Menschen baden, um den Körper zu reinigen, sich zu erfrischen und zu entspannen.

Unsere ganz frühen Vorfahren erfrischten ihren Körper in natürlich vorkommenden Gewässern. Sie tauchten ins kalte Flusswasser ein, schwammen im See oder sprangen ins schäumende Meer. Doch natürliches Badewasser ist überall in der Nähe der eigenen Wohnhöhle zu finden. Deshalb bauten sich die Menschen früher schon bald eigene Badehäuser. Die Römer legten zahlreiche Heilbäder an, die teilweise noch heute von Bedeutung sind. Baden-Baden und Wiesbaden gehören dazu oder das in der Schweiz liegende Baden. Diese Orte waren so sehr mit dem Wasser und Heilkuren verbunden, dass sie das Baden bis heute im Ortsnamen tragen.

Für die moderne Bäderheilkunde gibt es sogar ein lateinisches Fachwort: Balneologie ist die Lehre der Entstehung, Gewinnung und Anwendung von Kurmitteln wie Heilwasser. Dazu gehören sowohl der Bau und die Installationen von Heilbädern als auch die chemische Zusammensetzung des Heilwassers und dessen medizinische Anwendungsmöglichkeiten.

Heilwasser

Die therapeutische Anwendung von Heilwasser hat eine lange Geschichte und ist von der Schulmedizin als Behandlungsmethode auch heute anerkannt. Allerdings muss das verwendete Wasser gewisse Kriterien erfüllen und als physikalische Therapie gelten.

«Verwendet wird Wasser mit vielen Mineralien und Spurenelementen. Ideal, wenn diese Mineralstoffe natürlicherweise in Thermalquellen vorkommen.»
Judith Dominguez

Von Solebädern spricht man, wenn der Salzgehalt des Wassers eine bestimmte Konzentration aufweist. Das Wasser enthält neben gewöhnlichem Natriumchlorid, das man auch als Kochsalz verwendet, meist Kalzium, Kalium, Magnesium und eine ganze Menge Spurenelemente.

Sie eignen sich ganz besonders für Menschen mit Rheuma und Hautproblemen. Natürlich vorkommendes Solewasser wirkt antibakteriell und hilft deshalb gegen jegliche Entzündungen der Haut. Das Wasser mildert den Juckreiz bei Neurodermitis oder Schuppenflechte. Zudem steigen salzhaltige Dämpfe auf und diese werden beim Baden inhaliert. Auf diese Weise werden Entzündungen in den Atemwegen vermindert und das Atmen zum Beispiel bei Asthma erleichtert.

Das Regenwasser versickert im Boden. Ist dieser reich an Mineralstoffen wie zum Beispiel Jod, so lösen sich die Salze im Wasser. Bäderkurorte sind demnach in Landschaften mit mineralreichen Böden zu finden.

Ist das Wasser zudem noch warm, spricht man von Thermalquellen.

Neben den gewöhnlichen Solebädern haben solche mit hohen Schwefelanteilen eine besondere Wirkung. In zahlreichen Studien wurde die heilende Wirkung auf chronische Erkrankungen der oberen Atemwege, der Ohren und der Leber nachgewiesen.

Allerdings sind Schwefelbäder nicht jedermanns Sache; denn leider riechen sie nicht besonders gut. Der Duft nach faulen Eiern ist unverwechselbar; und weil er stinkt, wurde Schwefel immer als Zeichen des Teufels gesehen. Vielleicht wirken Schwefelbäder deshalb teuflisch gut.

Hat es Brom und Magnesium im Badewasser, strafft das die Muskulatur und vermindert Wadenkrämpfe. Mineralreiche Bäder sind zudem bei Osteoporose und Arthrose zu empfehlen.

Kuren als Therapiemöglichkeit

Kurorte bieten nicht nur Heilbäder an, sondern gleichzeitig ein gesundes Klima und verschiedene Therapiemöglichkeiten. In früheren Zeiten war das Kuren bei der Oberschicht schon fast ein Muss. Seebäder liegen am Meer und Badekurorte verfügen über eine bestimmte Art von Heilwasser. Das tschechische Karlsbad hat zum Beispiel eine berühmte Vergangenheit: Schon im 14. Jahrhundert waren die Thermalquellen mit ihrer Heilwirkung in ganz Europa bekannt. Kaiser Karl erholte sich dort gern von den anstrengenden Regierungsgeschäften, und der russische Zar Peter der Grosse förderte den Badebetrieb aktiv. Deshalb wurde der Kurort damals als Königsstadt bezeichnet.

«In Karlsbad wurde nicht nur im Wasser gebadet, sondern man trank es auch als heilende Tinktur. Diese Kombination der Therapie ist heute noch in vielen Kurorten üblich.»
Judith Dominguez
Badekuren: Entspannung pur

Zwar schmeckt das Heilwasser nicht besonders gut. Es ist salzig und hat es Schwefel drin, stinkt es ein bisschen. Doch für die Gesundheit lohnt es sich allemal, täglich ein paar Schlucke davon zu trinken.

Solebäder geben dem Körper Auftrieb, und man kann sich darin sehr viel leichter bewegen als an der Luft. Das ist gut für die Gelenke und den gesamten Bewegungsapparat. Die salzhaltigen Bäder helfen zudem gegen Verdauungsbeschwerden und Stoffwechselstörungen, wie zum Beispiel die Zuckerkrankheit.

Reiches Europa

Auch in Baden-Baden trafen sich die Adligen; und weil diese viel Zeit und Geld hatten, gab es in der Stadt neben den Bädern und Grandhotels Spielkasinos. Wie viele andere Kurorte wusste die Stadt ihr heilendes Wasser in bares Gold umzuwandeln. Schon im Mittelalter wurden Kurtaxen eingeführt und damit die Staatskasse gefüllt. Im schweizerischen Baden ging es nicht ganz so nobel zu wie im benachbarten Ausland. Die Römer legten hier die ersten Thermalquellen an, und es entstand ein eigenes Bäderquartier mit vielen Herbergen und Hotels.

Europa ist reich an Bäderkurorten. In Budapest gibt es viele Thermalbäder und Heilquellen, und im italienischen Abano wimmelt es von Schwimmbädern, die mit Thermalwasser gefüllt sind. Österreich kann mit zahlreichen Badeorten ganzjährig Touristen anlocken und in Kroatien befinden sich weltbekannte Seebäder. Alle diese Kurorte sind für Menschen mit Rheuma geeignet oder während der Rekonvaleszenz nach Knochenbrüchen.

Ergänzende Therapien

An Kurorten werden ergänzende Therapien wie Massagen, Sauna und Physiotherapie angeboten, sodass für jedes Bedürfnis ein mass­geschneidertes Gesundheitspaket geschnürt werden kann. Nicht zu vergessen die kulinarische Verwöhnungskur: Die meisten Bäderorte legen viel Wert auf gesunde Ernährung und bieten entsprechend natürliche Speisen und Getränke an. Für Menschen mit Gewichts­problemen sind aus diesem Grund Badekuren kombiniert mit einer Ernährungsberatung sehr hilfreich.

Gegen Alltagsstress und Verspannungen

Kuren ist noch immer eine anerkannte Heilmethode, inzwischen aber auch bei gesunden Menschen beliebt. Das hat wohl mit dem stressigen Alltag in unserer Zeit zu tun. Alles wandelt sich schnell, eilt vorwärts und wir Menschen müssen uns so oft neuen Herausforderungen stellen wie nie zuvor in der Geschichte. Deshalb ist das Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung gross. In heilendem Thermalwasser fühlt man sich wohlig warm und ein bisschen herumplanschen ist allen stressgeplagten Zeitgenossen sehr zu empfehlen. Die sanfte Bewegung des Körpers beim Planschen ist genau das Richtige, um dem Alltag zu entkommen und neue Energie zu tanken.

«Planschen hat etwas Meditatives, Beruhigendes und mobilisiert die mentalen Kräfte. Warmes Wasser reinigt nämlich nicht nur unseren Körper, sondern auch die Gedanken. Für einmal geht es nicht um Schnelligkeit und Kraftanstrengung, sondern darum, sich zu beruhigen.»
Judith Dominguez
Badekuren: Entspannung pur

Die Muskulatur wird im Thermalbad entspannt. Das hilft Menschen, die tagaus, tagein vor einem Bildschirm hohe Stapel von Aufgaben abarbeiten. Die Hände stundenlang auf der Tastatur verspannen den Nacken und die Schultern. Leichte, kreisende Bewegungen im warmen Wasser lösen diese wieder und lindern die Verspannungsschmerzen.

Gleichzeitig wird der Kreislauf durch das Baden angeregt und die Venenfunktion verbessert sich. Das Gewebe in den Extremitäten wird entwässert und die Durchblutung aktiviert. Sich im warmen Wasser zu erfreuen, wirkt gut gegen zu hohen Blutdruck und reduziert Stresshormone. Wo könnte man sich besser vom Alltag mit seinen Sorgen und Nöten erholen, als in einem schön gelegenen Kurort, einem heimeligen Umfeld und im salzigen Nass eines schönen Thermalbeckens?