – ganz verrückt nach dem Kraut. Sie lieben den besonderen Duft der Pflanze und wo Vorlieben von der Wirtschaft entdeckt werden, stehen entsprechende Produkte zum Kauf. Für Katzen gibt es zum Beispiel Baldriankissen. Diese werden von den Samtpfoten geherzt, mit ihnen wird gekuschelt und gespielt. Das können Katzenliebhaber gut beobachten.
Allerdings reagieren die Tiere sehr unterschiedlich auf den Pflanzenduft. Die einen wirken ganz aufgeregt und andere eher beruhigt. Weniger leicht ist die Pflanzenwirkung auf wild lebende Katzen zu beobachten, aber Löwen, Geparde und Tiger lieben den Baldrian auch. Der Grund für die Vorliebe ist leicht gefunden: Baldrian enthält Alkaloide, die den Sexuallockstoffen der Katzen ähnlich sind. Die Liebe geht durch den Magen; und wenn man jemanden gut mag, riecht man ihn gern. Baldrian-Spielzeuge versetzen die Katzen in einen Liebesrausch.

Beruhigende Wirkung des Baldrians

Die ganze Welt der Natur ist voll von Düften, Lockstoffen und wohlriechenden Parfüms. In der menschlichen Nase riecht Baldrian allerdings nicht besonders gut, sondern eher etwas mufflig und abgestanden. Die medizinisch interessanten Inhaltsstoffe stecken in der Wurzel der mehrjährigen Pflanze. Die beruhigende Droge riecht stark, was der in ihr enthaltenen Isovaleriansäure zu verdanken ist. Zieht man eine frische Wurzel aus dem Boden, so riecht sie nach gar nichts. Erst durch den Trocknungsprozess entsteht die stark riechende Säure.

«In der Medizingeschichte der natürlichen Heilmittel ist Baldrian über Jahrhunderte als wirksames Beruhigungs- und Schlafmittel vertreten.»
Judith Dominguez

Die berühmten Ärzte und Gelehrten wie Hippokrates, Plinius oder Galen beschrieben das Kraut und seine Heilwirkung. Auch Hildegard von Bingen hielt grosse Stücke auf die Wurzel.

Allerdings hatte Baldrian früher nicht nur eine wichtige Bedeutung in der Heilkunst, sondern auch in der Magie. Die Wurzel, um den Hals gebunden, vertrieb den Teufel, verbannte Hexen und hielt einem die Pest vom Leib. Baldrian war ein Bestandteil des berühmten Theriak, der bekanntlich gegen alles geholfen haben soll.

Man kann mit Recht behaupten, der Baldrian sei eine der wichtigsten Pflanzen, die es als Medikament in die offizielle Schulmedizin geschafft haben.

Anerkanntes Heilmittel

Der Bedarf an Baldrianwurzeln für die Herstellung von Tinkturen und Dragees ist gross; denn selbst studierte Ärzte verschreiben das Mittel oft. Die Baldrianwurzel und ihre Wirkung sind offiziell anerkannt. Es gibt den Baldrian in unterschiedlicher Verabreichungsform. Die Baldriantropfen sind ein alkoholischer Wurzelauszug. Es gibt zudem Dragées, Kapseln, Pulver, Säfte, Badezusätze oder Tees. Allen diesen Produkten gemeinsam ist die Wirkung: Baldrian fördert den Schlaf, wenn man ihn wie jede Schlaftablette vor dem Zubettgehen einnimmt.

«Mit seiner sanften Wirkung ist den Baldrian aber auch tagsüber als Mittel gegen Angst, Unruhe, Prüfungsangst oder Nervosität geeignet.»
Judith Dominguez

Viele pflanzliche Sedativa enthalten neben der Baldrianwurzel noch andere Heilpflanzen. Zu diesen Mischungen gehören zum Beispiel Hopfenzapfen, Melissenblätter oder Passionsblumen.

Obwohl Baldrian ein ganz natürliches Heilmittel ist, kann es Nebenwirkungen haben: Es gibt Menschen, die auf die Inhaltsstoffe mit Hautausschlägen allergisch reagieren. Bekannt sind in seltenen Fällen Magen-Darm-Beschwerden. Wird das Präparat abgesetzt, verschwinden die Beschwerden bald von alleine wieder. Die Nebenwirkungen sind zum Glück selten und Baldrianpräparate meist so harmlos, dass sie selbst während einer Schwangerschaft ohne Bedenken angewendet werden dürfen.