Sauerhonig ist ein uraltes Mittel zur Stärkung der Abwehrkräfte. Das wussten schon die Menschen in der Antike zu schätzen. Mit nur wenigen Handgriffen lässt sich das wiederentdeckte Hausmittel selbst herstellen.

Was ist Oxymel?

Oxymel? Der Name klingt irgendwie … nach einem urzeitlichen Meerestier, das einst in der Tiefe des Ozeans lebte – blind, bleich und inzwischen ausgestorben. Oder nach einem fiesen chemischen Mittel, mit dem sich hartnäckige Flecken aus Kleidung entfernen lassen. Hinter dem sperrigen Begriff könnte sich aber auch ein Schwarzes Loch verbergen, das sich irgendwo im Nirgendwo an Materie verschluckt hat und die Wissenschaft vor Rätsel stellt.

Doch mitnichten: Der Begriff «Oxymel» steht für ein altbewährtes, irdisches Mittel zur Stärkung der Gesundheit. Sein Name setzt sich aus den griechischen Worten «oxy» und «mel» zusammen, was so viel bedeutet wie «sauer» und «Honig».

Das Beste aus Honig, Essig und Kräuterauszügen

Die Grundzutaten, aus denen Oxymel hergestellt wird, sind Honig und Essig. Beiden Lebensmitteln werden an sich schon wohltuende und heilende Wirkungen zugesprochen. So ist Honig unter anderem entzündungshemmend, verdauungsfördernd, schlaffördernd und antibakteriell. Zudem enthält das süsse Gold wichtige Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine, Aminosäuren und Enzyme. Manch eine*r nutzt Honig sogar als Wundauflage bei leichten Brandwunden, da gewisse Inhaltsstoffe die Gewebsregeneration fördern. Aber Achtung: Bei offenen Wunden ist von einer Behandlung mit Honig abzuraten! Hierfür sollte – wenn überhaupt – nur «medizinischer Honig» verwendet werden, der vorher steril gemacht wurde.

Wie Honig hat auch Essig wertvolle Inhaltsstoffe und entfaltet positive Eigenschaften: Bei äusserlicher Anwendung wirkt er zum Beispiel abschwellend und fiebersenkend. Wer kennt sie nicht, die altbewährten «Wadenwickel» vom Grosi? Bei innerer Anwendung stärkt Essig unter anderem den Stoffwechsel und hat positiven Einfluss auf die Cholesterin- und Blutzuckerwerte.

«Einzeln können Honig und Essig schon Positives bewirken, zusammen sind sie aber noch effizienter. Sie bilden ein Bollwerk gegen so manches Zipperlein und intensivieren gegenseitig ihre Wirkung, auch in antibiotischer Hinsicht.»
Susanne Lieber

Oxymel als natürliches Heilmittel

Ergänzend können dem potenten Gemisch Heilpflanzen, Kräuter und Gewürze hinzugefügt werden – je nach Belieben und Anwendungsgebiet: In Kombination mit Spitzwegerich ist Oxymel reizlindernd und eignet sich bei Husten und Halsschmerzen. Zusammen mit Hopfen entfaltet das Hausmittel wiederum eine schlaffördernde Wirkung. Und mit Salbeiblättern angereichert kann Oxymel bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum helfen oder auch Menstruationsbeschwerden lindern.

 

Grundrezeptur und Anwendung von Oxymel

  • 150 ml flüssiger Honig (naturbelassen und möglichst regional)
  • 50 ml Apfelessig (naturtrüb)
  • ½ Handvoll Kräuter oder Gewürze nach Wahl (frisch oder getrocknet)

Wenn die Kräuter frisch verwendet werden, diese erst waschen und etwas abtrocknen. Anschliessend zerkleinern und zusammen mit dem Honig und Essig in ein Schraubglas abfüllen. Das Gemisch rund drei Wochen und bei Raumtemperatur durchziehen lassen, dabei regelmässig schütteln. Danach die Flüssigkeit absieben und in eine Flasche füllen.

Dunkel und gekühlt gelagert ist das Oxymel rund ein Jahr lang haltbar.

Als Kur wird Oxymel über vier Wochen eingenommen – pro Tag ein Esslöffel pur oder mit Wasser verdünnt, vorzugsweise morgens vor dem Frühstück.

Hinweis: Generell ist es ratsam, vor Einnahme eines Naturheil- oder Arzneimittels einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren, um eventuelle Unverträglichkeiten oder Risiken auszuschliessen.

 

Ein wiederentdeckter Schatz der Naturheilkunde

Bereits in der Antike galt Oxymel als wirkungsvolles Naturheilmittel und sorgte nicht nur bei diversen Beschwerden und Krankheiten für Linderung oder gar Heilung. Sogar Athleten setzten auf die Kraft des sauren Honigtrunks und stärkten damit ihre Körper. Aus Überlieferungen geht hervor, dass auch Hildegard von Bingen um die Vorteile der mit Heilkräutern angereicherten Mixtur wusste. Das kostbare Know-how ging allerdings mit der Zeit verloren. Doch peu à peu erobert sich der Sauerhonig seinen Platz in der Naturheilkunde zurück.

So findet Oxymel inzwischen wieder bei unterschiedlichen Zipperlein und Beschwerden seine Anwendung: bei Atemwegserkrankungen wie Husten oder Nasennebenhöhlenentzündungen, bei Immunschwäche, Fieber, Verdauungsstörungen, bei Durchfall, erhöhten Cholesterinwerten, Krampfadern, Bluthochdruck, Ekzemen, Akne und und und.

Unabhängig von seiner therapeutischen Wirkungsbandbreite hat Oxymel zudem einen handfesten Vorteil: Es wird ohne Alkohol hergestellt. Deshalb ist es auch geeignet für Kinder und abstinente Erwachsene.

Oxymel als Sirup, Drink oder Salatdressing

Obendrein lässt sich Oxymel nicht nur zu Sirup oder einer Tinktur verarbeiten – auch als Salatdressing macht es sich prima. Hierfür wird etwa ein Esslöffel Sauerhonig mit zwei Esslöffeln (Oliven-)Öl gemischt und ganz nach Gusto mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Wer es etwas milder mag, kann das Ganze mit etwas Wasser verdünnen.

Doch damit nicht genug – mit Oxymel lassen sich sogar leckere Drinks zubereiten. Rezepte gefällig?

Erfrischender Drink mit Ingwer-Oxymel

Die Basis bildet Sauerhonig (siehe Grundrezeptur), der mit Ingwer angesetzt wurde. Hierfür wird frischer Bio-Ingwer (mittlerweile wächst Ingwer auch in der Schweiz!) geschält, in feine Scheiben geschnitten und mit Honig und Apfelessig vermengt. Alles drei Wochen durchziehen lassen.

2–3 Esslöffel des fertigen Ingwer-Oxymels in einem Glas mit sprudelndem Mineralwasser (wahlweise Ginger Beer) aufgiessen und mit viel Eis servieren. Dekoriert wird das Ganze mit drei hauchdünnen Scheiben Ingwer.

Joxymel: Oxymel trifft auf Johannisbeeren

(Rezept für 2 Gläser)

  • 2 dl Schwarzer Johannisbeersaft (100% Direktsaft)
  • 2 dl Mineralwasser
  • 4 EL Ingwer-Oxymel
  • 1 EL frischer Limettensaft

Kann kalt mit Eis oder auch warm serviert werden.