Heutzutage gilt das Winterschwimmen immer mehr als moderner wie populärer Outdoor-Ausdauersport. Doch bereits 400 Jahre vor Christus gab es erste Vermutungen über die Vorteile des Kaltwasserschwimmens. Trotz aller positiver Gesundheitseffekte ist es aber nicht ganz ungefährlich.
Im Jahre 1790 beschrieb Dr. James Currie erste Effekte von Kaltwassertauchen und Hypothermie beim Menschen. Modernes Freiwasserschwimmen begann 1810 mit Lord Byron, der durchs Meer von Europa nach Asien schwamm. In nordischen Ländern ist Winterschwimmen eine regelmässige Aktivität.
Kälte wie Training führen zu Stressreaktionen im Körper mit Freisetzung von Stresshormonen, kurzem Anstieg der weissen Blutzellen, gefolgt von einer Abnahme, wenn das Zielgewebe (z.B. die Haut) erreicht wird.
Bisher ist unklar, ob im Körper effektiv eine Zellzunahme stattfindet, oder ob es lediglich eine Umverteilung gibt. Erwiesen ist, dass Winterschwimmer*innen in Studien 40 Prozent weniger obere Atemwegsinfektionen zeigten und dies mit milderen, kürzeren Verläufen und signifikant weniger Arztbesuchen.
Doch häufiges langes Kältezittern während und nach dem Schwimmen kann ohne ausreichende Erholung schädlich sein. Intensive Belastungen (mehr als 80 Prozent VO2max – maximale Sauerstoffaufnahme) können zum Absterben weisser Blutzellen führen und – gekoppelt mit höherem O2-Verbrauch – chronisch physiologischen Stress sowie eine Immunschwäche auslösen. Die optimale Dosis «Kälteexposition» ist noch nicht klar.
Bei Rheuma, Fibromyalgie, Asthma, schwerer Depression oder Angstzuständen zeigte sich ein besseres allgemeines Wohlbefinden nach dem Aufenthalt in der Kälte. Antidepressive Effekte waren sofortige Stimmungsaufhellung, Symptomabnahme und eine Reduktion der Medikation.
Ferner können vereinzelte Expositionen die Schmerzwahrnehmung reduzieren. Weitere positive Einflüsse sind etwa reduzierter Blutdruck und Optimierung der Blutfette.
Vor allem für Unerfahrene und Untrainierte ohne eine gute Anpassung kann Winterschwimmen aber tödlich enden.
Gefahren sind Ertrinken, abnehmende Schwimmeffizienz, Unterkühlung, Lungenödem oder neurogener Kälteschock. Ein Kälteschock kann zu Lungenkontraktion, Hyperventilation mit Kontrollverlust über die Atmung, ineffizientem Schwimmen, atmungsbedingter Muskelermüdung, reduziertem Blutfluss im Gehirn mit Desorientierung bis Ohnmacht, schnellem Anstieg von Puls und Blutdruck sowie peripherer Gefässverengung führen. Zudem treten Probleme im Zusammenhang mit Muskeln und Knochen auf wie eine Unterbrechung der Nervenleitung.
Es kommt zu erhöhter Sensitivität der Schmerzrezeptoren und verlangsamtem Stoffwechsel in den Zellen. Dadurch nehmen die Muskelkraft in Relation zur Muskeltemperatur ab (4 bis 6 Prozent pro Grad ab 30° Celsius) und das Ertrinkungsrisiko zu. Zunehmende Unterkühlung beeinflusst den Stoffwechsel und die Funktion der Zellen mit Störungen der Blutstillung, Übersäuerung des Körpers, Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten und Herzrhythmusstörungen. Beim Schwimmen hat die Aktivität selbst Einfluss auf die Reduktion der Körperkerntemperatur, zusätzlich verliert man Wärme ans Wasser.
Alles in allem aber kann Winterschwimmen – richtig vorbereitet und im Team – eine bereichernde Erfahrung mit positiven Effekten für Ihre Gesundheit sein.