Die Birke mit ihrem schlanken, weissen Stamm und den überhängenden Zweigen kennt jedes Kind. Sie ist ein Frühlingsbaum, ein Symbol der wiedererwachenden Natur. Astrologisch untersteht sie dem Mond – die weisse Rinde deutet darauf hin – und, bei soviel Schönheit und Anmut nicht überraschend, der Venus.

Die Birke: Helferin im Alltag

Ihre Heimat ist der Norden, wo sie ganze Wälder bildet und wo es früher einen eigentlichen Birkenkult gab. Birkenzweige sollten Fruchtbarkeit bringen und Hexen abwehren, Schamanen nutzten sie in ihren Heilritualen.

Aber die Birke war auch Helferin im Alltag, sie ist es bei den Sami teilweise noch heute. Sie spendete Feuerholz, das sich selbst in feuchtem Zustand gut entzünden liess. Mit dem Zunderschwamm, der auf Birken wächst, war das geeignete «Feuerzeug» auch gleich zur Hand. Aus den Reisern wurden Besen gebunden, die Blätter setzte man medizinisch ein, aber auch zum Gelbfärben der Wolle. Aus der Rinde liessen sich Taschen und Becher herstellen, auch zum Gerben von feinem Leder war sie geeignet. Nicht zuletzt wurde die weisse Rinde als Schreibpapier genutzt.

«Einige der Anwendungen reichen bis in prähistorische Zeit zurück: Birkenteer zum Beispiel war in der Steinzeit ein wichtiger Klebstoff, um Steinspitzen an Schäfte oder Steinmesser an Griffe zu montieren.»
Ursula Glauser-Spahni

Vitalisierende Frühlingskur

Das Wissen um den gesundheitlichen Nutzen hat sich bis heute erhalten. Jetzt im Frühling hilft uns die Birke (Betula pendula), dieser Symbolbaum der erwachenden Natur, die Müdigkeit und Schlacken des Winters zu vertreiben. Der frische Birkensaft hat eine vitalisierende und entschlackende Wirkung. Er wird gewonnen, indem man eine kräftige Birke anbohrt. Nach diesem «Aderlass» verschliesst man das Bohrloch wieder, damit die Birke keinen Schaden nimmt.

«Baumschonender und ebenso wirksam ist die Frühlingskur mit Tee aus jungen Blättern.»
Ursula Glauser-Spahni

Oder man geniesst diese einfach in einem Frühlingssalat.

Die Blätter enthalten Saponine, Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherisches Öl, Flavonoide und die Mineralstoffe Kalium und Kalzium. Sie wirken harntreibend, entwässernd, nieren- und stoffwechselanregend, entsäuernd und entgiftend.

Hängebirke (Betula pendula)

Heilwirkung bei Blasen- oder Hautproblemen

Blasenentzündung, Nierenentzündung, Harngriess, Gicht und Rheuma sind die häufigsten Anwendungsgebiete. Selbst bei längerfristiger Anwendung sind Birkenzubereitungen unschädlich und reizen die Nieren nicht.

Die frische Rinde wurde äusserlich für Waschungen bei Ekzemen, Milchschorf und Flechten eingesetzt. Auch als Haarwasser waren Birkenauszüge weit verbreitet. Aus dem Birkenholz wurde durch trockene Destillation Birkenholzteer gewonnen, der medizinisch bei parasitären Hautkrankheiten Verwendung fand.

Neueste Forschungsergebnisse

Selbst die moderne Forschung hat sich der Birke wieder angenommen.

«Betulin aus der Birkenrinde ist entzündungshemmend, antiviral, antibakteriell und tumorhemmend.»
Ursula Glauser-Spahni

Betulinsäure hemmt das HIV-Virus und regt die natürliche Apoptose, den programmierten Zelltod, bei Tumorzellen an, insbesondere bei Haut- und Hirntumoren und bei Leukämie. Man darf gespannt sein, ob diese Forschungsergebnisse zu einer  medizinischen Anwendung führen.

Schilddrüse natürlich aktivieren

Als Venuspflanze unterstehen der Birke die Nieren, die Venen, die Geschlechtsdrüsen (zusammen mit Mars) und die Schilddrüse. In der Entwicklung des Menschen beeinflusst Venus vor allem die Lebenszeit von 14 bis 21 Jahren. Ihr untersteht die Pubertät, dieser oft schwierige Übergang vom Kind zum Erwachsenen.

Die schmetterlingsförmige Schilddrüse sitzt auf der Luftröhre und produziert verschiedene Hormone, die den Energiestoffwechsel in den Körperzellen anregen und das Knochenwachstum, die Organreifung und die Vernetzung der Neuronen im Hirn steuern. Auch der Wasser- und der Salzhaushalt unterstehen der Schilddrüse. Die Nebenschilddrüsen, die eng mit der Schilddrüse verbunden sind, regeln den Kalziumstoffwechsel des Körpers.

Heilwirkung bei Kindern und Jugendlichen

In der Gemmotherapie wird das Knospenmazerat der Hängebirke häufig bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt.

«Durch seine Wirkung auf die Schilddrüse und damit auf den Mineralstoffwechsel hilft es bei Wachstumsschmerzen, die mit einer Disharmonie im Kalzium- und Phosphatmetabolismus während des Knochenaufbaus zusammenhängen.»
Ursula Glauser-Spahni

Die schlechte Körperhaltung von Jugendlichen deutet oft auf diese Problematik hin.

«Weiter hilft die Hängebirke bei geistiger Müdigkeit der Jugendlichen, ist leicht antidepressiv und wirkt den Stimmungsschwankungen in der Pubertät entgegen.»
Ursula Glauser-Spahni

Harnwegsinfekte und Gelenksrheumatismus sind weitere Indikationen. Nach Infektionen kurbelt das Knospenmazerat die Entgiftung über die Niere an, leitet Toxine aus und hilft einem schneller wieder auf die Beine.

An Eleganz und Schönheit ist die Birke in der Baumwelt unübertroffen. Die Blättchen bewegen sich beim kleinsten Lüftchen. Die überhängenden Zweige wiegen sich im Wind, selbst der Stamm ist biegsam und tanzt im Sturm. Die Birke lehrt uns, flexibel zu bleiben, wenn uns ein rauer Wind entgegenbläst. Sie hilft uns, die Starrheit von Körper und Seele aufzubrechen, sie bringt kindliche Freude zurück – die fröhliche Energie, die im Frühling steckt.