Nach Meinung von Noah Frehner, diplomierter Drogist HF und Naturheilpraktiker Ten in Ausbildung, erlebt die Naturheilkunde in den letzten Jahren eine Wiedergeburt. Im Interview spricht er über Heilkräuter und -pflanzen mit antibiotischer Wirkung und gewährt mir einen Blick in seine Hausapotheke.

Leider sind Pflanzen, die früher wichtige Heilkräuter waren, aus dem Gedächtnis vieler Menschen verschwunden. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Als durchaus logisch. Früher bedienten sich Mediziner naturbelassenen Heilkräutern und Knollen mit antibiotischer Wirkung. Später gingen sie dazu über, die einzelnen Wirkstoffe zu isolieren. Heutzutage wird vermehrt auf das Vielstoffgemisch zurückgegriffen. Somit erhält unser Organismus im Kampf gegen Viren und Bakterien nicht nur einen, sondern mehrere Impulse für den inneren Antrieb.

Welchen Stellenwert hat die Naturheilkunde heute noch?

Tagtäglich bin ich mit Kunden in Kontakt, die sich für möglichst natürliche Lösungen für Ihre Gesundheit interessieren – Tendenz steigend. Das freut mich als Drogist und angehender Naturheilpraktiker sehr. Ich bin der Meinung, dass die Naturheilkunde in den letzten Jahren eine «Wiedergeburt» erlebt.

Eines der Heilkräuter mit antibiotischer Wirkung ist der Mönchspfeffer. Früher wurde er Mönchen verordnet, damit sie ihre Libido in den Griff bekommen. Heute gilt die Pflanze vor allem als Frauenheilmittel. In welchen Bereichen wird der Mönchspfeffer eingesetzt?

Heutzutage wird Mönchspfeffer vorwiegend beim prämenstruellen Syndrom der Frau eingesetzt. Dabei handelt es sich um komplexe, körperliche und emotionale Beschwerden im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus. Der Mönchspfeffer wirkt regulierend auf den Hormonhaushalt und kann so bei Symptomen wie Verstimmungszuständen, Brustspannen oder Bauchkrämpfen helfen.

Wiedergeburt der antibiotischen Naturheilkunde
Getrockneter Mönchspfeffer (vitex agnus castus)

Eine weitere Heilpflanze mit antibiotischer Wirkung ist der Beifuss. Was bewirkt er und in welcher Form ist das Kraut am effektivsten?

Es gibt zwei Arten von Beifuss. Den einjährigen Beifuss (Artemisia annua) und den gemeinen Beifuss (Artemisia vulgaris), auch Gewürzbeifuss oder gewöhnlicher Beifuss genannt. Der einjährige Beifuss beispielsweise kommt unter anderem in der Corona- und Krebsforschung und bei Malaria zum Einsatz. Die Bitterstoffe des gewöhnlichen Beifusses regen die Bildung von Verdauungssäften an. Auf diese Weise unterstützen sie die Verdauung.

Auch ätherische Öle dienen als Antibiotikaersatz. Salbei und Thymian schmecken nicht nur in Salaten. Ihnen wird auch eine heilende Wirkung bescheinigt.

Ätherische Öle sind unter anderem für ihre antibiotische Wirkung bekannt. Salbei und Thymian haben einen hohen Gehalt an ätherischen Ölen. Salbei kommt oft bei Halsschmerzen zum Einsatz. Die ätherischen Öle wirken antibakteriell und antiviral. Der Thymian eignet sich als Schleimlöser.
Auch als Tee entfalten beide Pflanzen ihre antibiotische Wirkung: Hier gilt: «Weniger ist mehr.» Eine Überdosierung beispielsweise vom Salbei führt zur Austrocknung der Schleimhäute.

Wiedergeburt der antibiotischen Naturheilkunde

Nicht nur Kräuter, auch Knollen und Wurzeln laufen dem Antibiotikum den Rang ab. Der Ingwer wurde im Jahr 2018 zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Erstaunt Sie das?

Absolut nicht. Ingwer ist ein Wurzelstock, der durch die Küche als Heilpflanze berühmt wurde. Er eignet sich bei Übelkeit. Seine wärmende Eigenschaft für Hals und Magen ist erwähnenswert. Ein Stück Ingwer in der Dicke eines Daumens auf einen Liter Tee ist ideal. Ingwer in biologischer Qualität können Sie bedenkenlos ungeschält verwenden.

Weniger bekannt ist die antibiotische Wirkung von Andorn. Früher als beliebteste Heilpflanze Europas gefeiert, ist er heute nur noch Fachleuten ein Begriff. Woher kommt das?

Nach heutigen Standards besitzt Andorn meiner Meinung nach zu wenig an wirksamen Stoffen wie beispielsweise Scharfstoffen, Bitterstoffen und ätherischen Ölen. Diese sind es, die zum Beispiel den Ingwer zu einer beliebten Heilpflanze machen. Diese Standards mögen ein Grund dafür sein, dass bei uns in der Schweiz derzeit noch rund 100 Kräuter genutzt werden.

Auch die Knoblauchknolle macht ihrem Namen als «Killer» alle Ehre. Dies nicht nur als Geschmacksverstärker. In welcher Form macht sich das medizinisch bemerkbar?

Der Knoblauch wird in erster Line wegen seinem positiven Einfluss auf die Blutwerte eingesetzt.

Welche Wunderwaffe hat der künftige Naturheilpraktiker Noah Frehner in seiner natürlichen Hausapotheke?

Meerrettich durch das Senföl, wie auch die Kapuzinerkresse sind meiner Meinung nach die zwei Pflanzen der letzten drei Jahre mit antibiotischer Wirkung. Sie wirken besonders bei Bronchitis und Lungenentzündung antibiotisch. Auch zur Bekämpfung von Blasenbeschwerden eignen sich beide sehr gut.